44. Jetzt reicht's!

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Ich machte mich also mit Erik auf den Rückweg zu den anderen. Als wir dort ankamen, suchte ich sofort zwischen den Schülern nach Vanessa. Als ich sie endlich entdeckte, musterte ich sie genau. Sie sah schon ein bisschen danach aus, als ob es ihr leid tat, dass sie mich angeschossen hatte. Immerhin. Ihren Blick konnte ich nicht so genau deuten; sie schaute auch nicht direkt in meine Richtung. Wo zur Hölle sah sie denn hin? Ich folgte ihrem Blick und erahnte ihr Ziel. Mein Bruder. Dieser unterhielt sich gerade angeregt mit Herrn Hendricks, der ziemlich aufgeregt schien. Ich sollte mich wohl lieber bei ihm melden. Nicht, dass er sich noch unnötig Sorgen um mich machen musste. Nicht, dass mich das interessierte, was er über mich dachte. Ich sollte ihm aber trotzdem Bescheid geben. Da Erik immer noch neben mir stand, stupste ich ihn kurz an. "Ich gehe mal rüber zu Herrn Hendricks und sage ihm, dass es mir wieder besser geht. Okay?" "Okay.", antwortete er mir und strich mir noch einmal über den Kopf bevor er mich gehen ließ. Ich ging an dem Kurs vorbei zu meinem Sportlehrer. Dort angekommen, räusperte ich mich kurz, um auf mich aufmerksam zu machen. Schlagartig drehten sich Christoph und Herrn Hendricks in meine Richtung und bombardierten mich sofort mit Fragen. "Oh mein Gott, Alex, wie geht's dir?", "Geht's dir gut?", "Wie fühlst du dich?" Bis auf die stechenden Kopfschmerzen und die fehlenden Erinnerungen? Blendend! "Bist du okay?", "Kannst du antworten?" Was war das denn für eine bescheuerte Frage? Mir wurde doch nicht die Zunge rausgeschnitten! Mir wurde 'nur' ein Ball ins Gesicht geschossen. Natürlich konnte ich antworten, deswegen mischte ich mich an diesem Punkt auch in die Fragestunde meiner Gesprächspartner ein. "Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich habe Kopfschmerzen. Das ist alles.", erklärte ich so knapp wie möglich. Chris nickte nur. Er wusste, dass das stimmte. "Willst du dich nicht noch einmal hinlegen?", bohrte Herr Hendricks nach. Ich rollte mit den Augen. "Alexandra. Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen! Dabei ist Ruhe angesagt. Am besten du bleibst die nächsten Tage zu Hause." Ich hatte eine Gehirnerschütterung. Na super! Ich nickte nur. Dann drehte ich mich um und wollte wieder zurück zu Erik. Bis ich sah, was dort los war. Angelina war los. Die stand nämlich vor Erik, vor MEINEM Freund, und flirtete mit ihm. Sie drehte sich mal hier eine Locke um den Finger, dann strich sie sich mal da eine Locke von ihrem Ausschnitt weg und zu guter Letzt fiel ihr noch 'aus Versehen' ihre Trinkflasche runter. Jetzt reicht's! Ich ging zum Ort des Geschehens und stellte mich neben Erik. Nett aber bestimmt unterbrach ich Angelina mit einer Frage. "Du, Angelina? Wie findest du Erik eigentlich?", lächtelte ich sie an. Die Tatsache, dass Eriks Mund aufklappte, ignorierte ich. Sie fing an zu stottern. "Naja. Er ist nett und..äh..ziemlich heiß." Jetzt tat ich so, als würde ich mir Erik genauer ansehen und wendete mich danach wieder an Angelina. "Ja", begann ich , "Ich muss schon sagen. Ich finde meinen Freund auch ziemlich heiß." Erik sah mich an und fing an zu schmunzeln. Ich setzte noch ein ehrliches "Das war nicht böse gemeint" nach, damit es nicht zu gemein rüberkam. Erik gab mir einen Kuss auf die Wange. Angelina klappte die Kinnlade herunter. Sie murmelte noch etwas Unverständliches, dann rauschte sie davon. "Christoph, Bruderherz, kommst du nochmal?", rief ich und Vanessas Kinnlade fiel. Hätten wir das auch geklärt. Als Christoph bei uns angekommen war, fing er auch an zu lachen. "Du bist unglaublich.", flüsterte Erik mir ins Ohr. "Du bist mein Freund. Das ist unglaublich.", antwortete ich. Erik zog mich in eine Umarmung und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich." "Ich dich auch."

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