Kapitel 99

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Oh mein Gott.

Das durfte nicht wahr sein.

Das musste ein Traum sein.

Mein Herz schlug schnell und unregelmäßig in meiner Brust und ich schnappte erschrocken nach Luft, aber meine Lungen waren zugeschnürt. Mein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen und ich erschauderte bei dem Anblick.

Tränen stachen mir in die Augen als ich ihn sah und es schmerzte in meiner Brust.

Blake's Gesicht sah grausam aus.

Schlimmer als beim letzten mal.

Viel viel schlimmer.

Er hatte eine aufgeplatzte Lippe, sein komplettes linkes Auge war blau-grün angelaufen und eine große Platzwunde zierte seine Augenbraue. An seiner Schläfe floss Blut hinunter - keine Ahnung ob es noch frisches Blut war, ich konnte es von meinem Platz aus nicht erkennen - und sein Kiefer war komplett blau angelaufen.

So als hätte ihm jemand einen richtig schlimmen Kinnhaken verpasst.

Blake ignorierte die Frage des Lehrers und starrte mit leerem Ausdruck auf den Boden - es schien als wäre er in einer komplett anderen Welt.

''Blake..'', hauchte ich erschrocken und hielt mir meine Hand vor den Mund.

Es schmerzte in meiner Brust ihn in diesem Zustand zu sehen. Ich wusste ganz genau, wer ihn so verrichtet hatte - da musste man nicht mal lange nachdenken - aber es war viel schlimmer gekommen, als ich erwartet hätte.

Und es schmerzte so sehr.

Es tat in meinem Herzen weh, ihn so kaputt und zerstört zu sehen.

Ich wollte nicht, dass Blake sowas erleiden musste. Er hatte sovieles in seinem Leben erlebt - erst der Tod seiner Mutter, dann starb seine kleine Schwester und das Einzige was ihm geblieben war, war ein komplett gestörter Vater, der ihn krankenhausreif prügelte.

Kein Kind auf der Welt verdiente es so behandelt zu werden, zumal Blake nicht einmal etwas getan hatte.

Blake war so ein guter Mensch, nach allem was er erlebt hatte, hatte er seine Lebensfreude und die Liebe in seinem Herzen nicht verloren und dann passierte sowas.

Er verdiente es einfach nicht.

Es war klar gewesen, dass sein Vater ihn so zurichten würde - nach allem was das Letzte mal passiert war, aber hatte er denn überhaupt kein Erbarmen mit seinem eigenen Fleisch und Blut gehabt?

Was hatte Blake getan, dass sein eigener Vater ihn so zugerichtet hat? Konnte man so ein Monster überhaupt Vater nennen?

Alles was Blake brauchte war Elternliebe - und diese bekam er nicht.

Sein Vater zerstörte ihn nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

Es war still im Raum und niemand wagte es auch nur einen Ton von sich zu geben - sogar der Lehrer hatte seine Luft angehalten und schaute geschockt zu Blake.

Blakes Anblick hatte wohl jedem die Sprache verschlagen.

Mr. Brown war der Erste, der sich wieder fassen konnte und fragte:

''Blake.. wer.. wer war das? Wer hat dich so zugerichtet?''

Blake sagte nichts. Er schaute nicht einmal hoch.

''Wer hat dich verprügelt, Blake. Wer auch immer es war - du kannst es mir sagen.'', versuchte es Mr. Brown erneut und stützte sich von seinem Schreibtisch ab - auf dem er bis gerade eben noch saß - und ging ein paar Schritte auf Blake zu.

BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt