Zurück nach Hogwarts

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An einem recht sonnigen Augustmorgen kamen die ZAG-Ergebnisse. Ria war diejenige, die die Schuleule entdeckte und sie kam mir, ich beendete gerade meinen langen, morgendlichen Spaziergang, mit dem höchst offiziellen Brief entgegen.

Mit leicht zittrigen Fingern brach ich das Hogwarts-Siegel und atmete tief durch, bevor ich mir das Blatt durch las.

ERGEBNIS DER ZAUBERERGRAD-PRÜFUNGEN

Bestanden mit den Noten: 

Ohnegleichen (O)

Erwartungen übertroffen (E)

Annehmbar (A)

Nicht bestanden mit den Noten:

Mies (M)

Schrecklich (S) 

Troll (T)


AURELIA DAPHNE GREENGRASS hat folgende Noten erlangt:

Astronomie: O

Pflege magischer Geschöpfen: O

Zauberkunst: O

Verteidigung gegen die Dunklen Künste: E

Zaubertränke: O

Muggelkunde: O

Alte Runen: O

Kräuterkunde: E

Geschichte der Zauberei: O

Verwandlung: O

Ich starrte auf die Noten. Ich hatte alles bestanden, das war mir klar gewesen. Aber ich hatte gleich acht Ohnegleichen! Ein Glücksgefühl breitete sich in mir aus und mit einem breiten Grinsen reichte ich mein Zeugnis an Mum weiter.

„Aurelia! Wie schön!"

Sie sah stolz aus.

„Zehn ZAGs, alle Achtung, mein Mädchen", sagte Dad und sogar Ria war beeindruckt.

„Toll, jetzt hab ich überhaupt keinen Druck, oder so", sagte sie mit einem selbstironischen Unterton.

Ich sah noch einmal auf meine Ergebnisse. Ich hatte gewusst, dass es in Kräuterkunde nicht so gut wie in den anderen Fächer gelaufen war, aber obwohl ich es versuchte, mich von dem Gegenteil zu überzeugen, war ich über das „E" in Verteidigung gegen die Dunklen Künste etwas enttäuscht.

Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte exzellente Ergebnisse, da musste ich mir gar nichts vormachen! Ich würde alles weitermachen können.


„Wie waren deine Ferien?", begrüßte Lewis mich mit einem strahlenden Lächeln am Gleis 9 ¾.

„Ganz okay. Und deine?"

„Schön", sagte Lewis gedankenverloren.

Aus einer plötzlichen Laune heraus, versuchte ich meine Legilimentik-Kräfte, die ich mir von Mum abgeschaut hatte, an meinem besten Freund. Ich war überrascht, wie leicht ich in seine Gedanken kam, ich war den kraftvollen Widerstand von Ria gewohnt.

Ich sah ein wunderschönes Haus mit Blick auf den wilden Atlantik, umgeben von einem Pinienwald. Die Sonne strahlte warm auf Lewis und Maxime, die im Meer schwammen und versuchten, sich gegenseitig unterzutauchen.

Schnell zog ich mich zurück. Ich wollte nicht in die Privatsphäre eingreifen.

Lewis starrte mich perplex an.

„Was war das?"

Ich lächelte geheimnisvoll und zog ihn mit mir in den Zug. Keine Sekunde zu spät, im nächsten Moment hörte man die Pfeifen und der Boden unter unseren Füßen setzte sich in Bewegung.

Ria kam hinter uns her getrottet.

„Habt ihr Emma gesehen? Oder Draco?"

Wir verneinten und sie schloss sich uns auf der Suche nach einem leeren Abteil an.


Ich entdeckte Draco schon bald und versuchte Ria den Anblick zu ersparen. Doch es war zu spät.

Ihre zuvor noch leuchtenden, braunen Augen verdunkelten sich, als sie ihn entdeckte. Sein Kopf lag auf Pansy Parkinsons Schoß, die ihm verträumt durch das weißblonde Haar strich.

„Hm", machte Ria dumpf, wandte sich abrupt ab und ging los.

Ihr schlanker Körper hatte sich angespannt, sie verschränkte die Arme im Gehen und die dunklen Haare verdeckten wie ein Vorhang ihr hübsches Gesicht. Ich kannte diese Symptome. So verhielt sich meine Schwester, wenn sie traurig oder verletzt war, es aber niemandem zeigen wollte.

Ich seufzte. Ria mochte Draco wohl trotz allem immer noch, auch wenn sie das nicht mehr mit so einer kindlichen Vergötterung zum Ausdruck brachte.

Genau in diesem Moment sah Draco auf, er erblickte Ria, wie sie davonlief.

Einen Moment lang schien er aufstehen zu wollen, doch ich bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. Du hast schon genug angerichtet, das sagte er.


„Wie sind deine Ergebnisse eigentlich?", fragte Lewis wenig später, um die unangenehme Stille in dem Abteil zu unterbrechen, das wir uns mit Ria gefunden hatten.

„Acht Ohnegleichen, Erwartungen übertroffen in Kräuterkunde und Verteidigung", erwiderte ich.

Lewis sah mich ungläubig an.

„Du kleine Streberin!"

Ich verdrehte die Augen.

„Ich habe nur ein Ohnegleichen in Pflege Magischer Geschöpfe. In Zauberkunst, Astronomie, Kräuterkunde... äh, und.. was noch? Ach ja, Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Verwandlung ein Erwartungen übertroffen, in Zaubertränke und Alte Runen nur ein Annehmbar. In Geschichte der Zauberei bin ich durchgefallen, aber wenn kümmerts?"

„Dann hast du..."

„Sieben ZAGs. Ich nehme Zaubertränke nicht weiter, ist nicht so meins. Und du machst alles weiter, stimmt's?"

Ich nickte und wandte nach einer Weile meinen Blick nach draußen, zu den Hügeln, die so typisch für Schottland waren. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Waren Edinburgh schon vorbei? Und mit der Stadt... auch Silver?

Ich hatte seit der offiziellen Rückkehr von Voldemort nicht mehr mit ihm gesprochen und irgendwie... vermisste ich ihn. Ich vermisste unsere Gespräche, unsere wissenschaftlichen Experimente und seine ansteckende Begeisterung, die er für beides empfand. Ich vermisste es, wie er in allem etwas fand, dass mich zum Lächeln brachte.

Wenn ich in Hogwarts ankam, würde ich sofort an meinem ersten freien Wochenende nach Edinburgh reisen.

„Lia?"

Ich blinzelte und wandte mich Ria zu, die mich aufmerksam musterte.

„Ja?"

„Woran hast du gerade gedacht?"

Ich zuckte ertappt zusammen.

„Nichts bestimmtes, warum?"

„Weil du so dämlich gegrinst hast", sagte sie mit einem spöttischen Lächeln.

Ich sah sie vernichtend an. Ich lächelte nicht dämlich. Warum sollte ich?

Doch mir entging es nicht, dass Lewis mich besonders scharf musterte und für den Rest der Fahrt überprüfte ich regelmäßig meine Spiegelung in der Scheibe.

A Slytherin's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt