Vollkommen durchnässt und am ganzen Körper zitternd stieg ich aus dem Wasser. Wir waren jetzt über drei Stunden im Wasser gewesen und herum geschwommen, hatten Ringe getaucht und Luft anhalte Wettbewerbe gemacht. Jetzt waren wir völlig entkräftet und ausgelaugt, alles was ich jetzt noch wollte war mich auf mein Bett fallen zu lassen und zu schlafen. Als wir nur mit unseren Handtüchern behangen auf der Terrasse standen, fiel uns auf, dass es schon extrem dunkel war. Dies hatte man in dem hell beleuchteten Pool nicht wirklich erkennen können. Außerdem war es extrem Kalt, weswegen wir uns schleunigst auf den Weg ins Haus machten. „Das war schön, wenn Sven wieder da ist können wir mal alle gemeinsam schwimmen, oder?" Paulina sah mich erwartungsvoll an „Mhm" ich war mir im Augenblick wirklich nicht sicher ob Sven überhaupt irgendwann wieder etwas mit mir zu tun haben wollte. "Ich geh mich jetzt erstmal aufwärmen, das solltest du übrigens auch tun." mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer und ich tat es ihr gleich.
Das erste was ich tat war mir mein Handy zu schnappen und mir ein Bad einzulassen. Ich brauchte jetzt Entspannung, und diese konnte ich mir nur bei einem Bad genehmigen. Ich setzte mich schon in die Badewanne und beobachtete wie das Wasser immer höher stieg. Nach einer kurzen Zeit allerdings wurde mir das wieder zu langweilig also schaute ich ob mir irgendjemand geschrieben hatte. Vor Schreck fiel mir fast mein Handy aus der Hand. Ich hatte knapp zweitausend Nachrichten! Und das aus fünfzehn verschiedenen Chats. Außerdem waren da noch sieben verpasste Anrufe in Abwesenheit. War ich denn wirklich so Fame? Ich kickte also auf die Anrufe und sah das fünf davon von Sven, einer von Ray und der letzte von meiner Ex war. Ich war erstmal froh dass Sven mich anscheinend doch nicht hasste, aber dieser Optimismus verflog sofort wieder als ich mir die erste Sprachnachricht von ihm anhörte. Denn darauf hörte man einen anscheinend ziemlich betrunkenen Sven, der unverständliches von sich gab. Ebenso die anderen drei von ihm. Mein Bruder trank normalerweise wenig bis nichts. Hatte ich ihn mit meiner Aussage wirklich so sehr getroffen das er deswegen so viel Alkohol zu sich genommen hatte? Das konnte doch nicht sein! Das konnte nicht sein! Das wollte ich nicht! Ohne Hoffnung auf etwas Besseres hörte ich mir auch die fünfte und letzte Nachricht an und war sofort ein Stückchen erleichterter als ich die Stimme von Simon hörte. Er war Svens bester Freund und ich wusste dass es meinem Bruder gut ging wenn er bei ihm war.
"Hallo Max? Ich hoffe du hörst diese Nachricht und ich hoffe auch dass du deinen Vater dann etwas beruhigen kannst. Sven ist bei mir, und es geht ihm gut. Er wird zwar einen ziemlichen Kater haben, aber das ist er ja schon gewöhnt. Er wird wahrscheinlich noch ein paar Tage bei mir bleiben, nicht das ihr euch noch unnötig Sorgen macht. Ich würde dich trotzdem nochmal sprechen, also würdest du mich bitte später zurückrufen? Danke."
Dann endete die Sprachaufnahme. Was meinte er mit 'schon gewöhnt'? Ich hatte meinen großen Bruder noch nie betrunken gesehen und auch nicht mitbekommen wann er getrunken haben soll. Die Nachricht war dazu da mich zu beruhigen, aber anstatt dessen machte sie mich nur noch besorgter. Warum trank mein großer Bruder? War es wegen mir? Oder hatte es vielleicht einen ganz anderen Grund über den er mit niemandem reden konnte? Egal, ich wollte mich jetzt ein bisschen entspannen, und mir nicht den Kopf über meinen großen Bruder zerbrechen. Also legte ich mein Handy neben die Badewanne, drehte den Hahn ab, lehnte mich zurück und schloss die Augen.
"Max?" ich öffnete meine vom Augenpech verklebten Augen als ich ein Klopfen an der Tür hörte. "Mhm?" es war nur ein Brummen das aus meiner Kehle drang, klar das mich der klopfende nicht hörte. "Bist du etwa in der Wanne eingeschlafen?" Die Stimme gehörte eindeutig meinem Vater. Scheiße! "Kann sein?" ich hatte Angst vor seiner Reaktion, seit Mutters Tot war er extrem vorsichtig wenn es um uns und unsere Gesundheit ging, und in der Badewanne einzuschlafen war nicht gänzlich ungefährlich. "Max! Komm sofort da raus! Wir müssen reden!" er klang jetzt noch wütender als vorher und schrie förmlich durch die geschlossene Tür "Bin ja gleich da!" langsam stand ich auf, zum Glück waren meine Hände nicht im Wasser gewesen, sonst wäre ich sicherlich abgerutscht als ich mich vom Rand der Wanne abstützte. Eilig trocknete ich meinen Körper, zog mich an und Föhnte schnell meine Haare. Ich war immer in Rekordzeit fertig wenn Vater wütend war. Und ich glaube nicht das es nur wegen dem schlafen in der Badewanne war.
Meine Vermutung bestätigte sich sofort als ich durch die Tür in das Wohnzimmer trat. Dort saß mein Vater auf der Couch, seine Händehatte er zu einem Dreieck geformt, fast so wie er sich auf Verhandlungen in der Firma vorbereitete. "Worüber wolltest du mit mir reden?" meine Stimme zitterte ein bisschen und ichspielte mit meinen Fingern während ich langsam auf ihn zuging. "Setz dich Max, wir müssen reden." seine Stimme war gefühllos und sachlich, es musste ihm wirklich sehr ernst sein "Worüber willst du reden?" fragte ich während ich seiner Aufforderung nachkam. "Warum beleidigst du deinen Stiefbruder so?" Achso, das war es also. Er wollte mir nochmal ins Gewissen reden wie falsch und kindisch ich mich verhalten hatte, und mir somit ein extrem schlechtes Gewissen einbringen. Ohne ihm dich Chance zu geben mir dazwischen zu reden fing ich an zu erklären:
"Also, es war so: Ich war Duschen und weil das Rauschen der Dusche so laut war hat Sven meine Stimme draußen nicht gehört dann ist er ohne Aufforderung reingekommen und hat mich nackt gesehen dann bin ich ein bisschen viel zu sehr ausgerastet aber es tut mir wirklich sehr leicht und ich werde mich auch bei ihm entschuldigen wenn er wieder da ist!"
Brabbelte ich ohne Punkt und Komma hervor. Mein Vater hatte es anscheinend zum Glück trotzdem verstanden denn er antwortet bloß mit einer Frage: "Weißt du wo er jetzt ist und was er macht?" "Ja, Simon hat mich angerufen und gesagt das er bei ihm ist und das es ihm gut geht. Außerdem werde ich ihn morgen nochmal anrufen um mich zu erkundigen wann er wieder nach Hause kommen will. Aber es tut mir wirklich leid und es wird nicht mehr vorkommen!" dieses Mal ein bisschen langsamer erläuterte ich meinem Vater die Lage "Ok, dann solltest du langsam mal ins Bett gehen, es war ein langer Tag mit vielen Ereignissen und du bist anscheinend tot müde." ich sah dies als Beendigung unseres Gesprächs, stand auf und war schonfast aus der Tür als Dad noch leiser zu mir sagte "Und versuch nicht mehr in der Wanne einzuschlafen." ich drehte den Kopf noch einmal um zu nicken und dafür ein müdes Lächeln von Dad geschenkt zu bekommen. Dann ging ich wieder hoch in mein Zimmer um mich Bettfertig zu machen.
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Nicht Gerade Einfach
RomantizmMax Leben war nicht immer toll. Er hat viele Schicksalsschläge und Schwierigkeiten hinter sich, aber seit er Sven kennt, hat er zumindest jemanden der in allen Lebenslagen zu ihm hält. Doch was passiert wenn er sich plötzlich genau zu diesem Mann hi...