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Erschrocken schnappte Kaylin nach Luft. Sie fand, dass er das nicht verdient hatte. 

"Aber findest du das denn passend? Ich-Ich meine, das ist ein Tag der Freude. Und eine Hinrichtung naja... ist halt nichts Schönes."

"Das stimmt, aber es ist ein Zeichen des Erfolges" Verzweifelt senkte die junge Frau ihren Kopf. 

"Bitte", murmelte sie, "Ich glaube nicht, dass ich mir das ansehen kann."

"Ist es nur deswegen? Warum hast du das nicht einfach gesagt? Ich werde mal schauen was sich machen lässt. Das wird jedoch viel sein, da es meine Feier ist." Beinah wäre Kaylin aufgesprungen und hätte ihren Pflegevater umarmt. 

"Danke" Obwohl sie mit dem Essen noch nicht fertig war, stand sie auf und entschuldigte sich. "Es wird wohl das Beste sein, wenn ich ins Bett gehe. Heute ist wirklich viel passiert, ich bin müde"

"Nein, nein, das ist vollkommen in Ordnung. Gute Nacht"

Mit den ersten Sonnenstrahlen wurde Kaylin aus dem Bett gejagt. Nach dem Waschen reichte James ihr eine Schachtel mit einem besticktem cremefarbigen Kleid, jenes, das Weatherby ihr schenken liess. Über die Jahre war auch der Gouverneur zu einer Art Vater für sie geworden, nicht zuletzt, weil Kaylin und Elizabeth sehr gute Freundinnen waren. Oftmals konnte Kaylin ihr Glück nicht fassen, immerhin war sie ihnen vor acht Jahren noch eine Fremde. Der einzige den sie damals bereits kannte, am Tag, als sie auf Norrington und die Swanns traf, war William Turner. Ein Junge, der auch auf dem Schiff war, das die Farleys in die Karibik bringen sollte, heute ihr bester Freund. Alle anderen die auf dem Schiff waren, sind beim Überfall der Piraten verschwunden oder umgekommen, so auch Kaylins Eltern. Und Kaylin selber lebte nur, weil sie genau das tat, was Will ihr befahl, augenblicklich von Bord  zu springen. In Gedanken dachte sie nicht daran, sich anzuziehen und als Norrington ihr Zimmer betrat um zu sehen ob sie fertig war, sass sie immer noch da, mit dem Kleid in den Händen. 

"Was ist denn los?", fragte er, die Besorgnis in seiner Stimme war nicht zu überhören. 

"Es ist nur, ich dachte gerade daran, dass ich bereits einmal an einer Beförderung dabei war. An Becketts. Damals war ich neun Jahre alt und er machte mir einen Antrag" Norrington, der Beckett nur aufgrund von Erzählungen seiner Pflegetochter kannte, setzte sich auf den Boden, während Kaylin erzählte, dass der Engländer ihr einen weiteren Brief schrieb und herkommen würde. 

"Du musst ihn nicht heiraten, wenn du nicht willst, vergiss das nicht. Und wenn er das nicht versteht, hat er dich nicht verdient und ich stehe natürlich hinter dir."

"Danke." Vorsichtig wischte Kaylin sich die Tränen weg. "Wahrscheinlich sollte ich mich wohl anziehen."

"Tu das. Wir könnten ein Stück spazieren gehen vor der Feier, was meinst du?" Wenig später verliess sie ihr Zimmer fertig angezogen und bereit für die Zeremonie. Lächelnd öffnete Norrington ihr die Tür und Kaylin trat ins Freie. Er reichte ihr den Arm und sie hakte sich ein. Als sie ein Stück gegangen waren, verkündete James freudig: "Zwei Neuigkeiten. Erstens, ich konnte dafür sorgen, dass die Hinrichtung morgen stattfindet, es gab gestern Abend noch weitere Vorfälle,  Auseinandersetzungen und so. Kurz, es gibt mehr Verurteilte."

"Das ist grossartig. Also dass es verschoben wurde, nicht das Zweite." Ganz stimmte das nicht, denn die Vorstellung versetzte ihr trotzdem einen Stich.

"Und das Zweite: Heute werde ich Elizabeth fragen, ob sie sich mit mir vermählen will." Seit längerem war bekannt, dass sich der künftige Commodore in die Gouverneurs Tochter verliebt hatte und plante, ihr die Ehe anzutragen. Aber Kaylin ahnte, dass das wahrscheinlich nicht klappen würde, da sie wusste, dass Elizabeth in sonst jemanden verliebt war. In den Jungen, dem sie vor acht Jahren das Leben rettete, Will Turner. 

Descendants of the SeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt