Kapitel 4

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Am nächsten Morgen wurde ich von den zwitschernden Vögeln die sich vom Wind über die Wiesen treiben ließen auf denen sich das Gras sanft wiegte, dem rauschendem Meer und dem energischem Klingeln unserer Haustürklingel geweckt. Wahrscheinlich war es Paulina die sich wie in unserem alten Zuhause so oft wieder ausgesperrt hatte. "Ich bin ja gleich da!" rief ich während ich die Treppe runter ging. Unterdessen zog ich mir mein T-Shirt aus. Als ich an der Haustür angekommen war öffnete ich sieht den Worten: "Kannst du eigentlich nicht mal aufpassen was du machst? Mich so früh am Morgen aus dem Bett zu klingeln nur wegen deiner Dummheit ist echt schrecklich!" der Junge der vor mir stand hatte wahrscheinlich nicht mit so einer Reaktion gerechnet "Ehm..." erhielt einen Kuchen in den Händen den er mir nun entgegen hielt "Für euch." "Oh, Sorry?" er lächelte unendlich süß und hatte Grübchen an den Backen. Seine Augen waren Meer blau und sahen mich freundlich und neugierig an. Ein paar seiner blonden Haare hatten sich gelöst und hingen ihm nun in die Stirn. Er trug eine graue Skinny Jeans kombiniert mit einem schwarzen T-Shirt und weißen Superstars. Ich wanderte mit meinem Blick wieder nach oben, und als sich unsere Blicke trafen wurde er rot und schaute verlegen auf den Kuchen den er mir nun nur noch energischer entgegen hielt. Ich nahm ihn ihm ab und trat dann einen Schritt zurück "Möchtest du nicht reinkommen?" er überlegte kurz, nickte dann aber schüchtern und stand im nächsten Moment in unserer Eingangshalle. Die Tür schloss ich hinter ihm, dann zeigte ich ihm wo er seine Schuhe hinstellen konnte und stellte während er sich die Schuhe auszog den Kuchen auf den Tisch des Empfangszimmers. Dann kam ich zu ihm zurück " Ich bin übrigens Max!" ich hielt ihm die Hand hin und er schlug ein "Ich heiße Raymon nen mich bitte Ray." "Ok Ray, möchtest du dich nicht erstmal setzen?" ich wollte einen höflichen ersten Eindruck hinterlassen, das war Silvie immer sehr wichtig. "Klar, gerne!" ich begleitete ihn zu der Couch im Empfangszimmer und zeigte ihm wo er sich setzten konnte. "Also Ray, warum bist du eigentlich da?" "Naja, meine Mutter hat einen Kuchen für euch gebacken und da sie heute arbeiten muss hat sie mich gebeten ihn an ihrer Stelle zu bringen, allerdings hätte sie mich wahrscheinlich sowieso geschickt, sie hat nämlich gehört das hier jetzt ein Junge in meinem Alter wohnt und sie will immer neue Freunde für mich finden. In den nächsten Tagen werden wahrscheinlich aus fast jeder Familie im Dorf Kuchen eintreffen, aber in Wirklichkeit sind die nur neugierig wer hier eingezogen ist, denn wenn man sich so ein Haus leisten kann muss man erstmal Geld haben. Außerdem machen sie sich alle zusammen ein Psychologisches Bild von euch. Das hört sich zwar gruselig an, aber so schlimm ist das gar nicht." er redete schnell und wie ein Wasserfall, außerdem spielte er die ganze Zeit mit seinen Fingern. "Das ist sehr interessant, wo wohnst du denn?" ich versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn sein Verhalten mich ebenfalls unruhig machte. "Ich könnte es dir mal zeigen!" er lächelte lieb und ich nickte, wahrscheinlich hatte er nicht wirklich viele Freunde. Ich wusste nicht mehr was ich noch Fragen oder sagen sollte und so breitete sich eine unangenehme Stille zwischen uns aus, die keiner von uns beenden konnte oder wollte.

"Ehm... Also Ray... Hast du vielleicht Durst?" das war das Beste was mir im Moment einfiel.

Ray nickte und atmete erleichtert aus "Dann müssen wir die Küche erstmal suchen, ich bin auch gerade erst aufgestanden." Ray schaute ein bisschen erschrocken "Aber ihr seid doch schon gestern Morgen angekommen, das würde ja heißen, das du einen ganzen Tag deines Lebens verschlafen hast?!" "Wäre ja nicht das erste Mal." Sein Blick wurde noch entsetzter "Aber wirst du es nicht bereuen dass du deine Zeit so verschenkt hast?" "Kann schon sein, denn egal ob ich drei oder 32 Stunden schlafe, Müde bin ich immer. Es ist schon immer so und wahrscheinlich wird es auch niemals aufhören." "Dann ist es doch scheiß egal ob du schläfst oder nicht, wenn ich du wäre würde ich nie wieder schlafen!" Er grinste "Ich würde dann einfach viel mehr Zeit für andere Dinge haben!" Ich lächelte nur in mich hinein "Ja, zum Beispiel nichts tun. Ich meine, was willst du denn in diesem Kaff machen?" "Zum Beispiel Fußballspielen oder Schwimmen! Man kann auch super Beachvolleyball spielen!" Seine Augen leuchteten, entweder das waren gerade seine Lieblingssportarten, oder er liebte das Dorf hier wirklich. "Ich bin von keinem dieser Dinge wirklich ein Fan." "Aber, Aber..." "Lass uns die Diskussion hier beenden und lieber die Küche suchen." wieder nickte er nur. Oh mein Gott, wie ich es hasste keine richtigen Antworten zu bekommen! Aber ich ließ es mir nicht anmerken, ich wollte schließlich nicht dass er sich unwohl fühlte. Langsam erhob ich mich von meinem Platz und ging auf die große Holztüre zu, die nach meiner Vermutung in das Wohnzimmer führte. Die Tür hielt ich noch für Ray auf, als dieser wie ein Hündchen hinter mir durch sie gedackelt kam.

"Wow, euer Wohnzimmer ist ja riesengroß! Unseres würde hier sicher 3-mal reinpassen!" Er drehte sich einmal im Kreis und machte große Augen als er den Flachbildschirmfernseher sah. "Wie viel Geld habt ihr denn?" "Meiner Meinung nach viel zu viel!" "Aber es muss doch toll sein sich alles leisten zu können und niemals Geldprobleme zu haben?" "Geld macht nicht glücklich, in gewisser Weise ja schon, aber zum Beispiel das was ich am allermeisten haben möchte, kann man mit keinem Geld der Welt kaufen. Und dann macht es mich traurig zu sehen, dass wir so viel Geld haben, aber weder uns selbst noch anderen damit wirklich Freude bereiten. Und das Schicksal meiner Familie wird es auf ewig sein zu arbeiten und zu arbeiten und trotzdem Tatenlos zuzusehen wie die Welt um uns herum langsam zerbricht. Ich glaube, einfachere Leute haben es besser, denn sie haben nicht das Gefühl nichts getan zu haben." Ich seufzte einmal auf. Bis mir klar wurde was ich da gerade gesagt hatte "Bitte sag das niemandem!" "Nein, keine Sorge." "Ich frage mich gerade wirklich ob wir dir heute noch was zu trinken holen können oder ob wir uns immer weiter in dieses Netz aus reden verstricken?" Er lachte ein unschuldiges lachen, wie es normalerweise nur kleine Jungen tun "Ich kann warten!"


(1059 Wörter)

Nicht Gerade EinfachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt