51. "Mehr war da nicht."

243 6 0
                                    

Julian POV.

Ich wachte durch das Klingeln meines Weckers auf. Zuerst wusste ich nicht direkt, warum er klingelte. Sonst konnte ich nämlich meistens immer ausschlafen. Dann fiel es mir siedend heiß wieder ein. Ich hatte doch heute die Pressekonferenz. Ich warf noch einen kurzen Blick auf mein Handy bis mir nach einiger Zeit die Uhrzeit auffiel. Scheiße! Ich hatte definitiv zu viel Zeit vertrödelt. Ich sprang förmlich aus meinem Bett und hastete ins Badezimmer. Nachdem ich mit der Morgenroutine fertig war, ging ich in die Küche und machte mir noch schnell Frühstück. Danach holte ich mir meine Auto- und Haustürschlüssel und mein Handy, zog mir eine Jacke über und verließ schließlich das Haus. Dort angekommen, erwartete mich schon ein Aufseher. "Morgen, Herr Draxler. Sie sind etwas spät dran, aber gerade noch rechtzeitig. Wenn Sie reingehen, dann müssen Sie beim zweiten Flur links abbiegen und danach durch die dritte Tür rechts. Da werden Sie bestimmt schon erwartet." Er hielt eine Karte vor die Tür, welche sich daraufhin einen kleinen Spalt öffnete. Der Aufseher zog die Tür vollständig auf und ließ mich hindurch, ehe er sie hinter mir wieder schloss. 'Zweiter Flur links, dritte Tür rechts. Zweiter Flur links, dritte Tür rechts.', sagte ich mir immer wieder auf. Nicht, dass ich nachher sonstwo rauskomme und nicht da, wo ich eigentlich hinsoll. Als ich vor der hoffentlich richtigen Tür angekommen war, holte ich noch einmal tief Luft. Meine Güte. Ich spiele doch nicht erst seit gestern Fußball. Legt sich diese Aufregung auch irgendwann mal? Ich bin aufgeregt, wenn ich ein Spiel habe. Ich bin aufgeregt, wenn ich eine Pressekonferenz habe. Gibt es auch irgendetwas, wobei ich nicht aufgeregt bin? Ich fuhr mir noch kurz durch die Haare. Danach öffnete ich die Tür. Ich sah mich kurz um. Ich war in einem Vorraum. Mein Trainer war auch schon da. Dieser hob kurz die Hand und grüßte mich. Da ich nicht unhöflich wirken wollte, hob ich meine ebenfalls. Wie aus dem Nichts erschien neben mir irgendein Organisationstyp und fing an, mir etwas zu erklären. "Ihr werdet gleich da raus gehen.", er deutete auf eine Tür, "Du gehst als zweites, direkt nach deinem Trainer. Die Journalisten stellen euch nach und nach ein paar Fragen, hauptsächlich zum nächsten Spiel. Die sind übrigens schon da, wenn ihr euch platziert. Alles verstanden?" Ich nickte nur. Hoffentlich geht alles gut. Einige Zeit später war die Pressekonferenz schon in vollem Gange. Ich schielte unauffällig auf meine Armbanduhr. 35 Minuten waren ungefähr seit dem Beginn vergangen. Kann ja nicht mehr solange dauern. Es vergingen noch weitere 10 Minuten, bis der letzte Reporter ein Frage stellte. "Herr Draxler, eine letzte Frage an Sie. Es ist bei uns in der Redaktion ein Bild von Ihnen und einer jungen Frau aufgetaucht, dass Sie und die besagte Frau in einem Café zusammen zeigt. Nach unseren Recherchen handelt es sich um eine gewisse Nora Haase. In welchem Verhältnis stehen Sie zu Frau Haase? Ist sie Ihre Freundin?" In meinem Gehirn schrillten die Alarmglocken. Warum ausgerechnet diese Frage? Wie zur Hölle haben die das herausgefunden? Okay, ich muss denen jetzt eine Antwort geben, sonst glauben die mir nicht. Denk nach. Denk nach. Nora wollte nicht, dass wir es öffentlich machen. Ich schon. Und nun? Der Reporter zog eine Augenbraue nach oben. Ich räusperte mich kurz. "Ich stehe in keinerlei Verhältnis zu Frau Haase. Ich erinnere mich kaum noch an den Tag. Allerdings weiß ich noch, dass sie sich an meinen Tisch gesetzt hat. Wir haben uns unterhalten. Mehr war da nicht.", beendete ich meine Lüge. Der Journalist nickte zustimmend. Ich saß noch eine Weile mit leerem Blick da. Ein schlechtes Gewissen breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Hatte ich die richtige Entscheidung getroffen?

Sprachlos...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt