Descendants of the Sea

23.

Mit einem Gefühl, das einem Luftmangel glich, stand Kaylin zögernd auf.

"Tu-tut mir leid... i-ich muss kurz... ich..." Ohne zu enden verliess sie ihre Familie und eilte zur Reling, wo sie sich ans Geländer klammerte. Sie redete sich selber gut zu um sich zu beruhigen, während Fíli ihr nachstürzen wollte, aber von seinen Schwiegereltern aufgehalten wurde.

"Lass sie, ich nehme an, sie braucht eine Weile für sich. Das scheint sie ziemlich getroffen zu haben"

"Mich ehrlich gesagt auch. Nachdem wir London verlassen haben sagten mir meine Eltern zwar, ich hätte noch jemanden dort, aber nie wer es war. Auch in Afrika erwähnten sie es nicht, dann war es bereits zu spät." Seufzend stützte er den Kopf in die Hände und rieb seine Augen. Sobald er seine Liebste schluchzen hörte, schoss er hoch. "Tut mir leid, ich sollte zu ihr", murmelte er, als er sich erhob und mit langsamen Schritten auf seine Frau zuging. "Hey", sagte er vorsichtig, "Ich weiss ich bin wahrscheinlich der Letzte den du sehen willst in dem Moment" Abrupt fuhr Kaylin zu ihm herum. 

"Wieso?", flüsterte sie mit Tränen in den Augen. Schulterzuckend stellte der Pirat sich neben sie und lehnte seine Unterarme auf die Reling, während er auf das Meer hinausblickte. 

"Naja, du hast gerade erfahren, dass du nun irgendwie dennoch zu Becketts Familie gehörst... dass dein Ehemann mit ihm verwandt ist"

"Da kannst du doch nichts dafür. Ganz ehrlich, selbst wenn er dein Vater wäre, es würde nichts ändern. Du bist nicht er."

"Das heisst also, du wirst mich nicht gleich über Bord werfen wenn ich dich in die Arme nehme?", grinste er und stiess sie leicht in die Seite. Sich die Tränen wegwischend, schlug sie ihre Hände gegen seine Brust.

"Natürlich nicht, du Trottel" 

"Wenn das so ist" Im nächsten Moment hatte er sie gepackt und drückte sie an sich. Mit der Zeit lockerte er den Griff und wartete, bis sie es sich bequemer gemacht und sich an ihn geschmiegt hatte. "Aber wenn das nicht der Grund war, dass du weg bist, wieso dann?"

"Erstens war es einfach einmal recht viel Information innert sehr kurzer Zeit. U-und zweitens... Beckett wusste  dass ihr lebt, oder er nahm es zumindest an. Naja jedenfalls würden deine Eltern ihn niemals gebeten haben, mich zu heiraten. Irgendwas musste da also noch dahinterstecken. Vie-vielleicht war er neidisch"

"Neidisch? Wie soll das gemeint sein?"

"Auf dich. Du hast, was er wollte. Mich. Weisst du, was ich glaube? Dass er es war, der vorgeschlagen hat, unsere Familien zu verbinden, doch unsere Eltern verstanden es falsch und sahen nicht ihn als Mann sondern dich. Tja, eines führt zum anderen, er wird eifersüchtig, will euch weghaben, weshalb er den Brand legt. Vielleicht hoffte er euch zu töten, was ihm nicht gelang, dennoch verlässt ihr den Ort. Ihr seid weg, aber aus irgendeinem Grund kommt er nicht auf mich zu. Als er erfährt, dass wir uns wiedersehen sollen, ruft er euch nach Afrika, wo er euch endgültig loswird. Zumindest dich, bisher hast du gedacht, es hätte keinen Grund, dass er dies tat" Statt es zu erklären, legte sie bloss eine Hand auf den Anfang der Narbe. "Trotzdem hast du es überlebt und deswegen versuchte er dich später zu töten, besonders als er merkte, dass ich etwas für dich empfand. Es würde alles erklären." Etwas erschrocken liess Fíli seine Frau los und blickte ihr in die Augen.

"Das klingt nach Beckett. Es würde wirklich einiges erklären" Dann sah er, wie sich erneut Tränen in Kaylins Augen sammelten.

"Und es ist meine Schuld. Nur wegen mir ist deine Familie jetzt..." Der Pirat liess sie nicht mehr ausreden sondern küsste sie.

"So etwas darfst du nicht sagen. Keinesfalls ist das deine Schuld, du kannst nichts dafür, dass er dich um jeden Preis heiraten wollte"

"Hätte ich aber zugestimmt, wäre das alles nicht passiert. Wir wären alle mehr oder weniger glücklich."