Entschuldigungen

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Wir schwammen lange Seite an Seite dahin. Mit der Zeit wurde ich langsam erschöpft, aber da Nelly und Niki noch so energiegeladen wie zu Beginn waren, sagte ich nichts.

Endlich, es kam mir vor, als wären es Stunden gewesen, machten wir halt. Es war stockfinster, ich konnte genau gar nichts sehen, aber hören konnte ich leise, wunderschöne Musik.

„Wir sind da."

Sie bedeuteten mir, mich nicht von der Stelle zu rühren und schwammen ein paar Meter vor. Dann fing Viki an zu summen. Es war eine fremdartige Melodie, fließend und magisch. Nelly fiel mit ein und die Musik wurde zweistimmig. Gut zwei Minuten lang sangen die beiden.

Die Töne fesselten mich, ich fühlte mich wie in einer Trance.

Doch dann, plötzlich, färbte sich das Wasser vor mir unmerklich in ein dunkles Blau. Sofort verstärkte sich die Musik, wurde intensiver und lauter. Das Blau wurde heller und heller, bis es fast das eisblau meiner Augen erreicht hatte. Auch ein Grün hatte sich dazu gemischt, die Farben verflochten sich ineinander und bildeten einen perfekten Kreis.

Viki sah sich kurz vergewissernd um, doch es war niemand da. Nelly schwamm zum Portal und sagte etwas, dass ich nicht verstehen konnte.

Daraufhin machten sie mir Platz und nickten mir auffordernd zu.

„Wir haben dir ein Zeitfenster von einer Stunde verpasst. Bis dahin musst du wieder genau dort sein, wo du bei deiner Ankunft warst. Solltest du es da nicht schaffen, werden wir es nach drei weiteren Stunden noch einmal versuchen, und immer so weiter. Aber komm wenn möglich mit dem Ersten!", sagte Nelly.

„Und Luft anhalten!", fügte Viki hinzu und kicherte.

Ich atmete tief durch. Das würde ich schaffen. Augen zu und durch.

Ich schwamm näher heran, wurde von einem Sog erfasst und im nächsten Moment war ich unterwegs.

Diese Art zu reisen war mit nichts anderem vergleichbar. Am ehesten fühlte es sich wie in einer sehr steilen Wasserrutsche an, allerdings eine, wo man vollkommen unter Wasser war und sich ohne Unterlass um die eigene Achse drehte. Doch mir wurde nicht schwindelig davon. Eigentlich war es sogar ziemlich angenehm. Es war viel besser als apperieren.

Die Fahrt endete genau zu dem Zeitpunkt, wo ich langsam in Atemnot kam. Der Sog nach vorne verschwand, ich stand wieder still und dann brach mein Kopf durch die Wasseroberfläche.

Ein Hustenanfall überkam mich und ich schmeckte Salz auf meiner Zunge. Meerwasser!

Nachdem das Adrenalin sich langsam verflüchtigt hatte, sah ich mich um. Ich befand mich in einer sehr weiten Bucht, einige Kilometer weiter weg war eine Großstadt. Das Ufer war nur wenige Meter entfernt und ich schwamm sofort an Land.

Ich erinnerte mich an die Worte von Nelly und sah zurück. Das Portal war genau zwischen zwei schroffen Felsen, dass konnte ich mir merken.

Ich trocknete mich schnell ab und stapfte einen Trampelpfad hinauf. Es nieselte und die Sicht war schlecht, doch schon nach nur wenigen Minuten entdeckte ich die Silhouette eines großen Hofes, umgeben von Schafweiden und einer Pferdekoppel.

Die Pfützen vermeidend ging ich auf das Gebäude zu und betrat zögerlich durch ein offenes Tor den Innenhof. Mit einem schnellen Blick verschafft ich mir einen flüchtigen Überblick. In der Mitte des Platzes wuchs ein verkrüppelter Baum, in einem Korb auf einem Fensterbrett schlief eine fette Katze und aus einer Stalltüre kamen zwei muskulöse Jungen von etwa 20 Jahren, die mich unter der schützenden Überdachung ausgiebig betrachteten. Der Eine war klein und schwarzhaarig, der Andere, Größere hatte hellrote Haare.

A Slytherin's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt