30. Kapitel | Mama's Brautkleid

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Sicht von Hevin

Nachdem Emir und mein Vater gingen, sah ich mir weiter die Bilder an. Leider fand ich keine Bilder mehr, die mir weiterhalfen. Ich nahm mein Handy in die Hand, machte ein Bild von dem Foto wo meine Eltern und Asli drauf waren und schickte es Emre mit der Nachricht:

Ich habe paar Informationen gefunden. Da meine und Aslis Eltern keine Bekannten hier hatten, wusste ich nicht von wem ich die Wahrheit rausbekommen könnte, doch es gibt zwei Freunde unserer Eltern die sich schon 20 Jahre kannten. Die beiden Leben in Dortmund. Nachdem ich mit meinen Abschlussprüfungen fertig bin, werde ich irgendwie mein Vater überreden, ob ich für paar Tagen in Dortmund bleiben darf. Ich weiß ich habe bis Ende August Zeit, aber ich weiß das ich es auch schaffen werde. Bitte halte dein Versprechen und sag es ihr nicht.

Nach nicht mal zwei Minuten kam eine Nachricht von Emre:

Ok gut. Keine Angst, ich werde es ihr nicht sagen. Ich habe es dir versprochen! Wie geht es dir?

-Mir geht es gut :) Und dir? Wie geht es meiner Schwester und Mihriban?

Uns geht es allen gut. Ich bringe heimlich Mihriban bei 'Hevin' zu sagen.

Ich musste grinsen als ich das las.

-Danke Emre.

Nichts zu danken. Ich muss dir was sagen.

-Ist was Schlimmes passiert?

Nein, nein. Keine Angst. Ähm... ich werde Asli ein Heiratsantrag machen und ich wollte deinen Segen.

-Natürlich hast du mein Segen Emre. :) Ich weiß, dass du der eine bist, der meine Schwester und meine Nichte glücklich machen kann.

Danke :)

Ich legte mein Handy auf die Seite und räumte alle Bilder in den Karton zurück. Als ich fertig damit war, nahm ich den Karton in meine beiden Hände und trug sie hoch ins Zimmer. Ich legte es zu den anderen und sah das Brautkleid von Berfin Anne. Ich ging zum Brautkleid, öffnete den Reißverschluss und nahm das Brautkleid raus. Das einzige was ich dachte war dieses Brautkleid von dieser Frau anzuziehen, die mich aufgezogen hatte, die ich geliebt hatte und die ich immer noch liebte, die mich immer glücklich gemacht hatte, die meine Mutter war und es immer bleiben würde. Ich zog meine Hose und mein Oberteil aus, nahm das Brautkleid in die Hand, machte den Reißverschluss am Rücken auf und zog es mir an. Ich schloss den Reißverschluss zu und betrachtete mich im Spiegel. Dieses Kleid hatte ich ihr vor 10 Jahren ausgesucht gehabt.

Das Kleid passte mir und sah an mir schön aus, aber bei meiner Mutter sah es tausend Mal besser aus. Mir floss eine Träne meine Wange runter. Seit diesem Moment wusste ich, dass mich nie meine Mutter so sehen wird. Ich hatte zwei Mütter und beide konnten mich nicht so sehen. In einem Brautkleid.

Plötzlich klingelte die Tür, da das ausziehen des Brautkleids zu lange dauern würde, ging ich einfach langsam die Treppen runter und öffnete die Haustür. Vor mir stand Ceylan Abla.

"Ceylan Abla.", sagte ich ein bisschen verwundert. Was machte sie hier? Ich hatte sie seit dem Tag nicht mehr gesehen.

"Du siehst wunderschön aus."

Sie lächelte mich leicht an und ich zwang mir ein Lächeln und bedankte mich: "Danke."

"Hevin könnten wir bitte reden. Wegen das was im Park passiert ist..."

"Äh... ja klar.", sagte ich und ging auf die Seite. Mit einem Brautkleid auf die Seite zu gehen, war ein bisschen schwer. Doch trotzdem schaffte Ceylan Abla rein zu kommen. Ich schloss die Tür zu, sie saß sich auf die Couch und ich saß mich gegenüber von ihr. Ich wartete das sie mit dem Reden anfing, doch sie verstummte. Ich wusste, wieso sie hier war. Sie wollte mir, dass zwischen ihr und meinem Vater erklären. Doch ich brauchte keine Erklärungen. Ich hatte das auch meinem Vater gesagt. Deswegen fing ich an zu reden: "Ceylan Abla-"

Doch sie unterbrach mich und sprach: "Hevin ich liebe dein Vater. Ja das tue ich. Ich habe ihm noch nie meine Liebe richtig gestanden, aber ich liebe ihn echt. Ich weiß, dass das für dich komisch ist. Für mich ist es auch komisch. Bestimmt kennst du meine Vergangenheit, meine schreckliche Vergangenheit... Ich war in einem dunklen, hohen Turm eingeschlossen und nur dein Vater konnte mich von dort retten. Er zeigt mir wieder was Liebe ist. Ich weiß, dass er wegen seiner verstorbenen Frau Schuldgefühle hat, dass er jetzt eine andere Frau liebt, aber Hevin er ist wieder glücklich."

Ich hielt meine Hand hoch und meine mit der Geste, dass sie nicht mehr weitersprechen sollte.

"Ceylan Abla ich habe nichts gegen eure Beziehung. Ich bin froh das Baba und auch du wieder glücklich seid. Also steh jetzt auf, geh aus dieser Tür und triff dich mit deinem Freund. Er wollte dir eine Überraschung machen und du sitzt hier.", sagte ich grinsend.

Wir beide standen auf und gingen zur Tür, ich öffnete die Haustür und zum Abschied umarmten wir uns. Und bevor Ceylan Abla das Haus verließ, bedankte sie sich: "Danke Hevin."

2 Stunden später

Ich saß mit dem Brautkleid auf dem Boden und sah aus dem Fenster raus. Es war 22:47 Uhr. Der Himmel war dunkelblau und in der Mitte stand einfach der Vollmond, daneben waren paar leuchtende Sterne verteilt. Ich liebte es, wenn es Vollmond war. Wenn man genau den Mond betrachtete, sah man dass der Mond ein Gesicht hatte der lächelte. Früher als ich klein war, betrachteten wir mit Mama die Sterne und den Mond. Ich erzählte ihr immer, dass ich gerne ein Werwolf wäre und meine Mutter fragte immer wieso. Meine Antwort hieß immer 'Weil sie schön sind Mama.' Aber jetzt, wenn ich daran dachte, wusste ich wieso ich gerne ein Werwolf gewesen wäre. Werwölfe sind stark, groß, mutig, loyal, haben vor gar nichts und niemanden Angst und egal was passieren würde, sie sind für ihr Rudel da.

Plötzlich ging meine Tür auf und mein Vater betrat den Raum. Als er mich mit dem Brautkleid sah, wusste er nicht, was er sagen sollte. Er saß sich einfach neben mich hin und war still. Ich wusste nicht wieso, aber ich weinte.

"Hevin.", flüsterte er.

Ich sah zu ihm und sah wie kleine Tränen seine Wange runterflossen. Er machte seine Arme auf und ich umarmte ihn fest wie ich konnte. Mein Gesicht war auf seine Brust, ich schloss meine Augen und sagte: "Ich vermiss sie..."

"Ich vermisse sie auch mein Spatz.", flüsterte er mir schluchzend zu. Ich strich mir mit dem Handrücken die Tränen weg, löste mich von Baba und sah ihn an. Ich strich ihm auch die Tränen weg, er zwang sich ein kleines Lächeln und fragte: "Wieso hast du das an? Und wieso sitzt du hier?"

"Um ihr nahe zu sein, Baba... Und ich habe einfach nachgedacht. Einfach über alles. Über Mama, über dich, über meine echten Eltern, über Ceylan Abla und über meine Schwester."

Als ich realisierte was ich als letztes gesagt hatte, sah ich geschockt zu meinem Vater und sah wie er mich auch geschockt ansah.

"Deine Schwester?"

~MissDhawan


Rüzgarin Gölgesi ~ Der Schatten des WindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt