Als ich realisierte, was dort gerade passiert war, lief ich zu der Unfallstelle. Das schwarze Auto stand an der Stelle an der eben noch Nora gestanden hatte. Der Fahrer saß noch wie versteinert hinter seinem Lenkrad. Als ich kurz vor dem Auto ankam, sah ich erstmal nur Noras Tasche. Deren Inhalt hatte sich fast über die ganze Straße verteilt. Ich sah ihr Handy, auf dessen Display nun ein großer Riss prangte. Kurz daneben lagen ihre Schlüssel für Ihre Wohnung und ihr Auto. Neben weiteren Kleinigkeiten fiel mir noch ein rechteckiges Stück Papier auf. Ich griff nach ihm und drehte es um. Sofort fingen wieder Tränen an über meine Wangen zu laufen. Es war ein Foto von Nora und mir. An dem Tag waren wir zu einem abgelegenen See gefahren und hatten dort ein Picknick gemacht. Es war ein wundervoller Tag mit ihr gewesen. Wir waren zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so lange zusammen, vielleicht zwei oder drei Wochen. Doch ab dem Treffen war ich mir wirklich sicher, dass ich Nora nie wieder gehen lassen wollte. Zurück in der Realität sah dies jedoch komplett anders aus. Nora! Sofort schaltete mein Gehirn auf Alarm. Ich lief zu dem leblos aussehenden Körper, der ein paar Meter weiter auf der Straße lag. Ich hockte mich mit Tränen in den Augen neben sie und biss mir auf die Zunge. Sie sah schrecklich zugerichtet aus. An ihrem Kopf an der Schläfe prangte ein großer Bluterguss. Aus ihren Haaren lief Blut. Wahrscheinlich hatte sie irgendwo noch eine andere Kopfverletzung. Ihre wundervollen Augen, mit denen sie mich immer so verständnisvoll angesehen hatte, waren geschlossen. Ihre Hände trugen zahlreiche Abschürfungen. Auch ihre Kleidung war nicht heil davon gekommen. Doch das Schlimmste sah ich erst jetzt. Ihr Bein stand in einem unnatürlichen Winkel zum Rest des Beins. Ich nahm Noras Hand in meine und fuhr mit meinem Daumen über ihren Handrücken. Ihre Hand war so kalt. Automatisch hob sich einer meiner Mundwinkel. Gleichzeitig musste ich kurz schniefen. Nora hatte immer kalte Hände. Ob nun bei 10 Grad minus oder 30 Grad im Schatten. Nora hatte grundsätzlich immer kalte Hände. So, als käme sie geradewegs aus dem Gefrierschrank. Eine Träne fiel aus meinem Auge auf ihre Hand. Ich schniefte erneut und schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Langsam aber sicher erreichte das Geräusch der schrillen Sirene des Rettungswagens mein Ohr. Keine Minute später traf er auch schon am Unfallort ein. Jemand musste wohl Bescheid gegeben haben. Die Türen des Wagens öffneten sich und einige Sanitäter kamen mit einer Trage zu Nora und mir. Ich ließ Noras Hand für einen kurzen Moment los, damit die Sanitäter sie auf die Trage und später auf diesen kleinen fahrbaren Wagen befördern konnten. Gerade als ich das letzte Mal Noras Hand ergriff und einen kleinen Kuss darauf hauchte, drang eine Stimme zu mir. "Entschuldigung. Sind Sie ein Angehöriger diesen jungen Frau?", fragte mich einer der Sanitäter. Ich schüttelte traurig den Kopf. "Dann möchte ich Sie bitten, anderweitig zum Hospital zu kommen. Sie scheinen ihr ja sehr nahe zu stehen." Ich stand wie versteinert neben dem kleinen Wagen, immer noch mit Noras Hand in meiner. Unfähig, mich zu bewegen. Nun kam ein anderer Sanitäter auf mich zu und sagte etwas, dass mich erneut in Tränen ausbrechen ließ. "Sie müssen jetzt loslassen, sonst ist es vielleicht nachher zu spät."
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Sprachlos...
Fiksi PenggemarAlex und Nora sind beste Freundinnen und führen eigentlich ein ganz normales Leben. Die beiden 17-jährigen besuchen gerade die 11. Klasse eines Gymnasiums in Köln. Doch Alex hat ein Geheimnis, das kaum jemand kennt. Noch nicht einmal ihre beste Fr...