27. Kapitel | Wenn ich bleibe...

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Sicht von Berat

Ich saß gerade im Wohnzimmer und hatte mir heute frei genommen. Erstens wegen Hevin, da sie heute wieder zurückkommt und zweitens wegen Ceylan. Sie hatte zurzeit öfters Albträume und ab und zu wollte sie, dass ich sie alleine ließ. Ich verstand sie, sie hatte so vieles erlebt, da möchten echt alleine bleiben. Aber ich kann sie einfach nicht alleine lassen. Ich habe Angst um sie. Ich habe Angst, dass sie sich selbst weh tat...

Ceylan kam die Treppen runter und saß sich zu mir. Wir sahen fernsehen und sagten nichts.

"Ich habe eine neue Wohnung für mich und ", sagte sie und unterbrach die Stille. Ich sah sie an und fragte: "Wieso?"

"Ich kann nicht für immer hier leben Berat. Heute kommt auch noch Hevin und wenn sie sieht, dass ich hier bleibe wird sie nicht so gut reagieren."

"Ceyla-"

"Berat ich weiß nicht genau was zwischen uns ist. Wir lieben uns, aber ich bin verheiratet und das zwischen uns würde nicht gehen. Firat kann dir und meiner Familie was antun und dass will ich nicht.", sagte sie, während sie meine Hand in ihre hielt. Sie wartete darauf, dass ich was sagte, doch ich konnte nichts sagen. Sie stand auf, lief nach oben und kam dann nach paar Minuten mit ihrem kleinen Koffer zurück. Ich stand auf, lief zu ihr und flüsterte: "Bleib hier, bei mir bitte."

"Wenn ich bleibe, tut er dir weh-"

"Wenn du gehst, tut er dir weh.", beendete ich ihren Satz.

Ich legte meine Hände auf ihre Wangen und sagte: "Ich habe dir versprochen, dass ich immer für dich da sein werde Ceylan und das werde ich auch immer tun. Ich habe sogar mit meinem Anwalt gesprochen er ist sich sicher, dass du gewinnen wirst und du dich von ihm scheiden kannst. Bleib bitte bei mir." Den letzten Satz hatte ich geflüstert.

"Berat ich weiß, dass du für mich immer da sein wirst, aber das können wir auch in getrennten Wohnungen. Ich möchte alleine sein und bisschen nachdenken. Bitte..."

Ich nickte verständnisvoll gab ihr ein Kuss auf die Stirn. Nachdem ich mich von ihr löste, nahm sie ihr Koffer, machte die Haustür auf und ging aus dem Haus.

"Ich liebe dich Ceylan Gözlüm.", flüsterte ich leise. Ich hatte ihr diese drei Wörter noch nie ins Gesicht gesagt, aber ich wusste, dass ich es ihr echt bald sagen sollte...

Sicht von Hevin

Ich sah zu Mihriban, atmete erstmal tief ein und aus, sah dann Asli an und sagte: "Asli, ich und du sind Geschwister."

Sie sah mich an und fragte: "Also was ist los?"

Ich sah sie an und wusste, dass ich es nur innerlich gesagt hatte. Ich musste erst die Sache mit Emre klären und danach die Sache, dass wir Schwestern waren. Wenn ich ihr als erstes mit uns erzählt hätte, wäre es gegenüber Emre nicht fair und ich wollte nicht, dass er dachte das ich selbstsüchtig wäre.

"Asli... ich bin hierhergekommen um mit dir über ihn zu reden."

"Über wem?"

"Emre.", sagte ich und sie weitete plötzlich ihre Augen auf und sah mich geschockt an. Sie stand schnell auf, zeigte mit dem Zeigefinger zum Ausgang und schrie: "Geh sofort raus! Sofort!"

Ich stand auf, nahm ihr Zeigefinger sanft in meine Hand und sagte mit einer beruhigten Stimme: "Bitte erzähl mir, wieso du weggegangen bist. Er hat dich überall gesucht."

Sie sah mir in die Augen und ich sah das ihre Augen glasig wurden.

"Hat er?", fragte sie mich.

"Er hat dich überall gesucht Asli. Er hat dich nie aufgegeben. Er wartet auf dich in Deutschland."

"Wieso ist er nicht hergekommen?"

"Er hatte Angst, dass du doch nicht hier wärst. Er hatte Angst, dass du ihn wegscheuchen würdest, wenn du hier wärst. Aber am meisten Angst hatte er davor, dass du dir eine Familie gründest und das hast du auch."

Sie setzte sich langsam hin, da sie immer noch Mihriban im Arm hielt, ich setzte mich auch wieder hin. Sie sah runter zu Mihriban und fing an etwas zu sagen: "Jeder Mensch hat eine Geschichte, mehrere Geheimnisse, mehrere Siege und mehrere Niederlagen. Emre war für mich ein Sieg, aber als ich wegging aus Deutschland war es für mich eine Niederlage. Als ich hier ein neues Leben anfing und eine Boutique öffnete war es für mich ein Sieg. Als ich Mihriban 9 Monate lang im Bauch trug, hatte ich meine schlimmsten Tage, da ich mit alles nicht klar kam und das war für mich eine Niederlage, aber als ich sie auf die Welt gebracht hatte und ihr wunderschönes Gesicht gesehen hatte, war es für mich ein Sieg, ich hatte alle meine Sorgen vergessen. Mihriban machte mein Leben viel schöner und viel besser und es wird auch immer so bleiben. Aber mir fehlte immer etwas und das war der Mann, der für mich in guten wie in schlechten Tagen immer für mich da war, den ich liebte und der Mann der, der Vater meiner Tochter war. Du fragst dich bestimmt wieso ich abgehauen bin. Ich und Emre waren verlobt und er war so fixiert gewesen wegen der Hochzeit. Ich war überfordert, es kam alles so schnell und deswegen bin ich einfach angehauen, ich habe meine Adresse und meine Nummer gewechselt. Ich eröffnete hier die Boutique und verbrachte jede Minute hier. Ich kann mich noch gut erinnern als ich in der dritten Woche meiner Neueröffnung erfuhr, dass ich von Emre schwanger war. Ich war glücklich, aber auch irgendwie nicht... Ich weiß, dass Emre das Recht hat zu wissen, dass er eine Tochter hat und das ich hier lebe. Aber ich bin noch nicht bereit ihn zu sehen. Kannst du es ihm bitte ausrichten." Sie sah mich wieder an und ich sah wie paar Tränen ihre Wange runterflossen.

Ich nickte lächelnd, strich ihre Träne sanft weg und sagte: "Er wird sich freuen, wenn er erfährt das er eine Tochter hat. Aber am meisten wird er sich freuen, wenn er dich sieht."

Plötzlich ging die Tür auf, ich und Asli sahen zur Tür und Emre betrat die Boutique...

~MissDhawan

Rüzgarin Gölgesi ~ Der Schatten des WindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt