Kapitel 96

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Stimmen holten mich aus meinem Schlaf. Es war nur Geflüster, aber ich war nie jemand der einen tiefen Schlaf hatte. Ich schlug meine Augen auf und fand mich in der Position wieder, in der ich eingeschlafen war. Mit dem Rücken zu Dianas Bett.

''Soll ich sie wecken?'', fragte jemand.

''Ich weiß nicht, sie sieht echt kaputt aus und irgendetwas muss gestern ja vorgefallen sein.''

Ich schloss wieder meine Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen, damit nicht auffiel, dass ich wach war.

Jemand seufzte. ''Ich mach mir echt Sorgen um sie. Irgendetwas schlimmes muss passiert sein."

Ich schluckte und versuchte keinen Mucks von mir zu geben.

''Komm, lassen wir sie schlafen. Nach der Schule haben wir genug Zeit.'', meinte Diana und ich hörte wie sie die Tür aufmachte.

Abi stand noch einige Sekunden hinter mir, strich mir einmal über den Kopf und ging dann auch aus dem Zimmer.

Als die Tür ins Schloss fiel, blieb ich noch einige Sekunden ruhig liegen, bis ich mir sicher war, dass sie wirklich ausser Reichweite waren.

Seufzend öffnete ich die Augen und setzte mich mühsam auf. Mein Kopf dröhnte und meine Augen schmerzten vom ganzen weinen. Der erste Gedanke der in meinem Kopf spuckte, als ich meine Beine aus dem Bett hängen ließ, war Blake.

Er war weg.

Je länger dieser Gedanke in meinem Kopf herumschwirrte, desto bewusster wurde ich mir der ganzen Sache.

Ich hatte fast kein einziges Auge zugedrückt. Ich lag wahrscheinlich die halbe Nacht wach, starrte mit weitgeöffneten Augen in die Dunkelheit und seine Worte hallten immer und immer wieder in meinem Kopf.

Auch jetzt, wo ich an seine abwertenden und kalten Blicke dachte, zog sich mein Herz zusammen.

Und ich wusste, egal wie oft ich dagegen ankämpfen würde, er würde die ganze Zeit in meinem Kopf herumschwirren. Ich konnte nichts dagegen tun, ich war regelrecht meinen Gedanken ausgeliefert, hatte keine Chance sie abzustellen.

Denn jetzt, wo ich genau wusste, dass er weg war, konnte mich nichts mehr davon abhalten an ihn zu denken. Und wenn ich mich ablenken würde, der gewaltige Schmerz in meinem Herzen und die Leere die ich ohne ihn fühlte, erinnerte mich so oder so daran.

Seufzend schüttelte ich leicht den Kopf, um die Gedanken an ihn zu verdängen.

Ha! Wer's glaubt.

Ich stand von meinem Bett auf und entschied mich erst einmal heiß duschen zu gehen.

Nach dem ich mich zwanzig Minuten heiß geduscht hatte, schnappte ich mir ein Handtuch und band es mir um meinen Körper. Ich wischte mit der Hand über den beschlagenen Spiegel und starrte geradewegs dem Mädchen, was mir entgegenblickte, in die Augen.

Ich sah scheiße aus. Richtig scheiße.

Meine Haut war etwas blasser als sonst und das, obwohl ich mich gerade mit heißem Wasser gewaschen hatte. Meine grünen Augen, die vor zwei Wochen noch glücklich gestrahlt hatte, schauten mir leer entgegen.

Ich war enttäuscht von mir selbst.

Ich hatte mein Leben von einem Menschen abhängig gemacht und was war geschehen?

Meine sonst strahlenden Augen hatten an Glanz verloren, genauso wie es nach dem Tod meiner Mutter war.

Aber ich wollte nicht wieder den gleichen, schweren Weg gehen.

Ich hatte es satt!

Ich musste etwas dagegen tun, egal wie schwer es war. Und ich wusste, dass es kein leichter Weg war. 

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