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Gebanntes Schweigen herrschte für einige Sekunden, bis Kaylin merkte, dass das schlechte Gewissen zu gross wurde.

"E-es tut mir so leid... ich-ich schwöre ich wollte diese Kette niemals stehlen oder so." Auch sie war den Tränen nahe, doch Dís beruhigte sie sofort.

"Auf keinen Fall, das hast du auch nicht. Ich kann dir nicht sagen, wie unendlich froh ich bin zu wissen, dass du sie die ganze Zeit über hattest."

"A-aber eigentlich gehört sie doch euch... Fíli. Vi-vielleicht hätte ich sie ihm geben müssen oder so"

"Was redest du denn da, Kleines?", wollte Dís sie besänftigen, "Mein Mann wollte, dass die Frau, die meinen Sohn zurückliebt, diese Kette bekommt. Und du hattest sie. Im Grunde hoffte er auch dass du sie erhältst." Vorsichtig ergriff sie Kaylins Hand und legte die Kette hinein. "Nicht nur aus diesen Gründen sollst du sie weiterhin haben" Fast schon ein wenig panisch gab sie das Schmuckstück ihrem Mann.

"Es ist aber von deinem Mann... ich meine..." Fíli unterbrach sie nach einem Blick zu seiner Mutter.

"Sie war ein Geschenk" Damit legte er sie zurück in ihre Hand und drückte sie zu. "Wenn ich sie dir damals nicht geben konnte, gebe ich sie dir zumindest jetzt. Ich möchte, dass du sie behältst. Vergiss nicht, gäbe es diese Kette nicht, wer weiss was damals in Port Royal passiert wäre. Ob ich überhaupt lebte" Nun kamen der Frau wirklich Tränen und sie fiel Fíli um den Hals.

"Danke", nuschelte sie. Mit zitternden Fingern zog sie die Kette wieder an, worauf der Blonde sie liebevoll küsste.

"Nie hätte ich es geglaubt", kam es auf einmal von Thorin.

"Was geglaubt?", wollte Dís wissen. 

"Von der angeblich geheimnisvollen Kraft kermanischen Goldes. Dein Vater sprach stets darüber, bis heute verstand ich es nicht. Aber offenbar wirkt dieses Gold eine Art Anziehungskraft oder so aus. Das dürfte der Grund dafür sein, dass sie den Weg zu dir fand. Und euch schliesslich zusammenbrachte"

"Oh mein Gott", entfuhr es Fíli, "Es klingt durchaus plausibel. Mein Vater wünscht sich, dass ich eines Tages Kaylins Mann werde, stirbt und die Halskette findet alleine den Weg zu dir. Zumindest in deine Familie. Auf dem Schiff übergeben deine Eltern sie dir, nicht einmal einen Tag später greifen wir euch an. Jahre später treffen wir uns in Port Royal wieder und nur weil ich dir die Kette stehle, sehen wir uns überhaupt wieder. Wahrscheinlich war sie es auch, die mich nach Port Royal lockte, bevor die anderen Piraten dort auftauchten."

"Das klingt wirklich glaubwürdig" Auch Thorin stimmte dem Ehepaar sofort zu. "Aber glaubst du, dass das wirklich am Gold liegt?"

"Es kann durchaus sein... denn auch mich hatte dieses Gold eine Art Effekt. Wenig nach der Ankunft und als ich König wurde, hat es mich derart stark beeinflusst, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte."

"Naja, immerhin hast du es geschafft, das zu überwinden. Wie kam es überhaupt dazu, dass ihr hier lebt und Herrscher seid?"

"Stimmt, das sollten wir vielleicht auch einmal erzählen"

"Nachdem dieser Sklavenhändler dich aus meinen Armen gerissen hatte, wurden wir erst einmal Tage in diesem verliesählichen Gebäude gelassen. Schliesslich kam unser Vetter wieder vorbei um uns mitzuteilen, dass dein Vater ihn und uns alle verraten hätte und dass Piraten, die ihn, Cutler, ausraubten, dich getötet hatten."

"Und das habt ihr ihm einfach so geglaubt?"

"E-er hat uns dein mit Blut verschmiertes Hemd vor die Füsse geworfen, bevor er wieder ging. Hämisch lachend" Fíli senkte den Kopf.

Descendants of the SeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt