Am 30. Oktober war es endlich soweit. Der Unterricht endete früher, damit alle rechtzeitig draußen waren, um die Schüler der anderen Schulen zu begrüßen.
Beauxbatons kam als erstes an. Viele hatten bereits gerätselt, womit, aber niemand hatte mit der riesigen, fliegenden Kutsche gerechnet.
Hinter der wahrhaftig riesigen Schulleiterin Madame Maxime kamen die viel zu kühl bekleideten Schüler und Schülerinnen herausgeklettert – die prompt auch anfingen zu bibbern.
Als ich genauer hinsah, erkannte ich ein bekanntes Gesicht: Camille! Ich nickte ihr im Vorbeigehen zu und sie lächelte erfreut.
Durmstrang kam mit einem Schiff. Es tauchte einfach so aus dem See auf und ich musste unwillkürlich an Viki und Nelly unter Wasser denken. Ich hatte die beiden schon ganz vergessen. Hatten sie nicht sogar von einem unterirdischen Portal gesprochen?
Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit von einem der Durmstrang-Schüler abgelenkt. Denn das war nicht irgendjemand. Es war Viktor Krum!
Bei vielen Mädchen begann sofort aufgekratztes Gekreische, bei dem ich nur die Augen verdrehte. Ich hörte sogar, wie einige überlegten, ob Krum ihnen mit Lippenstift ein Autogramm geben würde.
Auch viele Jungs flippten bei dem Anblick des Suchers aus und riefen laut: „Krum! Krum!!"
Ich selbst machte mir nicht sehr viel aus diesem albernen Gehabe. Er war nur ein ganz normaler Mensch, wie wir alle.
In der Großen Halle ging es tumultartig zu. Die Beauxbatons-Schüler hatten sich an den Ravenclaw-Tisch gesetzt, Durmstrang kam zu uns.
Ich beobachtete, wie Krum unschlüssig da stand. Er schien zu überlegen, wo er sich hinsetzen sollte. Pansy bemerkte das allem Anschein nach auch und winkte ihn zu sich. Da sie aber nicht die einzige war, brachte ihr das nicht sehr viel.
Zu meiner großen Überraschung kam er auf mich zu.
„Ist da noch frei?", fragte er mit starkem Akzent.
Ich zuckte mit den Achseln.
„Klar. Setz dich."
Ich spürte die neidvollen Blicke der anderen und konnte mir gerade noch ein triumphierendes Grinsen verkneifen.
„Ich bin Draco Malfoy", ertönte Dracos Stimme vor mir.
Krum hob den Kopf und nickte Draco zu.
„Viktor Krum."
„Ich weiß. Ich habe das Spiel gesehen", erwiderte Draco.
Krum schien das nicht sehr zu interessieren, er drehte sich mir zu.
„Wie heißt du?"
„Lia Greengrass", sagte ich etwas reserviert.
„Hast du die Spiel auch gesehen?", fragte er ehrlich interessiert.
„Ja, hat sie, aber sie hielt zu Irland", mischte sich Lewis ein.
Krum sah zu ihm und zog die Augenbrauen zusammen.
„Das stimmt, was aber nicht heißt, dass ich nicht erkannt habe, wer den besseren Sucher hatte", erwiderte ich etwas beleidigt.
Krum lächelte und wandte sich seinem Essen zu.
„Wo liegt eigentlich Durmstrang?", fragte ich ihn nach einer Weile.
„Das darf ich nicht sagen. Aber ich bin Bulgare", kam sofort die Antwort.
„Ist es schön dort?", fragte ich ihn in seiner Sprache.
So kamen wir in ein interessantes Gespräch über Bulgarien und ich musste sagen, Krum war mir ehrlich sympatisch.
Kaum war ich aus der Großen Halle, wurde ich von allen Seiten belagert.
„Über was habt ihr gesprochen?"
„Warum hat sich Krum zu dir gesetzt?"
„Warum nicht zu mir?"
Ich gab keinen Kommentar dazu ab.
„Stehst du auf ihn?", fragte mich Ria leise.
Ich verdrehte die Augen.
„Nein! Er ist ganz nett, aber... nein."
„Schade", meinte sie. „Stell dir vor, meine Schwester wäre die Freundin von Viktor Krum!"
Am Abend darauf war dann das Ereignis, auf das alle gewartet hatten: Die Champions würden von dem verzauberten Feuerkelch ausgewählt werden. Aus Slytherin hatte sich bloß ein hohlköpfiger Siebtklässler beworben und ich hoffte aus ganzem Herzen, dass er es nicht werden würde. Das wäre eine Blamage für das ganze Haus! Da wäre mir noch lieber Cedric Diggory, dieser Schönling aus Hufflepuff, in den sein Haus so viel Hoffnungen setzten.
Camille hatte sich ebenfalls beworben, aber sie schien nicht wirklich zu glauben, dass sie es werden würde.
„Isch bin nischt so gut wie die anderen", sagte sie und ich achtete sie dafür, dass sie sich das so leicht eingestehen konnte. „Eigentlisch bin isch nur für die... wie sagt man? Herzens-Unterstützung?"
„Seelische Unterstützung?"
„Ja, für die seelische Unterstützung meiner besten Freundin Fleur da. Sie ist eine 'exe excellente und isch 'offe, sie wird Schampion!"
Camilles Wunsch ging in Erfüllung und Fleur wurde der Beauxbatons-Champion.
Für Durmstrang würde Krum am Turnier teilnehmen, was für niemanden eine große Überraschung war.
Schließlich, als letzter Champion, wurde tatsächlich Mr Schönling Diggory für Hogwarts erwählt, der Hufflepuff-Tisch explodierte fast vor Freude.
Doch dann, als die Zeremonie eigentlich schon vorbei sein sollte, leuchtete der Feuerkelch ein weiteres Mal auf. Heraus flog ein Zettel und Dumbledore las mit ernster Stimme den Namen darauf vor.
„Harry Potter"
Ein Raunen ging durch die Große Halle.
„War ja klar, dass sich der schon wieder einmischen musste!", murmelte Draco mit vor Wut blassem Gesicht. Ich vermutete, dass ihn der Neid ganz zerfraß im Moment.
Doch ich sah nur genau in Harry Potters Gesicht. Darin lag kein Triumph oder Zufriedenheit. Nur Schock und Ungläubigkeit.
Und ich wusste, dass es nicht er gewesen war, der seinen Namen in den Kelch geworfen hatte.
Doch sonst schien das kaum wer zu glauben. Es war wie ein Déjà-Vu vom zweiten Schuljahr, als alle ihn verdächtigt hatten, der Erbe Slytherins zu sein.
Draoc bastelte Anstecker, auf denen „Potter stinkt" und „Ich bin für Cedric Diggory, den wahren Hogwarts-Champion" stand. Diese verteilte er an alle Slytherins und bald wollten auch Hufflepuffs und sogar Ravenclaws welche haben.
Ich selbst lehnte ihn entschieden ab, ebenso Lewis.
„Das ist absolut kindisch und lächerlich", fauchte ich Draco an, als er mich fragte, warum ich denn keinen wolle. „Ich weiß ja, dass du Potter hasst, und es ist kein Problem, wenn du für Diggory bist. Aber eine Aktion von so tiefem Niveau sollte man auf gar keinen Fall unterstützen!"
Dann rauschte ich ab, eine Schachtel mit Ansteckern auf den Boden fegend.
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A Slytherin's Story
FanfictionLia Greengrass hat sich ihr Leben lang schon auf den Moment gefreut, wo sie endlich nach Hogwarts kommen und Zauberei lernen würde. Doch als der Sprechende Hut sie in das ihrer Ansicht nach wunderbare Haus Slytherin schickt, muss sie feststellen, da...