49. Großes Wiedersehen

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Ein halbes Jahr war seit dem Abschied vergangen. Ein halbes Jahr hatten wir uns nicht mehr zusammen gesehen. Jeder hatte irgendwie sein eigenes Ding gemacht. Klar hatte ich mich zwischendurch mit Erik getroffen, auch war Christoph mal für ein paar Tage wieder nach Hause gekommen. Trotzdem waren es nicht alle auf einmal. Erik, Christoph, Nora und Julian. Sowas hatte mir einfach gefehlt. Unsere gemeinsamen Abende waren zwar kurz nach dem Abschied noch aktuell gewesen, hatten aber danach immer mehr abgenommen. Genau aus diesem Grund hatte ich vor ein paar Tagen ein bisschen herumtelefoniert und alle zu einem Filmeabend eingeladen. Es war bereits später Nachmittag und ich hatte alle zu 19.30 Uhr zu mir bestellt. Jeder sollte seinen Lieblingsfilm mitbringen. Meine Eltern waren zwar weggefahren, aber trotzdem damit einverstanden. Ich durchforstete gerade unsere Süßigkeitenschublade, in der es ziemlich leer aussah. Hmm, dann musste ich wohl nochmal zum nächsten Supermarkt. Ich nahm mir eine kleine Tasche, Geld, meine Schlüssel und mein Handy mit und verließ mit Kopfhörern in den Ohren das Haus. Im Supermarkt vor dem Süßigkeitenregal stand ich erstmal eine Weile. Warum hatten die auch so viel Zeug? Da konnte man sich ja kaum entscheiden. Nach einiger Überlegung nahm ich mir zwei Chipstüten, eine große Packung Gummibärchen und noch zwei kleine Tafeln Schokolade und ging damit zur Kasse. Ich legte die Sachen hintereinander auf das Band und kramte in meiner Tasche nach dem nötigen Geld. Als die Kassiererin die ganzen Süßigkeiten sah, fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. Nein, ich habe nicht vor das alles alleine zu essen! Nachdem ich bezahlt hatte, trat ich den Rückweg nach Hause an. Dort angekommen, bereitete ich schonmal alles vor. Der Inhalt der zwei Chipstüten wanderte in zwei Schüsseln, die Gummibärchen fanden auch in einer Schüssel Platz. Mit den drei Schüsseln machte ich mich umständlicherweise gleichzeitig auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort platzierte ich sie auf dem Tisch der vor unserem Sofa stand, danach holte ich die Schokolade und legte sie ebenfalls auf den Tisch. Gerade als ich kurz verschnaufen wollte, klingelte es auch schon an der Tür. Ich sah kurz auf meine Uhr. Erst 19.23 Uhr. Wer kommt denn schon so früh? Ich öffnete die Tür und sah in die Augen meines Freundes. "Erik!", rief ich erfreut. "Du bist ja schon da. Komm doch erstmal rein. Setz dich doch schonmal ins Wohnzimmer.", brabbelte ich. "Möchtest du noch was tri..." Erik unterbrach mich sanft, indem er seine Lippen auf meine legte. Ich hatte das so vermisst. Ich fuhr ihm leicht mit meinen Fingern durch seine Haare. Ich hätte noch ewig mit ihm so dastehen können, allerdings sah das irgendjemand anders. Die Klingel schellte nämlich und unterbrach uns ziemlich unsanft. "Christoph", stieß ich aus, als ich die Tür wieder öffnete. "Schön dich wieder zu sehen, Schwesterherz.", antwortete er mir. Ich nickte mit dem Kopf in Richtung des Wohnzimmers und trat zur Seite. Als ich es mir gerade mit Erik und Christoph auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, klingelte es erneut. Seufzend stand ich auf und ließ auch die Letzten, Julian und Nora ins Haus. Als wir uns schließlich alle im Wohnzimmer versammelt hatten, erzählte wir noch ein bisschen über das Geschehene, bis wir zu dem Schluss kamen, dass wir den ersten Film starten wollten. Nur welchen? "Okay, wir machen das jetzt so", versuchte ich zu vermitteln, "Ich werde jetzt die Augen schließen und Nora wird die Filme auf dem Tisch ordentlich durchmischen. Dann wähle ich einen mit verschlossenen Augen aus und den werden wir uns dann ansehen. Deal?" Alle waren damit einverstanden. Ich nickte Nora einmal zu und schloss dann die Augen. Nach einiger Zeit gab mir Nora ein Zeichen und ich schwenkte meinen Finger hin und her. Dann ließ ich ihn sinken und öffnete meine Augen. "Hah, es ist meiner!", triumphierte er. Ich verdrehte die Augen. Da waren sie wieder. Die guten alten Zeiten!

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