Kapitel 39

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Nachdem Sven wieder nach Hause gekommen war, und die Winterferien geendet hatten, demnach ich mich wieder meinen Schularbeiten widmen musste, kehrte Ruhe ein. Zweimal die Woche fuhr mein Freund zu einem Therapeuten und einmal zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker, wo er sich mit anderen über sein Suchtproblem austauschen und sich Rat holen konnte, wie er davon am besten loskam. Was tatsächlich funktionierte, denn er trank gar nicht mehr, was ziemlich gut war. Und natürlich unterstützte ihn die ganze Familie dabei, bis auf meinen Vater, der weiterhin seinen Scotch trank wie andere Leute Wasser. Vielleicht sollte er auch mit Sven zu diesen Treffen gehen, hatte Silvie ihm vorgeschlagen, aber er lehnte ab und blieb jeden Abend faul in seinem Fernsehstuhl sitzen.

Was sich wieder gebessert hatte, war die Beziehung von Sven und Silvie, die sich wieder gut verstanden und sogar gemeinsam Dinge unternahmen. Allerdings wurde mein Freund weiterhin von meinem Vater ignoriert und nur mit abwertenden Blicken gestraft. Alles in allem war es in Ordnung, so wie es war und wir waren auch endlich alle zufrieden mit unserem Leben. Bis zu einem Tag, an dem es an unserer Haustüre klingelte. Es war Mitte Februar und draußen stand ein Mann, welcher mich darum bat, ihn hereinzulassen und Silvie zu holen, denn er hätte etwas Wichtiges zu besprechen. Natürlich hatte ich mir nicht viel dabei gedacht. Also holte ich meine Stiefmutter und ließ den Mann eintreten.

"Was machst du hier?" Silvie verschränkte ihre Arme vor der Brust, als sie den Mann sah, der auf unserer Couch saß und sie anlächelte. "Das weißt du ganz genau! Wie oft habe ich dir schon gesagt das es mir leid tut? Das du mir vergeben sollst und dass ich dich nie wieder so hintergehen werde?" Fragte er und zog sie neben sich auf die Couch. "Ist das auch einer von deinen? Hallo, ich bin Ludwig." Er hielt mir die Hand hin, die ich zögernd nahm und schüttelte. "Nein, er ist der Sohn meines Mannes." Antwortete Silvie ihm knapp und stand dann von der Couch auf. "Ich möchte das du aus meinem Haus, nein aus meinem Leben verschwindest!" Kommandierte sie ihn. "Nein Silvie, es ist jetzt so viele Jahre her und ich möchte endlich alles ins rechte Licht rücken." Beharrte er und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust.

"Es gibt nichts, dass du ins rechte Licht rücken könntest! Ludwig, du bist einfach ein schlechter Mensch und das hat sich sicher nicht geändert. Deshalb wollte ich auch weg von dir, damit ich dich nicht mehr sehen muss! Es kann doch nicht sein, dass du mich sogar durch ganz Deutschland verfolgst!" Schimpfte sie ihn aus. "Warte Mal, du wolltest nicht wegen Oma und Opa nach Norddeutschland?" Mischte ich mich in die Streiterei der beiden erwachsenen ein. "Bitte Max, ich hasse meine Schwiegereltern, du weißt doch wie sie zu meinem Baby und mir sind!" Antwortete sie augenrollend. "Wow, du musst ziemlich schlimm sein, wenn sie wegen dir so etwas macht!" Ich schaute zu Ludwig, welcher mich nur anlächelte. "Ich bin kein schlechter Mensch und habe auch nichts Schlimmes getan!"

"Nein! Du bist ein Engel! Der Gott in Person und ein richtiger Gentleman!" Silvie lachte nach ihrer sarkastischen Bemerkung. "Ich konnte es nicht, versteh das doch endlich. Es war mir einfach zu viel Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete! Und ich hätte es doch niemals geschafft, mich in meinem Beruf und der Welt zu behaupten, wenn ich mich dem allem gestellt hätte!" Verteidigte er sich hartnäckig. "Siehst du? Hast du auch nur einmal in der Zeit an mich gedacht? Dass ich dich brauchen könnte? Oder zumindest deine Unterstützung?" Fragte sie ihn mit Tränen in den Augen. "Darf ich was fragen? Wer ist er überhaupt?" Ich zeigte auf Ludwig und Silvie warf ihm einen abwertenden Blick zu. "Der Mann der mich damals vor zwanzig Jahren hochschwanger einfach alleine gelassen hat!" 

Nicht Gerade EinfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt