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Während den kommenden zwei Tagen war es Kaylin, die ihrem Mann wiederholt sagte, dass keiner von ihnen sterben würde. Irgendwas würden sie sich nämlich einfallen lassen. Und sie seien doch zahlmässig recht viele, irgendetwas würden sie sicher ausrichten können.

"Was haben wir schon gross zu verlieren?", meinte sie immer, sobald jemand widersprach, dass das eher weniger funktionieren würde, "Was sollten sie uns sonst noch antun wollen?" Das einzige was sie nicht wusste war, was genau sie tun sollten, war aber der Meinung spontan etwas zu tun. Vielleicht gelang es ihnen ein paar Wachen zu überwältigen und dann davonzurennen. Ein paar würden es sicher schaffen. Ein Problem war allerdings, dass sie auf einer Insel wären und ein Schiff brauchten, um zu entkommen. 

Normalerweise kamen die Wachen nur zweimal täglich vorbei und schoben Essen und Trinken zwischen den Gitterstäben durch, deshalb waren alle mehr als überrascht, als der Zuständige die Zellentür von den Durins und einem Piraten namens Derek Rivers aufschloss. 

"Die beiden da" Erst da bemerkten die Gefangenen die beiden Männer, die ebenfalls anwesend waren. Der Essensverteiler nickte, trat in die Zelle und griff sich als erstes Kaylin, die er in den Griff eines Freundes übergab, bevor er Fíli ebenfalls hochzog. Derjenige, der nun noch die Hände freihatte, schloss wieder ab und ging voraus. Verwirrt blickte Kaylin zurück zu ihrem Sohn, der verängstigt schien. Am liebsten hätte sie sich wieder losgerissen und ihn an sich gedrückt. Nicht einmal eine Minute später hatten sie offenbar das Ziel erreicht und das Ehepaar wurde in einen Raum geführt. Während man Kaylin nach nicht einmal einem Schritt am Weitergehen stoppte, wurde Fíli in die Mitte des Raumes gezerrt. 

"Na los", knurrte der Mann, der ihn festhielt und gab ihm nach einem Schubs einen Tritt in die Kniekehle. Der Blonde schluckte und kniete sich hin, während einer der Soldaten den Rohrstock holte. Nun wusste Kaylin, wie die Striemen und blauen Flecken am Rücken ihres Angetrauten zustande kamen. "Ausziehen",  befahl der Mann erneut, worauf Fíli wortlos seine Weste und das Hemd entfernte. 

"Was wollt Ihr denn nun schon wieder? Ihr wisst ja bereits wo meine Frau ist", erkundigte er sich.

"Das schon. Aber dieses Mal möchten wir wissen, was mit Beckett passiert ist. Darüber habt Ihr uns letztes Mal auch keine Antwort gegeben."

"Aus gutem Grund." Sein Gegenüber zeigte mit dem Rattanstock auf ihn.

"Hört mir zu, wir können es auf zwei Arten machen. Entweder sagt Ihr es einfach, oder es wird schmerzhaft"

"Na schön, na schön. Dann sage ich es eben, auch wenn Euch die Antwort nicht gefallen wird"

"Solange wir eine kriegen ist das gleichgültig"

"Wetten nicht? Wenn Ihr es hört, rastet Ihr sicher aus und macht einfach..." Er stoppte, als ein Schlag seinen Rücken traf. "He, das war nicht sehr freundlich. Wenn Ihr schon was wissen wollt, dann lasst mich gefälligst ausreden"

"Nur wenn es mit der Sache zu tun hat"

"Und hatte es das vorhin etwa nicht?" Er wurde böse angesehen und unterdrückte ein Grinsen. "Na gut, wie Ihr wollt. Dann eben ohne Umschweife. Beckett ist tot"

"Unsinn"

"Ich sagte doch, Euch gefällt die Antwort nicht"

"Nein, wir wissen dass sie falsch ist. Ihr habt ihn doch entführt"

"Warum fragt Ihr wenn Ihr es ohnehin schon wisst?" Kaum eine halbe Sekunde später traf das Holz seinen Rücken wieder und Kaylin begann sich zu fragen, ob es das letzte Mal ähnlich verlaufen war. Ob auch da ihr Mann meistens selber Schuld war, wenn er einen Schlag erhielt. 

Descendants of the SeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt