Nach dem äußerst beflügelten Abend mit den Jungs im Bus verbrachten wir den folgenden Tag nur mit Reisen. Deswegen war ich besonders froh, als wir am Tag darauf in Liverpool anhielten, da die Jungs dort eine Autogrammstunde sowie eine Anprobe hatten.
Schon am Morgen hatte ich gewusst, dass der Tag für mich recht langweilig werden würde. Erstens war das Kissen meines Bettes unglaublich hart und unflauschig gewesen und zweitens stand auf meinem imaginären Tagesplan, den sich mein Gehirn, so schlau es eben war, selbst anlegte, absolut nichts. Ich war also sozusagen arbeitslos und da ich mich in Liverpool so gut auskannte wie ein Smartie in einer Gummibärchentüte und sich niemand bereit erklärte, mit mir in die Stadt zu gehen, konnte ich nicht einmal das Arbeitsamt aufsuchen. Also war ich wohl oder übel dazu gezwungen, den restlichen Nachmittag alleine totzuschlagen. Leider war ich nicht in der Lage, die Metapher auch wirklich umzusetzen, da die Zeit auch nicht schneller verstrich, als ich eine Tafel Schokolade zerschlug. Wieso sagte man denn „die Zeit totschlagen“, wenn es gar nicht funktionierte? Obwohl. Wenn man jemanden totschlug, dann war die Zeit für ihn auf Erden auch um.Warum ich den Nachmittag ausgerechnet mit dem Folgenden verbringen wollte, war für mich ein außerordentliches Rätsel. Dennoch schlüpfte ich in meine Joggingsachen, nahm mir mein Handy und verließ den Bus. Draußen schlug mir sofort ein Schwall kalter Luft entgegen, der mich zuerst etwas nach hinten taumeln ließ. Ich rieb mir meine Arme, in der Hoffnung, etwas weniger zu frösteln, aber sie blieben dennoch eiskalt. Daraufhin schloss ich die Augen und dachte an die heißesten Sachen, die mir einfielen. Chili, Pizza, Lolipops (sie waren zwar kalt, aber ich fand ihre Form unheimlich heiß), Orlando Bloom... Na toll, nun hatte ich Heißhunger, dachte ich verzweifelt, aber als ich mir gerade wegen meiner leckeren Dummheit auf die Stirn schlug, bemerkte ich, dass meine Hand ein wenig wärmer geworden war. Stolz grinsend klopfte ich mir anerkennend auf die Schulter und fing endlich an, den abgesperrten Parkplatz eines Hotels, auf dem wir geparkt hatten, zu durchqueren. Je näher ich jedoch an die Einfahrt und den umliegenden Zaun kam, desto mehr überkam mich das komische Gefühl beobachtet zu werden. Unsicher sah ich mich um, bis meine Augen sich an den Tourbus der Jungs hefteten. Im gleichen Moment entgleisten mir meine Gesichtszüge und die anfängliche Unsicherheit wich Schock. Dort saß er, am hinteren Fenster des Busses, und starrte unverkennbar in meine Richtung.
Er ist überall. Er sieht alles. Ich kann ihm nicht entkommen. Kevin is watching me, dachte ich panisch und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Dieser war so trocken, dass das Geräusch wie ein Presslufthammer in meinem Kopf widerhallte.
„Oh Gott“, fluchte ich leise, wich ein paar Schritte zurück und hob unschuldig meine Hände. Zwar wusste ich, dass Kevin ausgestopft und dumm war (schließlich gehörte er Louis); aber dennoch konnte er sich nur als toter Vogel tarnen und in der Lage sein, menschliche Gesten richtig zu deuten. Doch Kevin starrte mich trotz meiner ergebenen Haltung weiterhin an und mich durchfuhr ein eiskalter Schauer. Ich befand mich draußen. Kevins Armee an Tauben konnte mich also leicht angreifen, während ich nichts als einen Müsliriegel in der Tasche hatte, um mich zu verteidigen. Müsliriegel!
So langsam wie möglich, um Kevin nicht wütend zu machen und ihm meine Ergebenheit anzudeuten, nahm ich den Müsliriegel und legte ihn vor meine Füße. Dabei achtete ich darauf, den Blickkontakt zwischen Kevin und mir aufrechtzuerhalten. Wegen meiner Phobie hatte ich einen Wie-entgehe-ich-den-Vögeln-Kurs gemacht (Harry hätte diesen Kurs sicherlich Nicht-Vögeln-Kurs genannt und wäre garantiert kein Mitglied, sondern ein Befürworter von einem Vögeln-Schutzgebiet); deswegen wusste ich, dass Vögel keine ruckartigen Bewegungen mochten. Langsam entfernte ich mich einen Schritt vom Riegel und zeigte darauf, um Kevin anzudeuten, dass ich den Müsliriegel opferte, um Waffenstillstand zu erreichen. Für einen winzigen Moment hatte ich wirklich gedacht, ich hätte Erfolg und Kevin würde mich verschonen. Doch als ich plötzlich das entfernte Krähen von Vögeln hörte, wusste ich, dass Kevin keinen Frieden wollte, sondern Rache für meinen Schlag.
Enttäuscht schüttelte ich den Kopf, doch unmittelbar danach breitete sich Wut in meinem Körper aus. Ich konnte das Adrenalin beinahe spüren, das durch meine Venen gepumpt wurde. Anklagend zeigte ich auf Kevin, dann auf den Müsliriegel.
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This Is Us + Megan
FanfictionThis Is Us - Allein der Name löst bei Millionen Fans der britisch-irischen Band One Direction Gänsehaut, Hysterie und den Drang aus, laut zu schreien und der Ohnmacht nahe zu sein. Morgan Spurlock, Regisseur des Films, begleitet die Jungs auf ihrer...