Es gab drei Dinge, deren ich mir absolut sicher war. Erstens: Ich war ein Trottel. Zweitens: Ein Teil von mir, und ich wusste nicht, wie mächtig dieser Teil war, dürstete es nach Dummheit. Und drittens: Ich war bedingungslos und unwiderruflich... hungrig.
Zwar wusste ich nicht, ob mein Dad jemals Twilight gesehen hatte, aber mir war durchaus bewusst, dass er die ersten beiden Punkte kannte und dem Dritten durchaus entsprach. Deshalb saßen er und ich mittags in einem schicken Imbisslokal (auch wenn schick und Imbiss sich meiner Meinung nach widersprachen) und warteten auf unsere Bestellung. Wir saßen in eine Art VIP-Lokal, das wohl etwas Besonderes im Ort sein sollte, da es den krassen Gegensatz zwischen dem gehobenen Ambiente und der einfachen, Fast-Food-lastigen Speisekarte vereinte.Immer wieder war ich erstaunt darüber, dass Dad nach seinem Film „Supersize Me" noch immer Burger und anderes Fast Food verdrücken konnte. Zwar tat er das nicht oft, aber gelegentlich war er in dem gleichen Fast-Food-Kreislauf gefangen wie neunzig Prozent der Bevölkerung: Essen verdrücken, damit die Hosen drücken. Das war nicht nur der Essenskreislauf, sondern auch eine meiner vielen Lebensphilosophien. Weitere waren „Hakuna Matata" und „Lächle. Du kannst sie nicht alle umbringen, braten und aufessen."
„Megan, findest du nicht, dass das mit dem Tattoo etwas überstürzt war? Und ein Big Mac, wirklich? Was hast du dir bei so einem sinnlosen Tattoo gedacht?" Nach einer gefühlten Ewigkeit (im wahrsten Sinne des Wortes) ließ mein Vater meine Hand los.
Schnell zog ich sie zurück und rieb meinen Finger. Ich konnte Dads Abneigung gegenüber meinem Tattoo an meiner Haut fühlen. Das lag nicht zuletzt an der Tatsache, dass er mein Burger-Tattoo so lange mit hochgezogener Augenbraue angestarrt hatte, als ob er hoffte, dass ich mir einen Transformer-Big Mac gestochen hätte, der sich jeden Moment in etwas Tiefsinniges wie ein Unendlichkeitszeichen oder eine weiße Friedenstaube verwandelte. Tja, Pustekuchen.
„Dad", meinte ich seufzend und zeigte anklagend mit dem Finger auf den Mann vor mir. „Wenn du so sehr etwas gegen Big Macs hast, hättest du mich nicht Megan nennen dürfen."
Sofort machte Dad seinen Mund zum Protest auf, aber ich war schneller. „Außerdem steckt wirklich etwas hinter dem Tattoo. Es sollte ein Geschenk an dich sein, denn mit meinem Tattoo wollte ich deinem glorreichen, zutiefst weltbewegenden Projekt „Supersize Me" gedenken."
Ich lachte etwas nervös und mein Dad schloss für einen Moment seine Augen, ehe er sich seufzend in den grünen Ledersessel zurückfallen ließ. Ich musterte den Sessel, der genauso viel Stil wie das restliche kleine, aber feine Lokal hatte. Kurz kam mir der Gedanke, dass mein Dad mich extra in ein so stilvolles Ambiente geschleppt hatte, damit mein Tattoo noch lächerlicher erschien. Oh, mein Dad war ausgefuchst. Stammte ich demnach von Füchsen ab? Zumindest hatten wir das Dasein als Allesfresser gemeinsam.
„Oh Megan, du bist einzigartig. Das hoffe ich wirklich."
Anfangs lächelte ich aufgrund seiner Aussage und fühlte mich innerlich so wie der Mädchen-Smiley auf Whatsapp, der seine Haare zurückwirft. Aber dann sickerte zunächst langsam, dann in der Heftigkeit von Platzregen die Bedeutung seiner Aussage zu mir durch. Einzigartig? Die Einzige einer Art. Okay, ich fühlte mich verletzt und vaterlos.
Als er meinen etwas gekränkten Gesichtsausdruck bemerkte, wechselte Dad lächelnd das Thema.
„Megan, ich wollte heute nicht mit dir reden, um dich wegen deines Tattoos zu tadeln." Ein ironisches Husten meinerseits. „Ich bin hier, weil deine Mutter wollte, dass ich mit dir über etwas anderes spreche."
Augenblicklich verschwand jegliche Belustigung aus meinem Gesicht und auch Dad sah mich mit ernstem Gesicht an. Nicht nur das. Jedes Mal, wenn er von meiner Mutter sprach, trat ein bestimmter Ausdruck auf sein Gesicht, den ich seit jeher nicht zu deuten vermochte. Mein Dad und meine Mum hatten sich im Guten getrennt, aber sie hatten mir nie gesagt, ob es der Beschluss von beiden gleichermaßen war oder ob einer der beiden die Trennung mehr gewollt hatte. Ob sein spezieller Gesichtsausdruck Traurigkeit war oder einfach nur Nostalgie aufgrund der guten, alten Zeiten, konnte ich nicht sagen. Und ich würde ihn nie danach fragen. Wenn ich es hätte wissen sollen, hätten sie es mir bereits gesagt.
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This Is Us + Megan
FanfictionThis Is Us - Allein der Name löst bei Millionen Fans der britisch-irischen Band One Direction Gänsehaut, Hysterie und den Drang aus, laut zu schreien und der Ohnmacht nahe zu sein. Morgan Spurlock, Regisseur des Films, begleitet die Jungs auf ihrer...