Negla ♡ two bodies, one life

Kapitel 48: Negla ♡

Obwohl das was sie getan haben, gibt mir das gute Recht sauer und enttäuscht auf sie zu sein...

Wie können sie solch eine Entscheidung gegen meinen Willen für mich entscheiden und mich nicht einmal nach meiner Meinung fragen. Naja die Entscheidung war ja nicht ganz falsch, da ich mich ebenfalls so entscheiden würde. Aber die sind ja wohl ein Schritt zu weit gegangen. Tamer ist in Hamburg bei meinen Eltern um meine Hand anhalten gewesen und dass ist nichts schlimmes. Er hat die Erlaubnis meiner Eltern bekommen, dass ist ebenfalls nichts schlimmes. Dann haben seine und meine Eltern sich zusammen getan und etwas entschieden, was für mich sehr schmerzhaft ist. Sie haben uns islamisch verheiratet. Ich bin vor Gott mit Tamer verheiratet und bis gerade eben wusste ich es nicht.

Die Tatsache, dass ich mit ihm verheiratet bin, macht mir nichts aus, denn das wäre auch mit meiner Zustimmung so passiert. Was mich enttäuscht ist, dass ich bei meiner eigenen Verlobung und bei meiner eigenen Hochzeit nicht dabei war. Ich habe schon immer von so einem Tag geträumt, wie der Ablauf, meine Kleidung und meine Aufregung vielleicht sein könnten. Aber nein ich durfte dies alles nicht miterleben. Mein Mann, Tamer liegt im Koma und ich konnte ihm nicht einmal eingestehen, dass ich ihn liebe. Vielleicht werde ich auch niemals mehr die Gelegenheit dazu finden, ihm das zu sagen. Er wollte mir dennoch nicht das Erlebnis mit den Heiratsantrag rauben, denn eigentlich wäre es ja nicht nötig gewesen, wir sind schon verheiratet. Es klingt so schön, wenn man genau darüber nachdenkt. Allein die einzelne Silbe 'Mein' von dem Wort Mann macht das Wort um einiges attraktiver. Aber nichts desto trotz macht es mich fertig, dass ich nicht dabei war. Ich meine, es ist meine Hochzeit gewesen. Ich habe weder mit ihm die Ringe getauscht, noch haben wir eine Torte angeschnitten. Das ist ein muss, finde ich. Aber einen Heiratsantrag hätte ich bekommen, immerhin das. Die Frage die ich mir stelle ist, wie hätte Tamer vor gehabt mir das Alles nach dem Antrag zu erzählen oder zu beichten? Und gehen wir mal davon aus, ich hatte den Antrag nicht angenommen, da ich vielleicht jemanden anderen Liebe, was wäre dann gewesen? Ich weiß das es falsch ist, sich jetzt die Gedanken um so etwas zu machen, aber es waren Fragen über Fragen und ich konnte die Antworten nirgends erhalten. Die nächste Frage war, ob Sevgi von all dem wusste. Von dem Heiratsantrag bestimmt, denn sie sollte mich ja dahin bringen. Aber von der Hochzeit, dass ist fragwürdig. Ich fühle mich richtig hintergangen von meinen Eltern, da es nicht ihr Recht war über all das zu entscheiden. Eltern nehmen sich meist für sehr viele Sachen das Recht, aber einige Sachen könne sie nicht einfach für sich entscheiden. Einige Sachen, welche meine Zukunft beeinflussen, sind meine Pflicht mich für diese zu entscheiden, oder vielleicht auch gegen diese zu entscheiden. ohne ein weiteres Wort an meine Eltern oder Sevgi zu richten, nahm ich meine kleine Tasche und machte mich auf dem Weg aus dem Krankenhaus. Ich stieg in ein Taxi und sagte ihm meine Adresse. Zuhause angekommen, ging ich unter die Dusche und zog mir dann etwas gemütliches an. Mein Handy während jeder einzelnen Tätigkeit geklingelt und ich ignorierte es gekonnt. Dann trank ich schnell etwas und aß auch etwas, damit ich nicht im Laufe des Tages umkippe.  In meiner gemütlichen Kleidung schnappte ich mir eine Tasche und packte das Nötigste rein und lief aus dem Haus. Mein Ziel ist der Hyde Park. Ich brauche etwas Zeit für mich alleine, an einem Ort, wo mich keiner finden kann. Das ist meine Art mit Problemen und Stress umzugehen. Ich laufe vor Allem und Jedem weg und überlege einfach nur. Keiner weiß wo ich bin und somit kann mich dann keiner stören. Diese Zeit, welche ich alleine verbringe ist mir wichtig, denn somit kann ich einen klaren Kopf kriegen und mir überlegen wie ich als nächstes vorgehen werde. In diesem Fall gibt es kein wie ich als nächstes vorgehen werde, eher ein, wie konnte es so weit gehen und warum habe ich dies nicht von Anfang an verhindern können. Ist es wirklich meine Schuld und wie kann ich wieder alles gerade biegen. Die Tatsache, dass Tamer wegen mir Leid erfahren musste und ich meine Eltern auf irgend eine Art und Weise traurig gemacht habe, macht mich fertig. Das muss alles geregelt werden. Das mit Tamer wird wohl noch länger dauern, als ich es erwartet habe. Mit meinen Eltern und den Eltern von Tamer, werde ich alles so schnell wie möglich klären, um meinen inneren Frieden für mich selber wieder zu finden. Mit der Overground fuhr ich in die Stadt und ging dann an ein ruhiges Plätzchen. Unter einem Baum setzte ich mich hin und dache einfach nur nach.

Sevgis Sicht: 

Das was Negla erfahren musste, ist höchstwahrscheinlich nicht einfach zu verkraften. Aber das hätte mir Tamer auch ruhig vorher erzählen können. Ich sollte ihm helfen und darauf habe ich mich eingelassen, aber nichts desto trotz bin ich der Meinung, dass er mir die ganze Wahrheit hätte erzählen können. Nun denkt Negla weiß Gott von mir. Die ganze Zeit, nach dem Negla das Krankenhaus verlassen hat, haben ihre Eltern und ich versucht sie zu erreichen, aber es hat nicht geklappt. Typisch Negla, die einzige Eigenschaft die ich an Negla hasse ist, dass sie immer vor ihren Problemen weg läuft. Anstatt diese zu klären, läuft sie weg und frisst alles in sich rein. Zuhause wird sie höchstwahrscheinlich nicht sein, dass wäre viel zu einfach. Da würde ja locker jeder drauf kommen. Weiterhin versuchte ich sie anzurufen, doch vergeblich. Da sie alles weiß, will ich nicht wissen, was sich so alles in ihrem Hirn abspielt. Ich hoffe sie denkt nicht zu viel über unnötiges nach. ich gebe ihr die Zeit aber trotzdem kann sie sich melden, denn gemeinsam sind die Probleme leichter zu überwinden und anzugehen. Wenn man die Probleme nicht gemeinsam verarbeitet, staut sich alles an und irgendwann explodiert sie noch.Sie hatte mir mal etwas von einem Lieblingsort hier in London erzählt und das liegt irgendwo in dem Hyde Park. Aber ist ja nicht so dass der Hyde Park etwas weniger als ein fünftel von London ausmacht und somit nicht besonders klein ist. Die Suche ist in diesem Fall hoffnungslos. Die kleine ist echt sehr schlau. Nur leider hat sie nicht bedacht, dass wir uns große Sorgen um sie machen und dazu noch das leid mit Tamer haben. Sie braucht ihre Freiheit und das versuche ich ihren Eltern bei zu bringen. Damit sie in Ruhe über alles denken kann, hab ich die Eltern davon abgehalten, das Handy weg zulegen und sich bei Tamers Eltern zu melden. Lieber lenk ich die Eltern von Negla ab und lenke sie mit Tamers Eltern ab.  Bis dahin kann ich ja Negla mit Anrufen voll spame. Mir ist wichtig, dass sie nicht allzu lange alleine bleibt. Sie muss noch hier her kommen, denn ihr Mann liegt hier im Koma und man macht sich Sorgen um ihn. Egal wie oft ich sie anrufen muss, ich habe das Gefühl dass sie irgendwann ran gehen wird, weil ich ihr zu sehr auf die Nerven gegangen bin. Und dieser Moment ist jetzt erreicht. Sie ging genervt an das Handy ran und da konnte ich mir einige Worte anhören. Die Eltern von Negla sind zu Tamers Eltern gegangen und ich machte mich auf dem Weg zu Negla, welche mir ihren Standort geschickt hat. Mit dem Taxi fuhr ich sofort zu ihr und ihr Zustand gefiel mir gar nicht...