Kapitel 12: Negla ♡

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Jetzt muss es nur noch klingel und nach 4 Blöcken ist der Tag überlebt.
Ich hab es geschafft ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen, ich war die ganzen Pausen im Klassenraum mit meinen Freundinnen und sie hatten schon geahnt, dass etwas nicht stimmt. Ist klar, ich bin noch nie freiwillig in den Pausen im Klassenraum geblieben und auf einmal bewege ich mich da nicht mehr raus. Wahrscheinlich denken sie dass das nur eine Phase ist die vergehen wird, aber dann haben sie falsch gedacht :( .
Als der Tag endlich zu Ende war, sprintete ich aus dem Klassenraum in Richtung Bushaltestelle, um den Bus zu kriegen. Aber ich verpasst ihn, deswegen entschied ich mich dazu einfach zu Fuß zu gehen, in der Hoffnung dass mir nichts passiert. Seit dem Vorfall komme ich mir etwas paranoid vor. Ich lief einfach schnell nach Hause und legte mich sofort hin. Der Tag war echt anstrengend, ich habe mich zwar nicht sportliche betätigt, aber das Nachdenken über alles hat mich fertig gemacht. Irgendwann nach einer Ewigkeit bin ich eingeschlafen, obwohl ich mega hungrig bin und leichte Bauchschmerzen habe. Nach zwei Stunden, die mir aber wie eine Ewigkeit vorkamen, stand ich auf und aß etwas, da ich schon das Gefühl hatte am verhungern zu sein. Jetzt erst checkte ich das ganze Haus nach meinen Mitmenschen ab, aber keiner war da. İch rief Tata Negla an und fragte sie ob ich zu ihr rüber kommen könnte. Sie hat mich wie immer herzlich empfangen und mir sagte das sie alleine im Haus ist. Wir backten zusammen einen Kuchen und machten uns einen Chai. Wir saßen im Wohnzimmer und redeten über alles mögliche, bis ich sie fragte ob sie mir erzählen könnte, wie sie Ammu Ahmad (Onkel Ahmed) kennen gelernt hat. Ich liebe es, wenn sie mir Sachen erzählt ♡.

T.N.: Also habibti, es ging alles damit an das ich im Dorf noch auf die Schule gegangen bin. In unserem Ländern gab es ja geschlechtlich getrennte Schulen und ich ging auf eine dieser Schulen.

Als sie anfing zu erzählen glänzten ihre Augen wie Diamanten. Es freute mich sie so fröhlich zu sehen, denn dadurch wurde mir warm ums Herz.

T.N.: Und an einem Tag hab ich dann Ahmed gesehen. Er war der Sohn von einer Freundin von meiner Mutter. Sie ist öfters zu uns gekommen und Ahmed hat sie immer abgeholt. Irgendwie fand ich ihn schon immer toll, aber ich wollte es mir niemals eingestehen. Ahmed hat mich nie gesehen, weil er immer vor der Tür auf seine Mutter gewartet hat. Irgendwann hat sie mich zum Übernachten bei sich eingeladen, weil sie meinte sie wäre über Nacht alleine und das wollte sie nicht. Ahmed hat uns zu Ihnen nach Hause gefahren und da hat er mich zum ersten Mal gesehen. Am Abend ging er weg und ich hoffte innerlich das er wieder kommen würde. Seine Mutter und ich hatten ein fast so gutes Verhältnis wie du und ich. Ich blieb die Nacht da und am nächsten Tag hat er mich nach Hause gebracht. Wir redeten kein einziges Wort mit einander, außer zum Abschied. Ich sagte ein einfaches Tschüss und er nickte nur. Ich war etwas enttäuscht, weil ich seine Stimme nicht noch einmal gehört habe.

Sie erzählte alles so verträumt, dass ich mich auch nach so einer Liebesgeschichte im meinem Leben sehnte.

T.N.: Zu dem Zeitpunkt war ich am Anfang meines achtzehnten Lebensjahr mein Kind, genauso alt wie du jetzt. Irgendwann mal kam er mit seinen Eltern zu uns und hat um meine Hand angehalten. Ich lehnte ihn ab, weil ich etwas enttäuscht von ihm war, aber ich weiß nicht warum. Dann hatten wir ca. drei Wochen keinen Kontakt mehr zu seiner Familie und ich konnte nicht mehr, also bin ich zur Tante hin gefahren. Ich hab mich bei ihr entschuldigt und ihr meine Situation erklärt. Sie hatte Verständnis dafür und umarmte mich ganz fest. Zu den Zeitpunkt kam Ahmed in das Zimmer rein und guckte mich enttäuscht an. Ich hatte etwas Schuldgefühle, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Nach weiteren vier Monaten hab ich gemerkt, dass ich eigentlich nicht ohne ihn leben könnte. Als sie uns dann plötzlich zwangsverheiraten wollten, wollte ich mich wehren und verteidigen. Aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich hab bis zu meiner Hochzeit kein einziges Wort mehr mit meinem Vater oder meiner Mutter gesprochen. Sie planten die Hochzeit und alles und ich sprach mit keinem Betroffenen. Nur mit meinem großen Bruder Mohammed, der immer für mich da war.

Die Geschichte ist so spannend und anders als ich sie erwartet habe. Eine Zwangsheirat ist echt das letzte womit ich bei ihnen gerechnet habe. Vor allem wenn ich die Familie jetzt so sehe, wie liebevoll sie mit einander umgehen und wie sie sich lieben.

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Negla ♡ two bodies, one lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt