55. Diese weißen Wänden machten mich noch krank!

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Als ich es irgendwie zum Krankenhaus geschafft hatte, ging ich auf die Anmeldung zu. Immer noch liefen mir Tränen über mein Gesicht. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass Nora, meine Nora, es möglicherweise nicht mehr schaffen würde. Ich wollte es auch einfach nicht wahr haben. Ich wollte mir auch definitiv kein Leben mehr ohne sie vorstellen. Auch, wenn wir in letzter Zeit keinen guten Draht zueinander gehabt haben. Ich wollte sie einfach nicht verlieren. Die Frau von der Anmeldung schaute mich skeptisch über den Rand ihrer Brille an, die gerade noch so auf ihrer Nasenspitze Platz fand. "Sie waren der schwere Verkehrsunfall, oder?", fragte sie ziemlich desinteressiert. Ich wollte ihr antworten, allerdings verließ kein einziger Ton meine Kehle. Ich nickte nur traurig. Sie klickte ein paar mal auf ihrem Computer herum, bis sie anscheinend das gefunden hatte, was sie gesucht hatte. Sie nickte einmal kurz. Anscheinend als Bestätigung für sich selbst. "Sie müssen in die zweite Etage, auf die Intensivstation, fahren und dann links abbiegen. Dann gehen Sie bitte den Flur bis nach ganz hinten durch und setzen sich dann dort bitte. Sie können momentan nicht zu Nora Haase; sie wird gerade notoperiert. Bitte haben Sie Geduld. Die Familie wartet auch schon.", beendete sie ihre Auskunft. Ein nahezu gehauchtes "Danke" verließ meine Kehle, ehe ich mich auf den Weg auf die Intensivstation machte. Dort angekommen, erwartete mich auch schon Noras Familie. Noras Mutter kam mir einige Schritte entgegen und schloss mich stumm in ihre Arme, ehe wir beide in Tränen ausbrachen. Wir standen noch ein paar Minuten so da, bis sich Noras Vater uns anschließ und uns beide umarmte. So standen wir da. Ein Haufen von drei Personen, die sich umarmten und weinten. Als wir uns von einander lösten, nahm ich auf einem der weißen Stühle am Rand des Flurs Platz. Die Sekunden vergingen. Man hörte es deutlich von der großen Uhr, deren Ticken gefühlt bei jedem Mal lauter wurde. Weitere Sekunden vergingen. Ich heftete meinen Blick an die kalte, weiß gestrichene Flurwand. Diese weißen Wänden machten mich noch krank! Vor meinem inneren Augen liefen noch einmal all die schönen Tage ab, die ich zusammen mit Nora verbracht hatte. Oder auch wie wir überhaupt zusammen gekommen waren. Bei unserem ersten Treffen hatte ich ihr meine Nummer zugesteckt, weil ich nicht gewusst habe, wie ich sie ansprechen sollte. Unser erster Kuss. Unsere Beziehung hatte Höhen erreicht und Tiefen überstanden. Darauf war ich stolz. Stolz, dass wir es so lange geschafft hatten. Gerade als ich mitten in einem weiteren Gedanken an Nora versunken war, ging die Tür des Operationssaals auf und ein Arzt trat heraus. Er nickte uns kurz zu, dann nahm er sich einen der weißen Stühle und setzte sich zu uns. Er nahm seine Brille von seiner Nase und setzte sich diese in sein bereits ergrautes Haar. Er faltete seine Hände in seinem Schoß und räusperte sich kurz, bevor er anfing zu sprechen. "Sie sind die Angehörigen von Nora Haase?", fragte er und wartete ab, bis wir zustimmten, "Wie Sie wahrscheinlich bereits wissen, mussten wir Frau Haase notoperieren. Frau Haase hatte eine schwere Kopfverletzung, zahlreiche Hämatome am gesamten Oberkörper und eine Fraktur des Oberschenkelknochens. Ihre Chancen standen nicht gut. Wir haben alles getan, was wir konnten." Der Arzt räusperte sich noch einmal bevor er fortfuhr.
"Wir müssen Ihnen mitteilen, dass...

Sorry, dass wir erst heute updaten, wir waren ziemlich im Schulstress. Ihr kennt das bestimmt. Deswegen kommt heute das Kapitel für Montag.
Und die wichtigste Frage zum Schluss. Was denkt ihr? #Leben oder #Tod ?
Liebe Grüße Lina3108 und Kanandon

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