Kapitel 44

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In den nächsten zwei Wochen traf Sven sich täglich mit seinem Vater und ich wurde von ihm wie Dreck behandelt. Noch nicht einmal zu meiner eins in Französisch sagte er etwas, obwohl wir ewig darauf hin gelernt hatten. Aber am Mittwoch, als ich gerade angefangen hatte, für meine nächste Matheschulaufgabe zu lernen, da kam er auf einmal an mein Zimmer und setzte sich auf das Bett. "Man, wie weich ist dieses Bett bitte? Und wie lang bin ich hier schon nicht mehr gesessen?" Lachte er und wippte ein bisschen drauf herum, während ich so tat, als wäre er nicht da. "Komm schon Max, sei nicht so eine kleine Zicke!" Lachte er und kam zu mir. "Ich bin keine Zicke! Du behandelst mich doch die gesamten letzten drei Wochen wie Scheiße!" Antwortete ich ihm und er rollte genervt mit den Augen, nachdem er meinen Schreibtischstuhl umgedreht hatte, damit er mir in die Augen schauen konnte. "Komm schon, alles gut zwischen uns!" Lachte er dann und zog mich an einem Arm zu sich nach oben.

"Hast du schon wieder getrunken Sven?" Fragte ich ihn und wand mich aus seinen Armen, damit ich seinen stinkenden Atem nicht mehr riechen musste. "Ist doch alles nicht so dramatisch!" Er lachte wieder und kam mir näher, wobei er mich diesmal so stark umklammerte, dass ich mich nicht aus seinem Griff befreien konnte. "Sven, lass mich gefälligst los, du stinkst furchtbar nach Alkohol!" Beschwerte ich mich und er stieß mich regelrecht von sich weg, sodass ich rückwärts auf mein Bett fiel. "Komm her mein Süßer!" Er kam zu mir und krabbelte blitzschnell über mich, sodass ich keine Chance hatte, von ihm wegzukommen. "Sven! Lass das!" Ich schubste ihn von mir weg, sodass er vom Bett fiel und sein Kopf hart auf dem Boden aufschlug. "Max? Was sollte das?" Er stand vom Boden auf und schaute mich fragend an.

"Ich will eine Erklärung, warum du dich so verhalten hast! Und warum du getrunken hast! Du tust mir in der letzten Zeit ständig weh und ich verstehe dabei gar nicht, was ich falsch gemacht habe!" Eine Träne floss über meine Wange und ich stand auf, um mich an Sven zu klammern. Auf einmal kamen die gesamten Gefühle der letzten Wochen hoch und ich wusste nicht wie ich sie in Worte fassen oder verarbeiten sollte. "Ich will dich nicht verlieren, du bist doch mein Freund! Und mein Bruder! Warum bist du so zu mir?" Mit verheultem Gesicht schaute ich zu ihm auf und wusste nicht, was er gleich sagen würde. Seine Augen sahen so ausdruckslos aus, für ein paar Sekunden dachte ich, auch in ihnen ein trauriges Blitzen wahrzunehmen, aber da musste ich mich getäuscht haben, denn ich wurde von meinem Bruder von sich weggedrückt.

"Was? Sven? Rede mit mir! Bitte!" Ich klammerte mich noch fester an ihn, sodass er es bleiben ließ, zu versuchen mich wegzudrücken und ernst zu mir nach unten schaute. "Lass mich los Max!" Forderte er mich, ohne eine einzige Emotion in der Stimme, auf. "Nein! Sag mir warum du so zu mir bist!" Weinte ich und die Tränen liefen mir über das Gesicht. "Lass mich gefälligst los!" Sven wurde zwar nicht wütend, aber noch bestimmter. "Warum?" Ich ließ ihn wirklich los, aber blieb so nahe bei ihm stehen. "Max, ich weiß das du denkst, ich wäre mit dieser blöden Beziehung glücklich gewesen, aber das stimmt nicht. Und ich bin froh das mein Vater mir geholfen hat, meine wahren Gefühle zu deuten." Er schaute ernst zu mir nach unten, aber ich wusste schon was jetzt kommen würde. "Nein! Nein Sven!" Ich rüttelte an seinem Arm, aber er stieß mich weg.

"Für mich macht diese Beziehung keinen Sinn mehr. Ich gehe bald studieren und zum Glück weiß ich jetzt, dass ich nicht schwul bin. Wenn mein Vater mir nicht die Augen geöffnet hätte, dann wäre ich jetzt immer noch der festen Überzeugung, dass ich es wäre. Also mache ich jetzt mit dir Schluss. Und versuch gar nicht erst, mir einzureden, dass es falsch ist, du hast mir nämlich gar nichts zu sagen!" damit drehte er sich um und verließ das Zimmer während ich mich auf mein Bett sinken ließ und entmutigt die Arme sinken, bevor ich mich zusammenrollte und die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.

Nicht Gerade EinfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt