"Ich liebe dich auch Max!" Er lächelte mich müde an. Dann ging die Tür auf und Silvie kam herein. "Geht es wieder?" Sie sah ihren Sohn besorgt an, welcher nur nickte. "Ja Silvie, alles OK." Antwortete er auf die Frage und zog mich zu sich, um mich festzuhalten. "Gut das Max zumindest das wieder ein bisschen geradebiegen konnte. Es tut mir ja so leid mein kleiner!" Sie kam zu uns und drückte Sven einen Kuss auf die Stirn. "Schon in Ordnung, ich komme darüber hinweg." Antwortete er ihr und drückte sie sanft, aber bestimmt von sich weg. Nein, er hatte ihr nicht vergeben, vielleicht würde er es niemals tun, wenn er ihr manchmal noch die Dinge nachtrug, die sie damals, vor vielen Jahren zugelassen hatte, aber zumindest gab er es ihr nicht mehr so sehr zu spüren.
"Nein Sven, du kommst eben nicht darüber hinweg. Du weißt was es bei deinem nächsten Versuch geheißen hat? Zurück zum Psychiater. Und das wird auch so sein. Denn egal wie alt du bist, du brauchst Hilfe und wenn du nicht willst, dass man dich in eine geschlossene Anstalt sperrt, wie damals, dann musst du freiwillig zu einem Psychologen gehen." Erklärte sie ihm. "Ja Silvie, dass sehe ich ein. Wenn du mir ein paar Namen nennen könntest, damit ich im Internet nach Patientenmeinungen suchen kann?" Fragte er sie und sie hielt ihm eine lange Liste unter die Nase. "Das sind die im Umkreis von 100km. Ich hoffe, du wirst darin jemanden finden, den du für geeignet hältst!" Sie stand von ihrem Stuhl auf, auf den sie sich gesetzt hatte und nahm mich an der Hand.
"Max, wir müssen langsam wieder nach Hause. Von mir auf können wir ja morgen wiederkommen." Sie wollte Sven noch einen weiteren Kuss auf die Stirn drücken, aber dieser duckte sich weg und zog mich wieder zu sich. "Ich freue mich heute schon, wenn ich dich morgen wiedersehen kann! Es war die Hölle ohne dich!" Damit küsste er noch einmal ein letztes Mal meine Lippen und ließ mich dann wieder los, damit ich mit Silvie zusammen nach Hause gehen konnte.
"Warum hattest du es denn eigentlich jetzt so eilig?" Fragte ich sie, als wir schon wieder zusammen im Auto saßen. "Ich kann mein Baby nicht mehr so sehen. Nicht in einem Krankenhausbett mit einem so leeren Blick, dass er alle Gefühle im Raum sofort schluckt. Vor allem wenn ich weiß, dass ich der einzige Mensch bin, der jemals so etwas in ihm ausgelöst hat." Antwortete sie mir und startete dann den Motor. "Warum weinst du?" Ich hatte es zuerst gar nicht richtig mitbekommen, bis ihre Tränen auf das Lenkrad getropft waren. "Warum bin ich nur eine so schlechte Mutter? Ich meine, alles was meinem Kind bis jetzt passiert ist, war schlecht. Er hatte nur Stiefväter, die ihn entweder zu gerne oder gar nicht mochten, er wurde Jahrelang gemobbt und er schafft es noch nicht einmal, sich selbst zu akzeptieren, nur weil ich nie für ihn da war, und immer die falschen Anforderungen an ihn gestellt habe!" Sie klammerte sich mit all ihrer Kraft an das Lenkrad und ich wusste nicht was ich tun sollte.
"Silvie, du bist doch keine schlechte Mutter, jeder macht Mal Fehler!" Sanft legte ich meine Hand auf ihre Schulter. "Ach Max, du weißt das alles doch gar nicht. Das alles ist schon so lange her. Ich habe ihm schon als kleines Kind immer das Gefühl gegeben, dass er an meiner gescheiterten Beziehung mit seinem Vater schuld ist, ich war teilweise zu betrunken um ihn überhaupt zur Schule zu bringen. Und wenn ich es nicht war, dann habe ich so viel gearbeitet, dass ich nie Zeit für ihn hatte! Weißt du wie oft ich auf einem Fußballspiel meines Kindes war? Nicht ein einziges Mal! Und das ist noch nicht einmal das schlimmste was ich getan habe!" Weinte sie weiter.
"Ich habe mein Kind geschlagen Max! Regelmäßig! Und ich hatte noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen, weil er es ja verdient hatte. Wenn es nur eine zwei in irgendeinem Fach war, dann habe ich schon zugeschlagen. Was ist überhaupt mit seinen Vätern? Das hätte ich doch mitbekommen müssen! Verdammt, ich bin seine Mutter, ich hätte mein Baby beschützen müssen, nicht einfach wegschauen und hoffen das es von alleine aufhört. Meinst du ich hätte mein Baby nie schreien gehört? Wie er weinend darum gebettelt hat, dass er doch endlich aufhört? Alles habe ich gehört, und es einfach geschehen lassen! Keinen Finger habe ich gerührt, wenn er wieder nach mir geschrien hat.
Weißt du warum er noch nicht einmal Mama zu mir gesagt hat? Weil ich für ihn nicht seine Mutter bin, sondern eine völlig fremde. Die einzige Person, die ihm immer beistehen sollte, die ihn verteidigen, in den Arm nehmen und vor allem Bösen da draußen beschützen sollte, hat sich nicht einen Dreck um ihr Kind geschert. Und genau deswegen ist er so! Deshalb hat er all diese komischen Dinge getan. Sven hat nie gelernt, wie sich Liebe anfühlt. Irgendwann hat er alles hingenommen was ihm angetan wurde, sich sogar dieselben Verhaltensweisen angewöhnt. Hast du eine Ahnung warum den Vater ihn nie in deiner Nähe haben wollte?" Für einen kurzen Moment schaute sie mit ihren glasigen, verheulten Augen zu mir, bevor sie auf einen Parkplatz einbog und das Auto zum Stehen kam.
"Weil er zu alt für mich ist, deshalb!" Antwortete ich ihr. "Nein Max. Sven ist wie die ganzen Menschen die ihm wehgetan haben. Er hat sich angewöhnt dieselben kranken Dinge zu tun. Er ist genauso wie ich Alkoholiker, seine psychischen Probleme gehen weit über Depressionen hinaus. Die Dinge, die er in der Vergangenheit getan hat, lassen mich beinahe auf der Seite deines Vaters stehen, dass er nicht einmal Kontakt zu dir haben dürfte. Aber ich will doch auch nur das mein kleines Baby glücklich ist, weil ich dafür lebe, dass es so ist. Ich muss ihm so viel geben, und damit leben das er mir nie verzeihen kann." Sie strich mit sanft über die Wange.
"Was hat er denn dann so schlimmes getan? Ich meine, ich habe nie was davon mitbekommen!" Silvie schaute kurz auf ihre Beine, dann drehte sie den Kopf zu mir. "Unglaublich das dein Gehirn das wirklich verarbeitet hat. Wie kannst du so etwas nur vergessen?". "Silvie, ich habe keine Ahnung wovon du redest!" Was sollte das alles werden? "Max, Sven hat versucht dich zu vergewaltigen!"
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Nicht Gerade Einfach
RomanceMax Leben war nicht immer toll. Er hat viele Schicksalsschläge und Schwierigkeiten hinter sich, aber seit er Sven kennt, hat er zumindest jemanden der in allen Lebenslagen zu ihm hält. Doch was passiert wenn er sich plötzlich genau zu diesem Mann hi...