Während Fíli keine Ahnung hatte, was um ihn herum gerade geschah, bekam Kaylin immerhin mit, wie die andere Frau bewusstlos umkippte. Während ihr Sohn sie schüttelte, tat Kaylin dasselbe bei ihrem Mann. Erst nachdem sie ihn drei Mal gefragt hatte, was los sei, begriff sie es selber und wich zurück. Für wie lange sie perplex dastanden, sassen oder lagen, konnte niemand sagen. Der erste der sich rührte war Fíli. Tief einatmend stand er auf, ging auf den Braunhaarigen zu und schloss ihn fest in die Arme. Mit einem breiten Lächeln stand Kaylin daneben und strich sich ein paar Strähnen hinter das Ohr, weil sie nicht wusste was sie tun sollte. Als sich die Brüder voneinander lösten, brachen sie plötzlich simultan in schallendes Gelächter aus. Nach einer Weile fielen sie sich weinend in die Arme.
"Es tut so verdammt gut, dich zu sehen", sagte Fíli, Tränen wegwischend. "Wir sollten Mutter nach Hause bringen"
"Oder besser, bringen wir sie zu Óin, unserem Heiler. Der kann sicher auch etwas gegen den Sonnenbrand tun. Es tut mir so unglaublich leid, ich konnte doch nicht wissen, dass du das bist. Wenn Mutter das erfährt, bringt sie mich um"
"Jetzt hätte sie immerhin wieder einen Sohn" Er bekam einen Faustschlag gegen die Brust, doch dann prusteten sie wieder los.
"Das reicht nun. Wir sollten ihr wirklich helfen. Und ich muss meine Schwägerin kennenlernen"
"Oh Mist.", entfuhr es Fíli. "An sie habe ich gerade gar nicht gedacht" Mit einem grossen Schritt war er bei ihr. "Tut mir wirklich leid"
"Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen." Sie schloss ihn in die Arme. "Weisst du eigentlich, wie sehr ich mich für dich freue?"
"Nur eine Ahnung." Er richtete sich auf und wandte sich an seinen Bruder. "Kíli, das ist Kaylin, meine Frau. Ich drehe das jetzt nicht um, weil mich das immer nur nervt. Aber wie auch immer, das ist mein Bruder, Kíli" Als Kaylin ihm die Hand hinhielt, gab der Braunhaarige ihr einen Handkuss, sah dann seinen Bruder an.
"Darf ich?", wollte er wissen.
"Aber selbstverständlich" Der Blonde grinste und als Kíli seine Frau umarmte, holte er sein Messer hervor, das er ausgiebig betrachtete. "Wenn du dich traust", fügte er hinzu.
"Was wurde aus deiner Philosophie 'was mein ist, ist auch dein'?"
"Hat mein Piratendasein zu 'Was dein war, ist jetzt mein' umgewandelt"
"Klingt nach dir. Bringen wir Mutter hier weg" Nickend versorgte Fíli das Messer und half seinem Bruder ihre bewusstlose Mutter zu transportieren. In einer kleinen Hütte legten sie sie auf einer Art Trage nieder. "Bleibt ihr beide hier, ich hole Óin." Damit war er verschwunden und kam nur wenig später mit einem älteren Mann im Schlepptau zurück. Der begann die Frau kurz zu untersuchen und war der Meinung, dass ihr nichts fehle. "Und dann wäre da noch er" Kíli stellte sich neben seinen Bruder. "Hast du was gegen Sonnenbrand hier?"
"Was hat der arme Mann denn angestellt?", erriet der Heiler, sogar in perfektem Englisch.
"Das war ein Missverständnis. Kannst du jetzt was machen?" Kopfschüttelnd ging der Mediziner zu einem Regal und nahm etwas hervor.
"Ihr jungen Leute müsst euch in Geduld üben." Mit einem kleinen Töpfchen kam er zurück und wandte sich an Fíli. "Setzt Euch dort drüben hin und zieht das Hemd aus. Die Salbe kühlt und wird den Schmerz lindern, aber in den ersten Sekunden brennt es." Der Blonde nickte und tat wie angewiesen. Der Heiler ging vor ihm in die Knie und verteilte grosszügig von der hellen Paste auf seinem Oberkörper. Schon bald biss Fíli die Zähne zusammen. Nachdem sie fertig waren, legte Óin eine Hand auf die Narbe. "Die sieht wirklich übel aus. Im Grunde hätte sie Euch töten müssen. Irgendjemand schien zu wollen, dass Ihr überlebt" Mit einem seltsamen Ausdruck sah Fíli ihn an und nickte. "Wie auch immer, in den nächsten Tagen solltet Ihr die Sonne meiden und langärmelige Hemden tragen." Er stand auf, versorgte die Arznei und sprach Kaylin an. "Und was fehlt Euch?"

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Descendants of the Sea
FanfictionJahrelang hat Kaylin einen Verehrer, interessiert ist sie jedoch nicht im Geringsten. Genau genommen kann sie ihn nicht einmal leiden. Ausgerechnet in dieser Zeit passieren Dinge, die ihr Leben für immer verändern werden. Als wäre das nicht genug...