Klappe 11: Glasgow ~ Schlabberattacken und Völkerball mit Harry

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„Dad, ich habe Hunger." Ich drehte den Oberkörper zu meinem Vater, soweit es der Anschnallgurt des Autos möglich machte, und begann seinen Arm zu tätscheln, was er belustigt beobachtete. Daraufhin seufzte ich, umfasste sein Kinn mit Zeigefinger und Daumen meiner einen Hand und drehte sein Gesicht liebevoll wieder zur Straße.

„Augen immer nach vorne, Dad", mahnte ich ihn und rückte meine imaginäre Brille zurecht, die natürlich pink oder regenbogenfarben war. Ich mochte Regenbogen einfach. Regenbögen waren nicht nur bunte Bögen aus Regen, sondern ich glaubte daran, dass ein Regenbogen der Schweif eines schlafenden Einhorns war, der sich einfach nur nicht bewegte. Aber neuerdings musste ich dabei auch an Niall denken, der seine zweite Identität als Kobold nur verleugnete. In Wahrheit war er sicher bei jedem Regenbogen am Ende vom Bogen versteckt und füllte dort seinen Topf mit goldenem Essen.
Erst etwas Feuchtes an meiner Hand ließ mich aufschrecken. Schnell zog ich meine Hand von dem Gesicht meines Vaters weg und hielt sie mir vor die Augen. Dort war eindeutig eine nasse Spur zu sehen und mein Kopf wandte sich in Zeitlupe zu meinem Dad, der nur die Straße vor sich musterte und seine schrecklich feuchte Tat versteckte.

„Dad. Du hast mir nicht allen Ernstes meine Hand abgeleckt, oder?" Ich hielt meine Hand noch immer hoch und als ich Dad ansah, der grinsend nickte, stöhnte ich genervt auf und schlug meinen Kopf gegen das kalte Glas der Fensterscheibe. „Ich glaube, die Jungs bekommen dir nicht. Du mutierst immer mehr zu einem grauenvollen, verstörten Wesen. Du mutierst... zu mir." Meine Stimme schlug in die Höhe und empört hielt ich mir meinen Mund zu.

Dieses Mal war es Dad, der mich von der Seite fassungslos ansah und energisch mit dem Kopf schüttelte. „Nein. Aber du hast mein Kinn angepackt und nicht mehr losgelassen. Und ich sollte meinen Blick doch immer nach vorne richten und meine Hände auf dem Steuer lassen."

„Genau. Auf 10 und 2 Uhr", ergänzte ich ihn und er verdrehte die Augen.

„Ja, genau dort sollen die Hände sein. Und naja, ich habe gehört, dass es anscheinend praktisch ist, jemanden die Hand anzulecken, um seinen Willen zu bekommen. Genau genommen den Finger." Dad zwinkerte mir zu und ich sank in meinem Sitz zurück.

„Du weißt es." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und aus den Augenwinkeln sah ich Dads Nicken. „Wie viele wissen es?"

„Sagen wir es so. Die ganze Crew wird deinem Mund mit ihren Körperteilen nicht zu nahe kommen, Megan", lachte Dad amüsiert und ich facepalmte mich, bis ich inne hielt und meinen Dad locker ansah.

„Und was ist, wenn wir beide es wollen, dass ich mit meinem Mund einem ihrer Körperteile zu nah komme, hm?", fragte ich mit perversem Unterton und Dads angewiderter Blick legte sich auf mich.

Ich grinste provozierend zurück.
„Diese Aussage kannst du als Rache für dein Rumgelecke nehmen. Denn nur ich darf anderen die Hand ablecken. So hat jeder eine wichtige Aufgabe auf dieser Reise: Du filmst alles fleißig und ich sorge dafür, dass die Jungs sich anständig ihre süßen Händchen waschen."

Als Dad mich noch verwirrter musterte, umfasste ich ein zweites Mal sein Kinn und richtete seinen Blick auf die Straße vor uns. Ich dankte Dad still, denn so entdeckte ich das kleine Café am Rand der Straße. Wir waren nämlich außerhalb der Innenstadt Londons, da ein Objektiv von Dads wichtigster Kamera beschädigt und der richtige Laden etwas weiter weg zu finden war. Demzufolge hatte ich sicher seit zwei ganzen Stunden nichts mehr gegessen und das machte mich seelisch kaputt und emotional. Mein Magen fing bereits eine Rebellion gegen mich an, indem er laut grummelte und mich von innen erzittern ließ. Ein Kampf stand an, dem ich nicht gewachsen war. Ich brauchte, um meinen Gegner, den Magen, zu besänftigen, Essen.
„Dad, bitte halt sofort an. Ich muss in das Café dort drüben", rief ich hektisch und deutete mit der Hand auf das Geschäft am Rand.

This Is Us + MeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt