48. Abschied

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Alex POV.

Erik und ich saßen noch eine Weile auf dem bereits abgezogenen Bett. Nachdem Erik mir gebeichtet hatte, dass er heute abreisen würde, hatte ich mich erstmal setzen müssen. Ich hatte immer noch mit der leichten Gehirnerschütterung vom Sporttag zu tun, dennoch hatte ich es mir nicht nehmen lassen, mit Nora hierher zu fahren. Es kam aber einfach so plötzlich. Ich war auch ein bisschen sauer, dass er mir das nicht früher erzählt hatte. Aber insgeheim hatte ich ihm schon längst verziehen. Wir hatten ja immerhin noch eine Chance, uns wieder zu sehen. Ich meine, Köln und Dortmund sind jetzt nicht meilenweit auseinander, dass man sich nicht so oft sehen könnte. Wir würden schon einen Weg finden. Da war ich ziemlich zuversichtlich. Ich hatte meinen Kopf auf Eriks Schulter gelegt und sog noch einmal seinen Duft ein. "Wollen wir Julian und Nora abholen?", fragte ich. "Ihr müsst doch bestimmt bald los, oder?" Erik stimmte beidem nickend zu. Er holte seine Tasche und ich stellte mich schon einmal an den Türrahmen. Als Erik auch bei der Tür angekommen war, gab ich ihm Noch einen Kuss auf die Wange. Dann traten wir gemeinsam auf den Flur. Aus Julians Zimmer fiel ein schmaler Lichtstrahl durch einen kleinen Spalt der angelehnten Zimmertür. Ich ging durch die Tür. "Nora! Bist du sow.." Ich stockte. Nora war nicht mehr da. Stattdessen fand ich einen schluchzenden Julian vor, der wie ein Häufchen Elend auf seinem, ebenfalls bereits abgezogenen Bett saß. Auch Erik war nun hinter mir im Zimmer angekommen. "Was ist denn hier passiert?", fragte er vorsichtig. Julian sah uns traurig an und erklärte uns das, was passiert war. Dass er es Nora nicht früher erzählen konnte, weil er nicht wollte, dass die Beziehung daran zerbricht. Dass Nora es überhaupt nicht gut aufgefasst hat. Dass die beiden sich heftig gestritten hatten. Dass Nora die Beziehung nicht beendet hatte. Und dass sie gegangen war. Als Julian bei der Erklärung zum Ende gekommen war standen selbst mir die Tränen in den Augen. Als er aufstand und seine Tasche nahm, die bisher noch neben ihm gestanden hatte, ging ich zu ihm und umarmte ihn. Er schluchzte kurz, löste sich dann aber wieder. "Kommt ihr?", fragte Erik sanft, "Wir müssen los." Julian nickte. Wir machten uns also nur zu dritt auf den Weg zur Lobby des Hotels. Dort hatte sich schon fast die ganze Mannschaft versammelt. Auch alle, die sonst noch so dazu gehörten, waren auch schon vor Ort. Als ich André in der Masse sah, ging ich zu ihm um mich zu verabschieden. Es schloss mich sofort in seine Arme. "Mach's gut, Alex. Viel Glück noch mit Erik.", murmelte er an meinen Haaransatz. Ich löste mich von ihm und nickte. Kurze Zeit später ging ich zu Marco. "Du willst dich noch von mir verabschieden? Nachdem, was ich alles angestellt habe?", fragte er erstaunt. "Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.", scherzte ich. "Find' deinen Weg Marco. Aber den Richtigen!", mahnte ich, bevor ich mich mit einem "Bis dann" von ihm entfernte. Dann fiel mir Julian auf, der ziemlich betrübt an Rande der Masse stand und zu Boden blickte. Bei ihm angekommen, zog ich ihn noch einmal in eine herzliche Umarmung. "Das mit Nora tut mir wirklich leid. Ich hätte sie nicht so eingeschätzt. Ihr bekommt das wieder hin. Glaub dran!", sagte ich, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Er nickte nur traurig und schob dann noch ein halbherziges Lächeln hinterher. Ich entfernte mich ein paar Schritte von Julian und suchte den Raum nach meinem Bruder ab. Ich drängelte mich durch die Masse an Fußballspielern zu ihm durch. Unser Abschied war ein Abschied ohne Worte. Wir standen da, Arm in Arm und ich realisierte langsam, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Er strich mir noch einmal durch die Haare, dann entfernte er sich von mir. Und dann kam Erik. Er umarmte mich so fest, das mir für einen kurzen Augenblick die Luft wegblieb. Als wir uns in die Augen sahen, wurde mir bewusst, dass dies mein schlimmster Abschied werden würde. Ein letztes Mal berührten sich unsere Lippen. Wir lösten uns schweren Herzens voneinander. "Ich liebe dich Alex.", flüsterte Erik. Mir rollten die Tränen über die Wangen. Meine Zunge fühlte sich so taub an, dass ich keinen Laut mehr rausbekam. Ich nickte und schaute in seine Augen, bevor er endgültig gehen musste. "Wir werden uns wieder sehen!"

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