This Is Us + Megan

Klappe 41: Lissabon ~ Girl on Fire

„Wenn ich das anziehe, sehe ich aus wie Miss Piggy", entgegnete ich Eleanor in meinem Hotelzimmer, während sie wie beim Schlussverkauf oder Black Friday-Sale in meinen Koffern herumwühlte.
Als sie eins meiner älteren, rosafarbenen Sommerkleider herauszog und in meine Richtung hielt, musste ich instinktiv an Schweine denken, wobei Eleanor durch ihre bewundernswerte Ausdauer bezüglich der Suche nach dem perfekten Partyoutfit wirklich das Verhalten eines Schweins an den Tag legte, das gerade im Boden nach wertvollen Trüffeln suchte. Aber zwischen ihrem Kleidungsstil und meinem lagen Welten. Immerhin war sie als Modebloggerin tätig und in den großen Fashionläden unterwegs, während ich mich selbst maximal mit Block-Schokolade statt mit Online-Blogs auskannte. Während ihr Lieblingsladen teure Markenkleidung verkaufte, war ich lieber mit den Schokoladen dieser Welt beschäftigt.

„Dann zieh eine coole Lederjacke drüber, wenn dir das Kleid zu feminin ist", schlug Eleanor vor.

Sie wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern begann aufs Neue damit, meine Koffer zu durchforsten. Ich sollte ihr wahrscheinlich lieber nicht sagen, dass ich dort auch meine Schmutzwäsche ansammelte.

„Dann sehe ich halt wie Miss Piggy in einer coolen Lederjacke aus."

Frustriert seufzte das Mädchen und hielt kurz inne, um mich mit schräg gelegtem Kopf zu mustern. „Rein hypothetisch: Was wäre denn so schlimm, wenn du wie eine heiße und modebewusste Miss Piggy aussiehst? Immerhin hat sie sich Kermit den Frosch geangelt und war Redakteurin der Vogue, zumindest in dem einen Muppet-Film."

Aufgrund der für mich redundanten Frage schüttelte ich empört den Kopf und warf ihr das Top hin, das sie mir zuvor hatte anziehen wollen. „Wer will schon wie ein divenhaftes Schwein aussehen? Wenn ich im Zoo ein paar Wildschweine klarmachen wollen würde, dann wäre das Kleid okay. Aber solange dieser Shane kein Schwein ist, ziehe ich das nicht in einem angesagten Club an." Bei meinen Worten sickerte ein wenig Erkenntnis durch. „Oh mein Gott, ist dieser Shane doch ein Schwein? El, dann gehe ich lieber zum nächsten Restaurant und bestelle mir ein Schnitzel. Obwohl ich dann ja gewissermaßen ein Kannibale bin, sollte ich das Kleid doch anziehen und wie Miss Piggy aussehen."

„Du machst mich fertig", stöhnte Eleanor und ließ sich rücklings nach hinten auf den riesigen Berg an Klamotten fallen. Dass so viele Kleidungsstücke in drei Koffer passten, überraschte mich selbst. Womöglich war ich heimlich doch eine Zauberin und hatte diesen Zauberspruch unbewusst angewandt, mit dem man wie in Harry Potter Taschen oder Gegenstände unendlich ausdehnen konnte.

„Genaugenommen machst DU MICH fertig, weil du mich ja für die Party fertigmachen willst", scherzte ich und imitierte das „Ba Dum Tss" eines Schlagzeugs. 

Das wurde von Eleanor mit einem noch frustrierteren Stöhnen quittiert, bevor sie sich eins der Kleidungsstücke griff und mit einer überraschenden Stärke in meine Richtung warf. Ich, die auf meinem Bett saß und durch etwaige Eier- und Völkerballspiele mit den Jungs eine gute Fängerin geworden war, fing das Stück elegant in der Luft auf (in Wahrheit flog es zunächst gegen meinen Kopf, bevor es zufällig in meiner vor Schock ausgestreckten Hand landete). Als mein Blick auf das schwarze, transparente Oberteil fiel, breitete sich ein zufriedenes Grinsen auf meinem Gesicht aus.

„Ich hab mein Outfit", merkte ich trocken an und Eleanors Kopf wandte sich ruckartig in meine Richtung.

„Ernsthaft?"

„Jap. Also entspann dich und kümmer dich um dein eigenes Aussehen, während ich ein bisschen am Handy spiele." 

Wie Eleanor zuvor ließ ich mich, wohlig seufzend, nach hinten fallen und schnappte mir mein Handy, auf dem ich begann, das Spiel Plague Inc zu spielen. Darin ging es um das Ziel, mit einem Virus, das in China begonnen hatte, das Ende der Menschheit herbeizuführen, indem man versuchte, eine tödliche Seuche möglichst schnell weltweit zu verbreiten. Das Spielprinzip machte wirklich Spaß, obgleich der Gedanke an die Realitätsnähe des Inhalts einem Gänsehaut bescherte.