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Mit Entsetzen musste Fíli das Geschehen auf der Pearl beobachten und wusste, dass er nichts tun konnte. Zu seiner Überraschung liess der Befehlshaber der Navy ihn zeitweilen durch das Fernrohr blicken, so dass er das Schiff sofort nach seiner Familie absuchte. Zu seinem Leidwesen hatte auch Beckett diese gefunden, doch fast schlimmer wurde das Gefühl als er Salazar später auf das Heckdeck kommen sah. Er wollte seine Familie warnen, aber über die Distanz und den Kampflärm hörten sie ihn natürlich nicht. Dann folgte die Erleichterung, als Jack Kaylin zu Hilfe kam und schliesslich mit Salazar um den Dreizack rang. Als der Geisterpirat schliesslich direkt von dem Strahl getroffen wurde, konnte er einen Jubelsschrei nicht unterdrücken. 

"Eure Freunde scheinen es geschafft zu haben", kommentierte der Uniformierte, "Und das in überraschend schneller Zeit"

"Kann gut sein", meinte Fíli schulterzuckend und atmete tief durch. "Darf ich mich bitte von meiner Familie verabschieden?" Der Mann schüttelte den Kopf. "A-aber können wir wenigstens an ihnen vorbeifahren, dass ich von hier aus Lebewohl sagen kann? Bitte" Er spürte Tränen in seinen Augen.

"Nein. Ihr werdet niemandem Lebewohl sagen." Entgeistert blickte der Pirat ihn an. "Eure Familie bedeutet Euch viel, nicht?"

"Alles."

"Das dachte ich mir. Ihr seid ein offenherziger und achtbarer Mann. Aus Euch hätte alles werden können, wenn Ihr Euch nicht für die Piraterie entschieden hättet. Und heute habt Ihr durch Eure Verhandlung wohl die ganze Welt gerettet und Euer Leben gegen das Eurer Familie und Freunde eingetauscht. Das war eine sehr noble und selbstlose Aktion. Nicht nur deswegen hättet Ihr das Leben mehr verdient als irgendjemand sonst."

"Was genau wollt Ihr damit sagen?", fragte Fíli misstrauisch.

"Eure Familie braucht Euch und Ihr sie offenbar auch. Geht zu ihnen und richtet ihnen Grüsse und unseren verbindlichsten Dank aus"

"Wartet" Fíli hob die Hand "Das heisst, Ihr lasst mich gehen?"

"Natürlich dürft Ihr Euch Eurem Schicksal stellen, aber davon rate ich Euch ab." Er zwinkerte dem Blonden zu, der ihn perplex anstarrte.

"Danke. I-ich weiss nicht was ich sagen soll. Danke"

"Wir sind es, die Euch danken müssen. Die Piraten dieser Welt sollten sich ein Beispiel an ihrem König nehmen.Wer weiss, vielleicht werden eines Tages Piraten und Passagierschiffe friedlich nebeneinander herfahren und die Navy würde nicht mehr gebraucht.  Aber vorerst müssen wir das Piratenschiff am Horizont dingfest machen. Dann kümmern wir uns um die anderen Piraten, die uns vorhin durch die Lappen sind." Wieder schenkte er ihm ein Zwinkern und erst da dämmerte Fíli, dass er tatsächlich frei war. Ihm wurde die Hand hingehalten und er ergriff sie abwesend. "Ich würde ja gerne sagen: auf Wiedersehen, aber das hoffe ich Euretwillen nicht. Lebt wohl, Fíli Durin, König der Piraten"

"Danke. Ihr auch..."

"Jeffrey Morris, Commodore der Royal Navy"

"Lebt wohl, Jeffrey Morris" Nun verstärkte er den Händedruck, bevor er sich an die Mannschaft wandte, salutierte und kopfüber von Bord sprang. Die Pearl hatte er schneller erreicht als erwartet, da die beiden Schiffe offenbar aufeinander zufuhren. Rasch war er auf Deck geklettert und sah sich nach Kaylin und seinen Kindern um. Da schienen ihn ein paar Männer der Crew zu entdecken. Doch weil er genau in dem Moment seine Familie erblickt hatte, die ihm den Rücken zukehrte, hob er den Finger an die Lippen um sie um Schweigen zu beten. Dann deutete er auf Kaylin, die gerade mit Jack diskutierte. Sobald er näher ging merkte er, dass sie über ihn sprachen. Kaylin versuchte ihren Verwandten zu überzeugen, dass sie erneut mit der Navy verhandelten. Schliesslich erblickte Jack ihn, doch auch er wurde gebeten nichts zu sagen. Stattdessen unterbrach er Kaylin.

Descendants of the SeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt