Kapitel 55

1.1K 46 3
                                    

Max Sicht

"Sven!" Ich wusste nicht was ich zu meinem Bruder sonst sagen sollte, welche so urplötzlich vor meiner Tür stand. "Ich habe dich vermisst Max. Es tut mir so leid. Alles." Er atmete tief durch und ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. "Ich habe dich auch vermisst! Sven, bitte geh nie wieder weg! Lass mich nie wieder alleine! Und sie nie wieder so böse zu mir!" Ich hatte mich an meinen großen Bruder geklammert, welcher mich gerade noch gefangen hatte, als ich meine Beine um seine Taille geschlungen hatte.

"Nie wieder, versprochen mein Engel!" Er hielt mich mit den Händen kurz unterhalb meines Hinterns fest und drückte mich etwas gegen die Haustüre, damit nicht mein gesamtes Gewicht auf ihm lastete, bevor er mich in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.

"Was ist denn... Oh mein Gott!" Silvie war gerade um die Ecke aus dem Wohnzimmer gekommen und Sven musste mich runterlassen, damit sie ihn umarmen konnte. "Mein Baby!" Sie drückte ihr Gesicht gegen seine Schulter. "Mama, ich war doch gar nicht lange weg?" Er hatte sie an den Schultern genommen und ein Stück von sich weggedrückt.

Silvie begann jetzt, richtig zu weinen und drückte ihren Sohn an sich, welcher ebenfalls Tränen in den Augen hatte. "Ich habe das erste Mal seit zwölf Jahren wieder eine Mama." Schluchzte er leise und sie drückte ihn nur fester an sich. "Ist schon gut mein Baby, du darfst weinen!" Flüsterte sie ihm zu und ich konnte nicht anders als auch zu weinen.

Noch nie in den ganzen sechs Jahren in denen ich die beiden kannte, hatte Sven seine Mutter 'Mama' genannt, und ich konnte nur erahnen was das für die beiden bedeutete. Wahrscheinlich war es ihnen wichtiger als es je jemand mit Worten beschreiben könnte.

"Ich möchte euch ja nicht stören, aber das Essen wird kalt." Mein Vater stand mit verschränkten Armen neben mir und beobachtete die Beiden, wie sie sich gegenseitig im Arm hielten. "Hallo Vincent!" Sven ließ von seiner Mutter ab und schloss auch meinen Vater in seine Arme, was weder ich, noch er erwartet hatten.

Die beiden flüsterten kurz irgendetwas und dann ließen sie die Zuneigung bleiben. Irgendwie machte es mich stolz, dass sie doch so gut miteinander auskamen, wenn sie wollten. "Komm mit rein, deine Mutter kocht sowieso immer noch für dich mit!" Lachte mein Vater dann und Sven nickte. Dass ich so etwas noch erleben durfte?


"Sven!" Paulina und Benni waren von ihren Stühlen aufgesprungen und zu ihrem großen Bruder gelaufen. Wir alle freuten uns, dass er endlich wieder bei uns war. Zwar hatte Sven recht, er war nicht lange fort gewesen, aber es fehlte ein großer Teil der Familie, wenn er nicht da war!

"Hey meine süßen!" Er hob Benni hoch und nahm dann auch Paulina in den Arm. "Wir haben dich ganz dolle vermisst!" Benni schlang seine kleinen Arme um unseren Bruder und Paulina nickte. "Du darfst nie wieder weggehen ohne vorher Bescheid zu sagen!" Ermahnte sie ihn.

"Natürlich nicht, ich werde nie wieder gehen, ohne es euch zu sagen." Er ließ Benni wieder runter und wuschelte beiden noch kurz durch die Haare, bevor er sich zu mir und unseren Eltern umwandte. "Es ist schön, endlich zu Hause zu sein!" Sagte er dann und Silvie nickte, während mein Vater nur lächelnd den Kopf schüttelte.

Ich hingegen ging auf ihn zu und nahm ihn wieder in den Arm. "Sven? Was wird jetzt aus uns?" Sanft strich ich ihm über die Brust und er lachte. "Das kommt ganz auf dich an. Aber du gehörst mir und jeder einzelne Junge auf dieser Welt wird das so zu spüren bekommen wie Simon!" Er küsste mich sanft und ich musste einfach erwidern. Dann sollte er es jedem Jungen auf dieser Welt zeigen, ich wollte ihn und ich war seins.

"Lasst und jetzt endlich essen!" Mein Vater hatte einen weiteren Teller und Besteck geholt und es auf den Platz vor dem leeren Stuhl gestellt, welcher neben mir lag. "Das ist eine gute Idee! Setz dich Sven!" Forderte Silvie ihren Sohn auf und der nickte nur lächelnd. Es fühlte sich gut an, ihn wieder da zu haben.


"Und? Freust du dich, dass ich wieder da bin?" Sven nahm mich sanft in den Arm und ich kuschelte mich an seine Brust. "Natürlich freue ich mich! Weißt du wie leer es im Bett ist, wenn du nicht da bist?" Fragte ich und er schüttelte den Kopf. "Normalerweise bin ich immer da, wenn ich schlafe!" Lachte er dann.

"Ich habe dich vermisst Max. Du bist so viel für mich und du bedeutest mir mein Leben! Ich will dich und ich brauche dich, sonst kann ich nie wieder in meinem Leben glücklich werden. Bitte, es gibt so viel was ich dir sagen will, aber ich kann das gar nicht alles sagen, denn für manche Gefühle finde ich keine Worte, die schön genug wären!" Gestand er mir.

Beinahe hätte ich wieder angefangen zu weinen, so schön war das, was er gesagt hatte. "Ach Sven, du musst es mir gar nicht sagen. Zeig es mir einfach, indem du mich nie wieder einfach so alleine lässt!" Verlangte ich und er nickte. "Ich werde dich nie wieder einfach so zurücklassen. Und dich auch nie wieder so schlecht behandeln, dass schwöre ich dir!" Eine Träne rollte über seine Wange.

"Ich kann mir selbst nicht verzeihen, dass ich dich geschlagen habe! Dieses wunderschöne Gesicht und mein Handabdruck darauf, dass kann ich auch nicht mehr gut machen." Er strich mir sanft über die Wange und ich küsste kurz seine Handfläche.

"Sven, mach dir keine Vorwürfe. Ich bin dir nicht böse, die Hauptsache ist, dass du bei mir bist und ich mich wieder in deinen Armen verlieren kann." Ich gab ihm einen Kuss und er hielt mich am Kinn bei sich, um diesen zu vertiefen. "Ich liebe dich so sehr Max!" "Ich liebe dich auch Sven. Lass uns das ins Bett verlegen!" Lachte ich, aber er behielt mich bei sich.

"Nein, tun wir nicht. Selbst wenn du das Gefühl hast, du müsstest das mit Simon wieder geradebiegen, so ist es nicht!" Sanft küsste er meine Lippen. "Woher weißt du davon?" Fragte ich geschockt. Ich hatte Paulina doch darum gebeten es ihm nicht zu sagen, immerhin war sie die einzige, die ich im Verdacht hatte, mit ihm zu schreiben.

"Simon war bei mir und hat mir das alles erzählt. Und er hat dabei kein Detail ausgelassen!" Sven lachte und ich wurde rot. "Du bist viel besser im Bett als er! Wirklich! Er war nur ein One-Night-Stand!" Versicherte ich ihm.

"Max, du musst dich vor mir nicht rechtfertigen, nicht dafür, dass du mit Simon geschlafen hast, aber das Kompliment nehme ich gerne an!" Lachte er und küsste mich wieder. "Er hat mir damit gezeigt, wie viel du mir bedeutest, und dass ich nicht will, dass du mich durch irgendeinen andern Typen ersetzt!" Wieder bekam ich einen Kuss.

"Du bist heute wohl sehr Zuneigungsbedürftig!" Lachte ich und strich ihm über die Lippen. "Natürlich, ich habe meinen kleinen Jungen wieder bei mir. Und diesmal werde ich ihn nicht mehr hergeben, nie wieder!" Versprach er mir und drückte sich dann fest an mich.

"Können wir es jetzt ins Bett verlegen?" Wollte ich wissen und er lachte. "Max? Bist du heute Sexbedürftig?" Er lachte und ich nickte. "Natürlich! Sven, Simon ist wirklich nicht gut im Bett." Ich sah verzweifelt zu ihm hinauf. "Hey, er kann doch auch nichts dafür!" Lachte dieser.

"Willst du vielleicht gar nicht mit mir schlafen?" Vermutete ich und er schüttelte den Kopf. "Nein, will ich wirklich nicht. Ich will diesen Moment genießen und neben dir liegen, bis einer von uns einschläft und wir die ganze Nacht kuscheln!" Antwortete er und küsste mich auf die Stirn.

"Sven, seit wann bist du so romantisch?" Ich musste laut lachen und er setzte sich auf. "Seit ich mir im Klaren darüber bin, dass ich dich und keinen anderen Jungen auf dieser Welt will. Irgendwann werden wir heiraten, glaub mir." Er zog mich hoch und stand dann auf. "Ich denke wir sollten uns jetzt wirklich hinlegen, es ist schon sehr spät!" Damit zog er sich sein T-Shirt über den Kopf und ließ sich mit der Jogginghose in das Bett fallen.

"Aber ein ganz klein bisschen Action ist doch noch drin, oder?" Fragte ich und als Antwort kam nur ein kurzes Nicken.  


Nicht Gerade EinfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt