Gefühlscaos

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Ich betrat den Gemeinschaftsraum. Mein erster Impuls war, zu Lewis und meinem Stammsofa am Feuer zu gehen, bis ich mir schmerzhaft in Erinnerung rufen musste, was zwischen uns vorgefallen war. Ria entdeckte ich am Boden hockend, die Bücher ordentlich um sie herum aufgestapelt und lebhaft mit Emma quatschend.

Unentschlossen stand ich da. Mir war gar nicht aufgefallen, wie allein ich ohne meinen besten Freund war. Mit den meisten anderen Slytherins war ich ja nicht gerade befreundet und im Moment standen mir auch nur Pansy Parkinson oder Millicent Bulstrode zur Verfügung. Und da war ich noch lieber allein.


Ich machte mich halbherzig an einen Aufsatz für Geschichte der Zauberei, dann sah ich zum dritten Mal an diesem Tag nach dem Zaubertrank, obwohl ich genau wusste, dass die nächste Zutat erst in einer Woche hinzugefügt werden musste. Ich tauchte zu den Wassermenschen hinab, Nelly begrüßte mich recht ungehalten und erinnerte mich daran, dass das nächste Treffen erst in ein paar Tagen sei. Ich ging in die Bücherei, doch nachdem ich zum vierten Mal eine Seite in meiner Lektüre lesen musste, da ich den Sinn noch immer nicht verstanden hatte, gab ich gereizt auf.

Ungewöhnlich früh ging ich zu Bett, lag mit dem Gesicht zum Fenster da und ärgerte mich maßlos über meine eigene Unfähigkeit.

Du willst selbstständig und unabhängig sein? Und dann hältst du keinen einzigen Tag ohne einen Jungen aus!

Ich war ja wirklich lächerlich.


Die folgende Woche war grauenhaft und der einzige Lichtblick war das nächste Wochenende, an dem ich endlich wieder Silver sehen konnte. Noch nie hatte ich mich so sehr gefreut, sein Lächeln zu sehen, denn noch nie hatte ich seine Aufmunterung mehr benötigt.


„Was ist los?", fragte er mich sofort, als er mich sah und legte mir die Hand auf die Schulter.

Ich lächelte müde.

„Ist es so offensichtlich? Ich habe mich mit Lewis zerstritten."

Seine Hand zuckte und kurz dachte ich, er wolle sie zurück ziehen. Doch er tat es nicht, sondern zog mich mit sich, hinauf auf den schmalen Pfad, den wir schon so oft entlang spaziert waren.

„Dein Freund?"

„Ja", sagte ich leicht abwesend. „Er hat mitbekommen, dass ich so oft weg war und wollte wissen, wo ich war und irgendwie habe ich es verpasst, es ihm zu sagen und jetzt spricht er nicht mehr mit mir."

Ich kniff die Lippen zusammen und blinzelte heftig um zu vermeiden, dass ich sofort in Tränen ausbrach.

„Oh. Okay", sagte Silver. Ich sah zu ihm auf und runzelte die Stirn. Warum blickte er mir nicht in die Augen? „Ich schätze, du solltest lieber bei deinem Freund bleiben. Ich meine, er wird es sicher nicht gut heißen, wenn du dich mit mir triffst und so..."

„Du denkst, er ist eifersüchtig? Aber warum, dazu hat er doch gar keinen Grund!"

Konnte das wirklich sein? Dass er mich nur für sich allein haben wollte? Ich suchte Silvers Blick, doch er wich mir ständig aus. Täuschte ich mich, oder sah er... enttäuscht aus? Wieso das schon wieder?

„Das ist Schwachsinn. Er hat doch seinen Freund, Maxime, mit dem schreibt er die ganze Zeit Liebesbriefe, dabei geht sicher genau so viel Zeit drauf, wie wenn ich weg bin. Und ich bin auch nicht eifersüchtig!"

„Halt. Sein Freund?", fragte er jetzt verdattert.

„Ja. Sein Freund. Du hast doch kein Problem damit, oder?"

A Slytherin's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt