Klappe 21: Dublin ~ Harry und die Kammer des Streiches

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Leise schloss Louis die Tür von Harrys und seinem Hotelzimmer auf und wir beide rollten uns wie Ninjas ins Zimmer. Louis' Sprungrolle sah sogar halbwegs gekonnt aus, während meine Rolle eher an ein Fischstäbchen erinnerte, das gerade durch Panade gerollt wurde. Louis schnalzte einmal mit der Zunge, um mir zu bedeuten, dass die Luft rein war. Ich konnte Louis' Schatten aufgrund des Lichtspalts unter der Tür erkennen, als er genau wie ich langsam und leise zu dem Bett krabbelte. Dabei erinnerte er mich etwas an Kellerasseln, da er beim Krabbeln den Rücken krümmte und aufgrund des Lichtmangels nur schemenhaft erkennbar war. Obwohl Louis eher der Rasse der Kellerassis zuzuordnen war.

Als ich mich daneben aufrichtete, vernahm ich ruhiges und gleichmäßiges Atmen von Harry im Bett.

„Siehst du, Megan, die Puppe hat gute Arbeit geleistet. Er schläft tief und fest", prahlte Louis stolz und ich verdrehte die Augen. War ja nicht so, als ob es mittlerweile halb vier und damit ganz normal war, dass Menschen schliefen.

Ohne zu antworten, zog ich vorsichtig das Glätteisen aus meiner Hose. Leider war ich nicht auf die Idee gekommen, einen Stoffbeutel mitzunehmen, um dort die Utensilien rein zu tun. Und die Plastiktüten aus den verschiedenen Shops hätten zu laut geraschelt. Deshalb hatte ich das kabellose Glätteisen notgedrungen in meiner Hose verstecken müssen, auch wenn es etwas pädophil wirkte, einen Stab aus der Hose herauszuziehen.

„Louis, Licht bitte. Und verhalte dich gefälligst leise. Also nimm dir ein Beispiel an deiner Taschenlampe und sei einmal im Leben eine Leuchte", flüsterte ich und als Antwort blendete mich plötzlich der Strahl seiner Taschenlampe.

„Dann will ich aber, dass du mich meine herrliche Durchleucht nennst, Meggie", verlangte Louis und seine Zähne blitzten hell auf.

„Never in your wildest dreams", lachte ich leise und befühlte das inzwischen relativ warm gewordene Glätteisen. „Du hast mich gerade schon mit deinem Strahl getroffen, also Lichtstrahl. Das reicht als Gegenleistung."

Louis stemmte einen Arm in die Hüfte und dadurch, dass er in der anderen Hand die Taschenlampe hielt und nur ein Arm an seiner Hüfte lag, erinnerte er mich sehr stark an ein Model auf dem Catwalk, was mich unweigerlich zum Kichern brachte.
„Ach komm, gib zu, dass es schon sehr romantisch von mir ist."

„Dass du mich mit deinem Strahl triffst?", warf ich amüsiert ein und Louis schnaubte empört, ehe er den Kopf schüttelte, wodurch der Lichtstrahl durch das Zimmer flackerte.

„Nein. Aber wie du unschwer erkennen kannst, bin ich dein Licht in der Dunkelheit."

Meine Augen fixierten noch für einen Moment Louis' flackernden Lichtstrahl und augenblicklich (im wahrsten Sinne des Wortes) kam ich auf die Idee für ein neues Spiel. Lichtstrahl-Limbo. Dabei musste man unter dem Lichtstrahl durch und das Gute war, dass man einfach irgendwo anders auf die andere Seite gehen konnte, da es im Raum ja dunkel war.

Leise lachend lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Glätteisen, das inzwischen die richtige Temperatur hatte. Langsam atmete ich ein und aus, um Mut zu schöpfen. Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde, Harrys Haare zu glätten ohne dass er aufwachte. Denn wenn er vorher wach wurde, war das definitiv mein Todesurteil. Wahrscheinlich würde er das Glätteisen zu einem Multifunktionsgerät machen und es entweder zu einem Tampon für mich umfunktionieren oder es als Solarium für meine Finger missbrauchen, bis meine Finger so braun wie die von Chris Brown wurden. Naja, man musste allem einen positiven Aspekt abgewinnen. Vielleicht konnte ich als Handmodel für Chris Browns Musikclips arbeiten oder für Werbeanzeigen für Finger-Solariums posieren.

Louis zeigte mir einen Daumen nach oben, während er mich aufbauend anlächelte. Ich wandte mich endgültig dem schlafenden Harry zu. Er lag in Embryostellung mit angezogenen Beinen im Bett und überraschenderweise hatte er entgegen meiner Erwartungen sogar ein Oberteil zum Schlafen an. Da er auf der Seite lag und sein Kopf Richtung Louis gedreht war, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber die gleichmäßigen Atemzüge verrieten mir, dass er noch immer schlief. Ich umfasste eine seiner Locken mit Daumen und Zeigefinger und setzte das Glätteisen vorsichtig an die Strähne. Dabei zitterten meine Hände so stark wie eine Popcorntüte in der Mikrowelle, sobald die Körner anfingen, vor Hitze zu poppen. Hoffentlich würde Harry bei der Hitze des Glätteisens nicht auch anfangen zu poppen.

This Is Us + MeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt