Klappe 18: Dublin ~ Fruchtig schmeckende Mund-zu-Arsch-Beatmung

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Irland. Ein Land, das bekannt war für seine grünen Weiden, Kerrygold (das Gold der grünen Wiesen), die Kobolde und natürlich das irische Bier. Auch wenn ich es Niall niemals verraten sollte, wenn mir mein Leben lieb war, bevorzugte ich deutsches Bier. Ich musste zugeben, dass es nicht am Bier selber lag, sondern eher daran, dass man in Deutschland bereits ab sechzehn Bier kaufen durfte, während man sich in Großbritannien wie der schwerste Schwerverbrecher fühlte. Und 'schwer' bezog sich auf den Schweregrad, nicht auf das Gewicht. Schließlich wurde man nicht aufgrund seines Gewichts verurteilt. Von der Gesellschaft schon, aber nicht vor Gericht. Außer man hatte sich auf jemanden drauf gesetzt und diesen mit seinen Pobacken erstickt. Jedoch könnte man sich leicht aus der Affäre ziehen, indem man einfach behauptete, man habe den Toten lediglich mit seinem Hintern wärmen und ihm Luft in Form von duftenden Blähungen zufächern wollen. Schließlich kam der Begriff „Flatulenz" vom lateinischen Wort „flatus", was Wind bedeutete und somit unterstützend für den Vorwand war, dass man ihm nur frische Luft hatte zufächern oder frischen Wind in sein Leben bringen wollen.
Oder man gab vor, der Tote sei umgekippt und man habe lediglich versucht, ihn mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung beziehungsweise einer Mund-zu-Arsch-Beatmung wiederzubeleben.
Vielleicht sollte ich so etwas einmal bei Harry ausprobieren. Schließlich befolgte er nie meine Anweisung: „Mund zu, Arsch." Anderseits wäre es bei Harry dann wohl eher eine Arsch-zu-Arsch-Beatmung.

Doch bevor ich einen genauen Termin für das Date von meinem Arsch mit Harrys Gesicht festlegen konnte, riss mich ein starker Stich an meiner Stirn aus meinem Gedankengang. Instinktiv rieb ich mir mit der Hand die Stirn und spürte bereits die imaginäre Beule, die ich an der Stelle bald haben würde. Mein Blick suchte den Boden des Stadiums nach der Quelle des Schmerzes ab. Als ich gerade aufgeben wollte und mich fragte, ob nicht etwas an meinen Kopf geknallt war, sondern ich einfach einen Knall hatte, blieb mein Blick an einer leicht demolierten Orange hängen.
Erst wollte ich meinen Zorn an der Orange auslassen und sie mit dem Fuß zertreten, aber ich durfte die Tatwaffe nicht vernichten. Stattdessen sah ich nach unten zur Bühne der O2-Konzerthalle. Ich bekam gerade noch mit, wie sich die Köpfe der fünf Jungs verstohlen in andere Richtungen drehten, als ich zu ihnen blickte.

Ich stand von meinem Platz einige Reihen entfernt von der Bühne auf und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Ein Muskel in meinem Kiefer begann zu zucken.

„Wer war das?", fragte ich, jedes Wort betonend und darauf bedacht, meine Worte nicht mit dem Knurren in meiner Kehle zu verschlucken. Doch anstatt sich einmal in ihrem Leben männlich zu verhalten, machten alle fünf Jungs mit ihrer scheinheiligen Tour weiter. Niall zuckte mit den Schultern und tat so, als ob er seine Gitarre stimmte. Zayn kniete sich auf den Boden und begann, seine Schuhe zu binden (nur trug er keine Schuhe mit Schnürsenkeln). Liam drehte sich schnell zur Band um und schien irgendetwas mit ihnen absprechen zu wollen (die WTF-Blicke der Musiker zeigten eindeutig, dass Liam keinen Plan hatte, was er sagen sollte). Harry nahm sich eine Flasche Wasser und als er fertig mit Trinken war und ich ihn weiterhin taxierte, las er sich anscheinend den Text auf der Banderole der Wasserflasche durch. Es war ja auch schließlich unheimlich interessant, welche Mineralstoffe in Wasser enthalten waren und aus welcher Quelle es stammte. Auf jeden Fall würde einer von den Jungs gleich die Quelle meines Zorns zu spüren bekommen. Und Louis sah mir mit einem so breiten Grinsen entgegen, dass ich mir fast sicher war, dass jemand an beiden Mundwinkeln einen Faden befestigt hatte und nun von beiden Seiten Louis' Mund in die Breite zog.

Von seinem Grinsen etwas verängstigt, wandte ich den Blick ab. Ich griff nach meinem Handy, auf welchem ich bis zur Orangen-Attacke wahllos irgendwelche Artikel auf Sugarscape gelesen hatte und stolzierte die Stufen zur Bühne hinunter. Dabei bemühte ich mich mit all meiner Kraft um ein falsches Lächeln, denn ich hatte beschlossen, meine Taktik zu ändern und die Wahrheit anders aus ihnen herauszubekommen.

This Is Us + MeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt