Die Organisation

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Die Mittagssonne strahlte auf mein Gesicht. Still lag ich auf den erwärmten Felsen und hielt die Kette mit meinem Medaillon in die Höhe. Neugierig betrachtete ich den silbernen Anhänger: „Ich bin also eine Neko. Seid ihr es dann auch?“ Ich nahm den Anhänger in meine Hände und strich vorsichtig über die Gravur. Dann öffnete ich es und starrte wieder auf das Foto.
Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch es musste eine ganze Weile sein, ich hatte noch einmal über alles nachgedacht und versucht mein Leben zu verstehen. Und so langsam schien alles einen Sinn zu machen, aber ich fand es trotzdem schwierig das Ganze zu glauben. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Natürlich würde das einiges erklären, aber konnte die Antwort auf all meine Fragen wirklich sein, dass ich von einem fremden Planeten stamme, auf dem auch Monster leben und der noch im Mittelalter feststeckt. Ich seufzte. Wie zum Teufel sollte ich diese ganze Sache glauben. Glaubte mein Vater wirklich, dass ich auf ihn zu springe und sage, ich habe es doch die ganze Zeit gewusst. Ich lag einfach nur da und schaute in den Himmel. Die Wolken zogen vorbei. Plötzlich hörte ich Schritte in meiner Nähe, ich drehte mich um und sah in die Richtung aus der sie kamen. Mein Vater stand wenige Meter von mir entfernt. Ich setzte mich aufrecht hin. „Mach dich bitte bereit, in einer viertel Stunde fahren wir zu unserem Labor. Er lächelte und ging dann wieder zurück zum Haus.
Ich stand auf und machte mich wiederwillig auf den Weg in mein Zimmer. Doch oben angekommen fragte ich mich, was ich hier eigentlich wollte. Was wollte ich denn mitnehmen? Mein Handy hatte ich sowieso immer bei mir. Einen Block? Nein, ich wollte ja nichts aufschreiben. Eine Tasche? Aber für was, ich musste doch nichts mitnehmen. Ich lies mich wieder auf mein Bett fallen. Was machte ich hier überhaupt? Ich fuhr mit meinem Vater gleich in ein Labor für Aliens. Ich musste lächeln: „Irgendwann landest du in Area 51.“
Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Mein Vater hatte die ganze Zeit nicht mit mir gesprochen, ich hatte aber auch nicht das Bedürfnis dazu. Wir fuhren um die letzte Kurve auf einen riesigen Parkplatz zu. Wir kurvten weiter und weiter, bis wir kurz vor eine Schranke standen. An diesem Parkplatz hing ein Schild auf dem unser Nachname: Schwarz geschrieben stand. Immer noch schweigend stieg ich aus. Und das Erste was ich sah, war ein riesiges Gebäude, das sich vor mir in den Himmel streckte. Es hatte bestimmt 30 Stockwerke und wirkte sehr modern. Die Sicherheit schien hier ein großes Thema zu sein, denn überall liefen Wachleute herum. Mein Vater ging auf eine Tür zu, sie nickten nur und machten ihm Platz. An der Tür hielt er inne. Er hielt seine Hand auf einen Scanner, wenige Sekunden später öffnete sich die Tür. Mein Vater trat ein und deutete mir an ihm zu folgen, ich war völlig überrumpelt. In diesem Gebäude arbeitete also mein Vater? Ich hatte mir das ganze immer viel kleiner und weniger modern vorgestellt. Staunend trat ich ein. Alles war in Weiß und Grau gehalten. Wir gingen durch einen langen Gang, bis wir schließlich an einer großen Metalltür stehen blieben. Mein Vater zog eine Karte aus seinem Portmonee und hielt sie an das Sicherheitsschloss. Gespannt blickte ich auf die Tür. Sie öffnete sich langsam und dahinter kam ein größerer Raum. Er war warm beleuchtet. Einige Sofas standen im Eingang und hinter einer blau leuchtenden Theke saß eine dünne schlanke junge Frau. Sie blickte auf und als sie meinen Vater erblickte sprang sie auf. Sie kam hinter der Theke hervor: „Herzlich willkommen Herr Schwarz.“ Sie stellte sich vor uns und lächelte. Ihre blonden langen Haare waren ordentlich frisiert und ihre weiße Bluse brachte ihre Figur zur Geltung. Mit ihren blauen Augen schaute sie zu mir. Normalerweise war ich es gewöhnt wenn Leute mich ansahen und hatte auch kein Problem damit, aber dieses Mal wurde ich nervös. „Und Sie sind?“ Mein Vater lächelte: „Melanie, darf ich Ihnen meine Tochter Emma vorstellen.“ Ich lächelte schüchtern. „Na dann herzlich Willkommen im schwarzen Mond Emma.“ Melanie lächelte. Ich nickte und setzte ein unsicheres Lächeln auf: „Ja danke.“ Flehend sah ich meinen Vater an, doch der war schon wieder beschäftigt: „Melanie, wissen Sie in welchem Labor Herr Black sich gerade befindet?“ Ich horchte auf: Herr Black? Wieso wollten wir ausgerechnet zu ihm? Aber was wunderte mich das, mein Vater hatte schon immer sehr viel Zeit mit Chito verbracht und er war eine wichtige Person in der Organisation, sozusagen der zweite Chef. Während mein Vater und die Empfangsdame sich weiter unterhielten, sah ich mich genauer um. An den Wänden hingen moderne Bilder. Aber ich musste gestehen, ich hatte keine Ahnung was sie darstellen sollten. Die Sofas waren mit grauem Stoff bezogen. Ich wollte mich auf sie setzen, aber ich hatte das Gefühl, dass es nicht so toll herüberkäme, wenn ich mich jetzt schon hin setzte, entweder würde es so herüberkommen, als hätte ich keine Lust oder als wäre ich schlapp. Ich seufzte und starrte weiter auf die Bilder. Wie lange ich hier wohl heute sein würde? Am liebsten wäre ich jetzt bei meinen Freundinnen in der Schule. Sie machten sich bestimmt Sorgen. Eigentlich wollte ich hier ja nur eine zweite Haut oder wie auch immer man das nannte bekommen, aber nach dem was mein Vater gesagt hatte würde ich hier mehr machen. Wahrscheinlich würde mir alles was mein Vater mir gestern erzählt hat noch einmal genauer erklärt, das wäre eigentlich ganz gut, denn ich blickte durch das Ganze nicht durch, wie sollte ich auch. Aber mein Vater hatte doch auch etwas davon gesagt, dass ich Leander in nächster Zeit näher kennen lernen würde. Sollte das so viel bedeuten, wie ich würde hier noch häufiger hinfahren. Ich schreckte zusammen: Momentmal, mein Vater hatte doch nicht etwa vor mich dazu zu bringen der Organisation bei zutreten oder? Ich starrte meinen Vater entgeistert an. Ich hoffte mal, dass das nicht sein Begehren war. In diesem Moment drehte Hioya sich wieder zu mir um. „Wollen wir dann gehen Emma?“, mein Vater lächelte. Ich legte den Kopf leicht schief um Melanie sehen zu können. Ihre blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie hinter dem Tresen auf ein Blatt Papier schaute: „Ja ok, Herr Black sollte gerade in Labor drei sein, ich kündige ihm Ihre Ankunft an. Sie können schon gehen.“ Ohne ein weiteres Mal auf zu schauen nahm sie den Hörer vom Telefon ab und tippte eine Nummer ein. Mein Vater stand schon in der nächsten Tür, schnell lief ich zu ihm und gemeinsam machten wir auf den Weg. Wir nahmen den Fahrstuhl und fuhren in den zweiten Keller. „Die Labore sind aus Sicherheitsgründen unter der Erde.“, erklärte mir mein Vater. Ich stand nur still da. Was mich jetzt wohl erwartete. „Du Papa, was genau machen wir hier heute eigentlich alles?“ ich drehte mich zu ihm: „Und wie lange blieben wir hier? Ich bin doch zum Nachmittag wieder zu Hause oder? Marlin möchte mich nämlich bestimmt wegen gestern sprechen und mich fragen warum ich heute nicht in der Schule war. Ich muss die Sachen die wir in der Schule gemacht haben ja auch noch nachholen.“ Ich sah wie sich die Miene meines Vaters veränderte und ich hätte mir schon denken können, was jetzt kam. „Ich glaube nicht, dass du heute noch mal nach Hause kommst.“, mein Vater starrt nur auf die Fahrstuhltür. Ich zuckte zusammen, aber die Tatsachen, dass er gesagt hat, dass ich heute nicht nach Hause kommen würde überraschte mich im ersten Moment doch. Ich hatte ja gewusst, dass er mehr vor hatte als nur mit mir ins Labor zu fahren, aber ich hatte gedacht, dass ich am Abend doch wieder zu Hause wäre. Als mein Vater bemerkte wie ich ihn verwirrt anstarrte, drehte er sich zu mir: „Emma, heute ist eine Nacht des Roten Mondes, und ich möchte, dass du sie hier verbringst und nicht bei uns zu Hause.“ Ich starrte meinen Vater immer noch an. Ok ich musste jetzt ganz ruhig bleiben, ich sollte jetzt auf keinen Fall ausrasten, wenn ich meinen Vater überzeugen wollte: „Papa, warum muss ich diese Nacht den unbedingt hier verbringen, es ist doch nur rote Mond Nacht wie sonst auch.“. Mein Vater sah mich ernst an: „Emma von jetzt an ist es nicht einfach nur eine normale Nacht des roten Mondes, wie ich schon versucht hatte dir zu erklären, sobald der Körper sich dem Tier angenommen hat kann er sich wenn der rote Mond in der Nähe ist das Tier verwandeln.“ Ich blieb unbeeindruckt: „Na und? Dann kann ich mich jetzt halt zu diesen Nächten in einen Tiger verwandeln, was ist schon dabei, ich muss das ja nicht tun, wenn Leander das tut ist das seine Sache, aber ich habe andere Pläne.“ Mein Vater schüttelte den Kopf: „Wenn der Mond immer in der Nähe wäre könntest du dir aussuchen ob du dich verwandelst oder nicht, aber da der Mond nur so selten in die Nähe von dir kommt, erlebt dein Körper eine Zwangsverwandlung. Du hast keine Macht das zu entschieden.“ Meine Augen weiteten sich: „Ich kann es nicht bestimmen?“, mein Vater schüttelte den Kopf. Ich fragte weiter: „Mein Körper erlebt eine Zwangsverwandlung?“, mein Vater nickte. Ich drehte mich um und donnerte meinen Kopf gegen die Fahrstuhlwand: „Warum, warum immer ich.“ Mein Vater wollte mich schon zurückhalten, doch ich drehte mich schon wieder um. Ich atmete tief durch: „Ok, was kommt noch auf mich zu?“, wenn ich schon keine Aussicht darauf hatte diesem ganzen Thema, zu entkommen, dann wollte ich wenigsten auf das vorbereitet sein, was mir jetzt noch bevor stand. Mein Vater sah mich kurz verwundert an, doch dann lächelte er: „Also wie bereits gesagt, gehen wir jetzt ins Labor. Sobald wir da sind, lassen wir dir erst einmal eine zweite Haut anfertigen und dann treffen wir uns mit Chito und besprechen wie wir weiter handeln.“ Ich blieb ruhig. Völlig gelassen sagte ich: „Ok, dann man Tau.“ Doch innerlich fühlte ich mich gerade, wie in einem Labyrinth und hinter jede Ecke lauerte eine neue Überraschung, die mich in den Wahnsinn treiben sollte. Tief in mir drin hoffte ich immer noch aufzuwachen und festzustellen, dass das hier alles nur ein Traum war. Doch ich wusste, dass es nicht passieren würde, genauso wenig wie die Tatsache, dass ich meine Vergangenheit nicht kannte ein Traum war. Schließlich öffnete sich die Tür vor uns und wir traten in einen weiteren Flur. Überall waren Türen und Schilder zu sehen. Mein Vater wusste im Gegensatz zu mir genau wie man sich hier zurechtfand und steuerte auf eine Tür zu an der ein Schild: Labor 1 hing. Ich drehte mich noch einmal um, bevor ich hinter meinem Vater den Raum betrat.

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt