53. >>Nora<<

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Julian POV.

Ich hatte mich gerade auf den Fahrersitz meines Autos gesetzt, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ziemlich umständlich zog ich es hervor und warf einen Blick auf den Bildschirm. >>Nora<< Es ging ihr bestimmt um die Pressekonferenz. Ich hoffe, es war das Richtige, dass ich gesagt habe, dass Nora und ich nicht in einer Beziehung sind. Sie wollte es schließlich nicht öffentlich machen. Wer hätte gedacht, dass die Presse das jetzt noch herausfindet. Ich seufzte nocheinmal, ehe ich auf die grüne Taste tippte und ein leises, fragendes "Hallo?" durch die Leitung schickte. 'Julian? Kannst du mir mal bitte verraten, was das gerade werden sollte? Mehr war da nicht. Ist das dein verdammter Ernst?', schrie Nora schon fast durch das Telefon. Scheiße!
Es war wohl doch nicht die richtige Entscheidung gewesen. "Okay Nora, jetzt hör mir mal zu. Bevor wir uns jetzt durch das Handy anschreien. Könnten wir uns vielleicht irgendwo in der Mitte von uns persönlich treffen? Wie wäre es mit... Moment... Bielefeld? Ich kenne da so ein Café. Kennst du da das Café au lait? Das liegt da direkt in der Stadtmitte.", beendete ich meinen Vorschlag. Ich hoffe, dass sie darauf eingeht. Ich hatte nämlich keine Lust soetwas am Telefon zu klären. 'Na gut. Du hast ja Recht. So ungefähr weiß ich, wo das Café ist. Ich war da mal vor Jahren mit meinen Eltern.  Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann ruf ich dich nochmal an. Ich mache mich dann auf den Weg.', antwortete sie mir distanziert. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da hörte ich schon das Tuten. Nora hatte einfach aufgelegt. Ich startete ziemlich enttäuscht mein Auto und machte mich, statt auf den Weg nach Hause auf den Weg nach Bielefeld. Ich dachte auf dem Weg über die letzte Zeit mit Nora nach. Wir waren jetzt schon eine ziemlich lange Zeit zusammen. In der letzten Zeit hatten wir uns kaum gesehen. Und fast immer hatten wir einige Differenzen gehabt. Außer gestern. Es war irgendwie nur noch ein rein oberflächlicher Umgang. Ich liebte sie natürlich noch. Allerdings, dass musste selbst ich mir eingestehen, nicht mehr so stark, wie am ersten Tag. Den ganzen Weg bis nach Bielefeld dachte ich über Nora, über mich und vor allem über uns nach. In Bielefeld angekommen, machte ich mich erstmal auf die Suche nach einem Parkhaus. Als ich schließlich eins gefunden hatte, stellte ich mein Auto an einer eher abgelegenen Stelle ab. Bevor ich mich jedoch zum Café au lait begab, zog ich mir meine Kapuze tief ins Gesicht. Eine halbe Stunde später stand ich vor dem Café und wartete auf Nora. Bisher hatte mich keiner erkannt. Zum Glück! Gerade als ich wieder von meinem Handy aufsah, von dem ich die Uhrzeit entnommen hatte, sah ich, wie Nora auf der gegenüberliegenden Seite einparkte. Als sie aus der Fensterscheibe zur mir sah, hob ich kurz meine Hand und winkte ihr zu. Sie tat das Gleiche.  Ich sah wie sie sich ihre Tasche vom Beifahrersitz nahm und aus dem Auto ausstieg. Sie stand halb auf der Straße und verschloss gerade ihren Wagen. Plötzlich sah ich rechts etwas Schwarzes aus dem Augenwinkel, das sich viel zu schnell zu nähern schien. Nora stand immer noch auf der Straße und verstaute ihren Autoschlüssel. Ich wollte ihr noch etwas zurufen, aber da war es bereits zu spät. Das Auto, das viel zu schnell unterwegs war, erfasste sie mit voller Wucht. Mir stiegen Tränen in die Augen. Ein lautes "Nein!" entfuhr meiner Kehle. Ein weiteres, bedeutend heisereres "Nein" folgte, während ich immer wieder den Kopf schüttelte. "Das ist doch nicht wahr! Das kann einfach nicht wahr sein!", sagte ich mir immer wieder, bis mir meine Sicht endgültig durch die Tränen in meinen Augen verschleiert wurde.

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