Der Jänner wechselte in den Februar und mit ihm verschwand auch der Schnee, der einem eisig kalten Regen Platz machen musste, der das Gelände matschig und den See braun machte.
Unsere erste Apparierstunde, die alle Sechstklässler absolvieren durften, fand in der Großen Halle statt. Die langen Haustische waren beiseite geräumt, außer uns Schülern befanden sich fünf Erwachsene in der Halle, die vier Hauslehrer und ein Ministeriumszauberer.
Wir stellten uns alle so auf, dass wir vor uns etwa zwei Meter Platz hatten und lauschten darauf, wie der Apparierlehrer uns die Goldenen Dreierregel erklärte.
„Ziel, Wille, Bedacht! Schritt eins:", sagte er und ließ vor jedem von uns einen hölzernen Reifen erscheinen, „Fixieren Sie ihre Gedanken fest auf das gewünschte Ziel. In diesem Fall das Innere des Reifens."
Ich kniff angestrengt die Augen zusammen und konzentrierte mich mit so viel Kraft auf den Reifen, dass die Umgebung rund um mich herum schon verschwommen wirkte.
„Schritt zwei: Fokussieren Sie Ihren Willen darauf, den Raum, den Sie sich vorstellen, einzunehmen."
Ich runzelte die Stirn. Wie sollte ich mir das denn bitte vorstellen? Ich warf einen Blick hinüber zu Lewis, dessen zimtfarbenen Augen zu Schlitzen verengt waren. Er bemerkte mich noch nicht einmal.
„Schritt drei", meinte der Zauberer jetzt, „wenn ich den Befehl gebe, drehen Sie sich auf der Stelle und erspüren Sie Ihren Weg hinein ins Nichts. Bewegen Sie sich mit Bedacht!"
Ins Nichts hinein spüren? Wie sollte man sich denn bitte ins Nichts hinein spüren, da war ja nichts!
Als der Ministerumszauber bei „Drei!" angekommen war, machte ich eine zögerliche Pirouette, doch genau wie befürchtet passierte rein gar nichts.
Die ganze Stunde lang, drehte drehte ich mich immer wieder um die eigene Achse, ohne dass ich auch nur ein Kribbeln spürte. Meine anfängliche Aufregung war verflogen, mittlerweile war ich nicht mehr so begeistert von dem Gedanken an eine Apparier-Prüfung. Das Ganze war um einiges schwerer als erwartet.
Lewis hingegen verließ die Große Halle mit einem euphorischen Grinsen; er hatte es geschafft, zu apparieren.
„Hast du es gesehen, Lia? Ich bin appariert!", sagte er und wirbelte um mich herum.
„Das Ziel hast du allerdings nicht getroffen", sagte ich mit spitzer Stimme.
Lewis hielt inne und sah mich an.
„Schon gut, kein Grund, so gereizt zu sein!", sagte er beleidigt und wandte mir den Rücken zu.
Ich starrte meinem besten Freund hinterher. Noch nie, wirklich, noch nie, hatten wir uns gestritten. Es war mir immer unmöglich erschienen, dass Lewis auf mich sauer sein könnte, Lewis, der immer alles mit Humor nahm. Warum jetzt? Okay, mein Kommentar über seine Apparierkünste war vielleicht etwas unangebracht gewesen, aber warum lachte er nicht darüber und gab es mir zurück, so wie er es immer tat?
„Lewis! Verdammt, Lewis, warte!"
Ich eilte ihm hinterher.
„Es tut mir leid, okay? Jetzt sag mir, was mit dir los ist!", sagte ich und packte ihn an den Schultern. Lewis drehte sich zu mir um, ein seltsam gleichgültiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
„Nichts ist mit mir los."
„Lewis", zischte ich bedrohlich, „du sagst mir jetzt sofort, was dein Problem ist, wir sind Freunde!"
„Ach, sind wir das?", fragte Lewis und sah mich gespielt überrascht an. „Also ich muss dir alles über mich erzählen, aber von dir darf ich nichts wissen? Ist es das, was du Freunde nennst?"
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A Slytherin's Story
FanfictionLia Greengrass hat sich ihr Leben lang schon auf den Moment gefreut, wo sie endlich nach Hogwarts kommen und Zauberei lernen würde. Doch als der Sprechende Hut sie in das ihrer Ansicht nach wunderbare Haus Slytherin schickt, muss sie feststellen, da...