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"Eine Sekunde. Was habt Ihr gerade gesagt?", empörte sich Fíli.

"Davies", erklang es von Beckett, worauf sein Gehilfe zu ihm kam. "Bringt die beiden auf das Deck. Bindet Kaylin am Mast fest, dann sehen wir weiter" Alles Wehren nützte den beiden nichts und der schwarzhaarige Mann tat, wie ihm aufgetragen wurde. Das Wetter spiegelte die Stimmung des Ehepaars wider, es war düster durch die Dämmerung und nebelverschleiert. "Entzückend seht ihr aus... so hilflos", verspottete der Lord Kaylin. Als Fíli zu seiner Frau eilen wollte, hielt Beckett dieser eine Waffe an den Kopf. Zur selben Zeit schlug sich eine Hand auf Fílis rechte Schulter und er spürte die Spitze des Messers auf der anderen Seite am Hals. "Ich wiederhole mich nur ungern. In welcher Richtung liegt diese Insel?" Verzweifelt klappte der Mann den Kompass auf und blickte auf die Anzeige. Wie erwartet zeigte der Zeiger in die Richtung seiner Frau.

"Tut mir leid, es geht nicht. Denn was ich mir am meisten wünsche ist immer noch sie offenbar"

"Dann streng dich gefälligst an." In seiner Rage schien es Beckett nicht aufzufallen, dass er Fíli duzte. Der konzentrierte sich nun wirklich auf die Insel und versuchte seinen Verstand zu überzeugen, dass er nur so Kaylin wieder in die Arme schliessen konnte, doch es klappte immer noch nicht.

"Hört mir zu, ich habe es wirklich probiert, es geht einfach nicht. Ausserdem sagtet Ihr nicht, dass Ihr sie lieben würdet? Und jetzt würdet Ihr so weit gehen und sie töten?"

"Mein Leben lang versuchte ich sie zu bekommen, nie gelang es mir. Sie ist ein Mensch und kann sich wehren. Aber Gold kann weder davon laufen noch protestieren. Am Ende will ich wenigstens etwas haben in meinem Leben. Ein einziges Mal, ist das zu viel verlangt?"

"Wenn es Euch so wichtig ist, vielleicht findet Ihr den Weg zur Insel selber?"

"Ihr seid wahrlich in der besten Position um Forderungen zu stellen"

"Wie bitte? Das war keine Forderung sondern eine Feststellung. Oder mehr ein Vorschlag."

"Falls Ihr es nicht gemerkt habt, ich bin keinesfalls geneigt, ihn anzunehmen. Ihr tut gefälligst, was ich sage"

"Ja, das habe ich verstanden und auch probiert, aber das klappt nicht. Ich kann meinen Verstand nicht überzeugen auf etwas anderes zu zeigen. Ihm einzureden dass es etwas wichtigeres gibt als meine Frau zu beschützen."

"Euch fehlt ein Ansporn"

"Nein das tut es gewiss nicht, ich weiss, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. Mein Verstand sieht das auch. An was es liegt kann weiss ich nicht. Womöglich ein Beschützerinstinkt. Was ich sagen will, ich kann daran auch nichts ändern, dass dieser Zeiger ständig in Eure Richtung zeigt. Ausser diese Insel liegt wirklich dort."

"Kommt mir nicht mit Ausreden. Ich zähle bis drei, wenn wir bis dann keinen Kurs oder gar den falschen haben, schiesse ich"

"Jetzt übertreibt doch nicht. Es gibt sicher sonst eine Lösung."

"Eins"

"Seht Ihr ich hätte nun allen Ansporn, aber es änder sich nichts. Wobei, die Nadel dreht sich, bleibt dann aber wieder genauso stehen."

"Zwei" Nun wurde der Mann so richtig panisch und er rief aus:

"Herrgott, ich tue alles was Ihr wollt, nur bei aller Liebe von Gott, ich flehe Euch an, drückt nicht ab. Was bringt es Euch überhaupt wenn sie tot ist? Dann habt Ihr den Kurs nicht einfach so." Beckett sah auf, wobei er merkte, dass Tränen über das Gesicht seines verzweifelten Gegenübers liefen. 

"Vielleicht kann ich die Insel dann alleine finden. Es würde mir also Vorteile bringen."

"Jetzt hört mich doch an. Der Kompass ist nicht der Einzige Weg zur Insel. Fragen wir jemanden oder suchen wir eine Karte. Wahrscheinlich wollt Ihr schiessen, weil Ihr wütend seid. Aber nicht auf sie, auf mich. Deshalb, wenn Ihr den Drang habt, jemanden umzubringen, dann mich. Wenn Ihr Kaylin strafen wollt gelingt Euch das so ohnehin besser. Ausserdem, würdet Ihr Euch verzeihen, wenn ihr sie tötet?"

Descendants of the SeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt