Kapitel 37

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"Ich glaube nicht, dass ich es hier lange aushalte." Sven setzte sich auf sein Bett und wippte ein paar Mal auf und ab. "Warum denn nicht? Nur weil Dad wieder nicht mit dir redet?" Fragte ich und setzte mich zu ihm, woraufhin ich sofort auf seinen Schoß gezogen wurde. "Nein, ich habe es einfach im Gespür, dass ich es nicht lange hier aushalte." Antwortete er und küsste meinen Nacken. "Aber ich will dich bei mir haben! Wo willst du denn hin, wenn nicht hierher?" Ich drehte mich auf seinem Schoß um und vergrub meine Hände in seinen sowieso schon verwuschelten Haaren. "Keine Ahnung, vielleicht endlich anfangen zu studieren? Ich weiß, ich hab es dir versprochen, aber irgendwie würde es mir sicher gefallen und ich bin schon ziemlich neugierig. Außerdem brauche ich Kontakt zu neuen Menschen. Wenn da nicht noch diese blöde Selbsthilfegruppe wäre, zu der ich jetzt gehen muss, damit Silvie mich wieder ansatzweise in Ruhe lässt!" Er stöhnte auf und ließ sich zusammen mit mir nach hinten fallen.

"Ich wäre dir nicht böse, wenn du studieren willst, solltest du das auch machen. Aber ich habe schon Angst, dass wenn wir uns nicht mehr so häufig sehen, wir uns vielleicht auseinanderleben. Immerhin sind wir es gewohnt, dass wir uns zu jeder Tages- und Nachtzeit sehen können, was machen wir, wenn es nicht mehr so ist? Und wo willst du überhaupt hin, was willst du studieren?" Stellte ich eine Frage nach der anderen und Sven grinste mich leicht an. "So viel habe ich jetzt auch noch nicht darüber nachgedacht, es war eher ein spontaner Einfall." Er drückte mich von sich herunter und legte sich in das Bett, direkt neben mich. "Außerdem würde ich niemals meinen kleinen Max alleine lassen, weil ich weiß, dass auch wenn er sagt, es macht ihm nichts aus, er ganz genau das Gegenteil meint!" Lachte er und legte seinen Kopf sanft auf meiner Brust ab. "Du kennst mich einfach viel zu gut, als dass ich dir noch was vormachen könnte, da hast du vollkommen recht!" Ich legte ihm meine Hand auf den Rücken.

"Ich will euch beide ja nicht stören, aber es gäbe Abendessen." Mein Vater stand in der Tür und Sven hob nur müde den Kopf. "Ich hab keinen Hunger, aber geh ruhig Max." Sagte er zu mir und beachtete meinen Vater gar nicht erst weiter. "Nein, du kommst mit!" Sagte ich sanft, aber bestimmt und stand vom Bett auf, bevor ich ihn an einem Arm nach oben zog, sodass er mit mir und Dad nach unten gehen konnte. "Du kannst mich doch nicht einfach dazu zwingen, mit den Menschen, die sich meine Familie nennen, zu essen!" Beschwerte sich mein Freund und ging ganz langsam vor mir die Treppe nach unten. "Deine Mutter freut sich, wenn du ihr zeigst, dass du nicht allzu böse auf sie bist!" Versuchte ich ihn zu ermutigen, bekam aber nur ein genervtes Schnauben als Antwort.

"Und? Geht es dir wieder besser Sven? Was ist überhaupt passiert, nachdem du abgehauen bist?" Paulina trank einen Schluck ihres Orangensaftes und schaute neugierig zu unserem großen Bruder. "Ja, es geht wieder. Ist nicht viel passiert, keine erwähnenswerten Sachen." Antwortete er ihr knapp, wahrscheinlich hatte er keine Lust, sich vor unseren Eltern darüber zu unterhalten. "Du wurdest komplett besoffen auf einer Toilette gefunden, ich denke zwischen 'Ich haue ab, weil meine Mama böse zu mir war' und 'Ich besaufe mich so sehr, dass ich mich beinahe umbringe', liegt ein ziemlich großer Unterschied!" Mein Vater schaute Sven herausfordernd an, bekam aber sofort von Silvie einen Stoß in die Rippen versetzt, auch wenn Sven sogar antwortete. "Nein, eigentlich ist nicht viel mehr passiert." Damit stand er vom Tisch auf, räumte sein Geschirr in die Küche und ging dann aus dem Esszimmer. "Wow Vincent, toll gemacht!" Silvie schüttelte enttäuscht über meinen Vater den Kopf und aß dann weiter. Auch alle anderen taten so, als sei nichts passiert.  

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