Zusammen zurück

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Es war Abend geworden. Die Sonne war untergegangen und Moe hatte uns zurück geschickt. Müde waren wir alle wieder in den Tempel gekehrt. Leander und ich saßen draußen am See.
„Aber Chito …?!“, ich seufzte. „Du konntest es nicht wissen. Du hast doch vorher gar nichts von dem Teufel gewusst.“, Leander sah mich an. Ich schaute auf in den Himmel: „Ja, schon. Aber ich habe nicht einmal die Vermutung gehabt, dass mit seiner Seele etwas nicht stimmte, dabei konnte ich sie doch schon längst sehen.“ Leander lehnte sich zurück: „Du hast dich aber auch nie damit beschäftigt. Denk daran, es ist versiegelt und darum nicht leicht zu erkenne. Wenn du jetzt gerade neben ihm ständest würdest du es wahrscheinlich bemerken.“ Auch ich legte mich ins Gras: „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Eine Weile sagte keiner von uns beiden etwas, dann begann Leander wieder: „Glaubst du, dein Vater hat es gewusst?“. Ich dachte nach: „Kann gut sein. Als ich ihn damals wegen des Seelensehens gefragt hatte, da hatte er etwas davon gesagt, das Chito es nicht wissen dürfte. Wahrscheinlich hat er in dem Moment schon an die Himmelsstreifer gedacht. Er kannte sich damit ja wesentlich besser aus als viele andere Nekos. Moe hatte ihm im heiligen Tempel sicher einiges erzählt. Wenn er davon gewusst davon wusste, dann hat er bestimmt geglaubt Chito würde versuchen durch mich das Siegel in ihm wieder zu brechen. Ich glaube nicht, dass er es behalten wollte, es raubt ihm schließlich das Leben. Mein Vater konnte ja nicht wissen, dass dafür alle Himmelsstreifer von Nöten sind.“ Leander neben mir richtete sich wieder auf: „Er kann sich doch aber auch vertan haben. Was wenn Chito das Siegel nie brechen wollte. Dass es einem das Leben nimmt kann ja sein, aber das ist kein Grund um es unbedingt wieder zu brechen. Ich meine wenn er es für jemanden getan hat, dann wird er weiter versuchen diese Person durch das Behalten dieses Siegels zu schützen.“, entschlossen blickte er mich an. Dann wurde er leiser und blickte zur Seite: „Das ist doch nicht anders als bei mir.“ Ich setzte mich auf. Still schaute ich ihn an: „Ich weiß.“ Leander drehte sich wieder zu mir. Ich lächelte: „Falls, nein wenn wir das Morgen alles hinter uns haben wollen wir dann vielleicht irgendetwas zusammen machen?“ Erst saß er nur still da und schaute mich an. Doch dann lächelte auch er. „Natürlich.“. Mein Herz fing an laut in meiner Brust zu schlagen. „Ein Date.“, brüllte Laurin in meinem Kopf. Doch noch kam es mir irgendwie seltsam vor: „Aber ist das nicht komisch, also für die anderen? Ich meine erst verstehen wir uns so gar nicht, dann sind wir plötzlich weg und wenn wir wieder da sind …“ Doch Leander schien das gelassen zu nehmen: „Wieso, wenn man offiziell zusammen ist, dann geht das.“ Ich horchte auf. Mein Herz sprang auf und ab: „Sind wir das denn?“ Leander lächelte sanft: „Willst du das?“ Ich schrie beinahe auf: „Ja!“ wieder wurde ich rot. Ich hatte so schnell geantwortet. Doch Leander hauchte nur ein: „Na dann.“ Leise kam er mir immer näher. Mein Herz schlug wie wild, würde er etwa … Und kurz bevor mein Herz aus meiner Brust zu springen drohte küsste er mich. Seine warmen Lippen ruhten auf meinen. Ich schloss die Augen. Mein ganzer Körper kribbelte und in meinem Kopf war ein riesiges Feuerwerk. Als er dann noch seine Arme um mich legte und mich sanft an sich zog hatte ich das Gefühl die Zeit würde einen Moment nur für uns stehen bleiben. Vorsichtig entgegnete ich den Kuss und schmiegte mich an ihn. Es war als strahlten die Sterne und der Mond am Himmel gerade nur für uns. Für einen Moment war die ganze Welt in Ordnung.

Moe schwebte aus kleinen Funken vor uns im Saal: „Ich öffne dann gleich ein Portal um euch auf die Erde zu lassen. Denkt daran, was ich gesagt habe.“ Wir alle nickten. Nervös stand ich da. Jetzt kam es darauf an. Jetzt wurde es wichtig. Natsu hielt den Kristall in beiden Händen. Ich schielte zu ihm. Kaum noch Seelen waren in ihm enthalten, wir könnten den Teufel in ihm verschließen, zumindest für eine kurze Zeit. Moe schaute zu uns herunter: „Seid ihr bereit?“ Alle stimmten leise zu. Mein Herz schlug aufgeregt. Ich würde zurück auf die Erde kommen. Auch wenn ich nicht bleiben könnte, vorerst hoffentlich. Es war schön einmal zurück zukommen. Moe nickte, dann öffnete sich vor uns ein riesiges goldenes Portal. Sie schaute auf mich herunter: „Emma, ich glaube es wäre wesentlich einfacher es zu passieren, wenn dein Portalbegleiter uns helfen könnte. Ich sah erstaunt zu ihr hoch. Woher wusste sie von Hoseki. Doch sie lachte nur. Einen Moment später stand er auch schon da. Die Göttin sah ihn an: „Na dann junger Akuma, nun kannst du tun, worauf due solange gewartet hast, begleite einen Himmelsstreifer durch ein göttliches Portal. Wer weiß, wenn du dich als hilfreich erweist, bekommst du am Ende vielleicht sogar das nach dem du dich sehnst.“, sie zwinkerte ihm zu und blickte dann wieder nach vorne zu dem Portal. Was hatte sie damit wohl gemeint, fragend blickte ich zu Hoseki. Der jedoch hatte seinen Blick schon ganz auf das Portal fixiert. Ein letztes Mal sagte Moe noch etwas zu uns: „Bitte denkt daran, die Erde ist ein anderer Ort mit andern Sitten, versucht möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Ich kann euch leider nicht direkt zu der Person bringen. Ich muss das Portal an einem Ort öffnen wo euch garantiert keiner sieht. Also viel Glück.“ Dann gingen wir auch schon alle auf das Portal zu. Mein Herz pochte wie wild. Hoseki renkte sich den Nacken ein als würde er sich vorbereiten, dann verwandelte er sich in einen riesigen Drachen: „Steigt alle auf, je schneller wir hier durch sind, des so weniger Kraft wird es euch kosten und des so besser kommt ihr gegen den Teufel an.“ Mir ging ein Licht auf. Natürlich auch Moes Portale kosteten beim Durchqueren Energie. Deshalb waren Leander und ich auch in Ohnmacht gefallen, als wir hier her transportiert worden waren. Leander saß schon oben auf Hosekis Rücken, helfend reichte er mir die Hand. Dankbar nahm ich sie an. Nini saß direkt hinter mir. Sie war aufgeregt: „Ich wollte schon immer mal wissen wie es auf der Erde aussieht.“ Doch Natsu redete es ihr aus: „Wir sind nicht für eine Erkundungstour da!“ Keine Sekunde nachdem alle saßen spannte Hoseki seine Flügel aus und trug uns durch das goldene Licht. Kurz bevor wir das Ende erreichten verwandelte Hoseki sich mit einem Mal zurück. Überrascht schauten wir ihn an. Doch er drehte sich nur zu mir um: „Ich weiß nicht wie es auf der anderen Seite aussieht ich kann doch nicht als Drache dort hervorkommen.“ Er hatte Recht. Zustimmend nickte ich. Er sah angestrengt aus. Kein Wunder, zwölf Personen auf einmal durch so ein langes Portal zu begleiten ist nicht leicht. Ich erinnerte mich daran wie anstrengend es schon für Aron mir uns sechs gewesen war. Dann durchschritten wir das Ende. Es blendete. Ich zwinkerte mit den Augen. Die Sonne schien durch ein Fenster zu uns herein. „Wo sind wir hier?“, Nini drehte sich fragend um. Aufmerksam betrachtete ich den Ort: „Die Schule?!“, brachte ich schließlich hervor. Leander hinter mir starrte entschlossen in die Runde: „Wir haben keine Zeit darüber nachzudenken. Die Schule ist in den Ferien natürlich ein guter lande Ort aber wir müssen uns beeilen. Hoseki, du musst in deinen Kristall zurück. Du fällst auf mit deiner Drachenhaut und den Hörnern.“ Mein Portalbegleiter wendete nicht mal irgendetwas ein. Er hob nur die Hand zur Verabschiedung und verschwand. Ich sah wieder zu den anderen: „Wir sind ein ganz schönes Stück von der Organisation entfernt.“ Fragend blickte Ahri mich an: „Wie der Organisation.“ Ich schaute zu ihr herunter: „Ach stimmt, das könnt ihr gar nicht wissen. Also hört zu. Den Neko den wir suchen. Er heißt Chito Black. Er ist ein Bekannter von Leander und mir. Er und mein Vater leiten eine Organisation die die Erde vor den Monstern beschützt hat, die durch die zufälligen Portale hier aufgetaucht sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich dort zur Zeit aufhält.“ Leander blickte zu mir herunter: „Und wie wollen wir jetzt da hinkommen. Es ist ziemlich weit und ich habe weder Geld noch ein Handy mit. Außerdem sind wir eine ziemlich große Gruppe. Wir sind glaube ich auch nicht gerade unauffällig angezogen.“ Miju schaute sich um: „Wieso, wir tragen doch alle Alltagskleidung.“ Ihr Schutzengel schaute zu ihr herunter: „Für unsere Welt ja, aber wir wissen ja nicht wie die Leute hier tragen.“, sie schaute zu mir auf: „Richtig, Emma?“ Ich sah sie an: „Ja, ähm…“ Ich wusste noch gar nicht wie sie heißt. „Sora.“, stellte sie sich vor: „Ich bin Mijus ältere Schwester.“ Hyo starrte in die Runde: „und wie heißt ihr beide?“, er schaute zu Narake und dem kleinen Jungen. Doch die beiden kamen gar nicht dazu sich selbst vor zu stellen. „Der große ist Narake.“, stellte Leander ihn vor. Und dann meldete sich auch schon Saske: „Und er heißt Shinta. Wir haben im Schloss zusammen gespielt, er ist Narakes jüngerer Bruder, richtig?“ Der Junge nickte nur. Ich schüttelte den Kopf: „Genug der Vorstellung.“ Ich dachte scharf nach: „Am besten gehen wir zu mir nach Hause. Vielleicht ist mein Vater da, oder zumindest Arian, dann kann uns irgendwer zu ihnen fahren.“ Leander schaute zu mir herunter: „Glaubst du nicht, dass wir ein paar zu viele sind um ein Auto zu passen?“ Ich sah zu ihm auf: „An sich müssen ja auch nur die Himmelsstreifer mit.“ Er verzog das Gesicht. „Aber du kommst trotzdem mit, ich will denen das nämlich nicht alleine erklären wo wir waren und was wir wollen.“, ich sah ihn entschlossen an. Leander grinste: „Wieso, so schwer zu erklären ist das doch nicht.“ Ich lies die Schultern hängen: „Ja, was soll ich ihnen denn bitte sagen?“ Doch er zuckte nur mit den Schultern: „Einfach irgendwas, am besten die Wahrheit.“. Ich verzog das Gesicht:  „Haha, was denn? Soll ich sagen: Ja, ich bin wieder da. Sorry, dass ich so lange weg war, kann auch nicht lange bleiben. Wir müssen mal eben den Teufel aus Chito holen und dann los, so von wegen Welt retten. Ach und ich hoffe es macht euch nichts aus, dass ihr danach theoretisch alle arbeitslos seid. Die Erde braucht dann nämlich euren Schutz nicht mehr. Die Portale schließen sich dann nämlich.“ Leander zuckte mit den Schultern: „Sie sind ja nicht arbeitslos, sie sind danach nur halt ein Forschungszentrum für die Materie vom Roten Mond und wie man ihre Fähigkeiten für die Erde nutzen kann.“ Ich schmiss den Kopf in den Nacken: „Ja schon gut, es ging mir auch eher um das alleine vor ihnen stehen und das weißt du.“ Er hob beschwichtigend die Hände: „Entschuldigung.“ Ich atmete noch einmal tief durch und sah dann in die Runde: „Hört mir zu. Diese Welt ist anderes, als die die ihr kennt. Leander und ich sind hier aufgewachsen. Haltet euch einfach an das was wir sagen und es sollte funktionieren.“ Narake grinste: „Wir habe eh keine Wahl, du bist die Prinzessin.“ Ich fuhr herum: „Lasst das doch einfach mal außen vor, ich bin wie jeder andere hier auch!“
Leise lugte ich aus der Tür. Gut dass man sie alle von innen öffnen konnte. Schnell schaute ich hin und her: „Ok, die Luft ist rein.“ Wir eilten aus dem Gebäude heraus und auf zur Straße. Die Schule lag glücklicherweise nicht direkt an einer Hauptstraße, die Frage war jetzt nur, gingen wir den schnellen Weg und riskierten Blicke oder gingen wir einen Umweg durch die Seitenstraßen? Einen kurzen Moment dachte ich nach: „Wir nehmen die Seitenstraßen, sonst ist die Gefahr zu groß, dass wir jemanden begegnen, den wir kennen.“ Leander nickte einverstanden. „Falls jemand fragt was wir hier tragen. Das sind Kostüme, die wir für ein Filmprojekt brauchten.“, ich sah in die Runde: „Und haltet eure Schwerter verdeckt. Es ist hier eigentlich verboten Waffen zu haben.“ Natsu legte den Kopf schief: „Im ernst, keine Waffen, aber wie wollt ihr euch denn dann verteidigen?“ Leander schaute zu ihm: „Hier gibt es nichts gegen das man sich verteidigen müsste. … normalerweis.“ Natsu ließ den Kopf hängen: „Wie langweilig.“ Nini sah begeistert hin und her: „Das ist hier alles so anders.“ Ich seufzte. Wir waren definitiv eine auffällige Gruppe gut das mein Haus nicht all zu weit entfernt war.
Wir standen vor unserem Tor. Nervös sah ich Leander an: „Soll ich einfach klingeln?“ Er zuckte mit den Schultern: „Haben wir eine andere Wahl?“ Ich atmete noch einmal tief durch dann drückte ich auf den Kopf. Wenige Sekunden später schallte Arians Stimme durch die Gegensprechanlage: „Ja bitte, wer ist da?“ Mein Herz sprang ein wenig in die Höhe als ich sie hörte. Ich musste lächeln, diese Vertrautheit. Ich riss mich zusammen: „Arian, hier ist Emma.“ Ich hörte wie sie am anderen Ende etwas fallen ließ: „Emma!“, sie öffnete die Pforte. Ein Staunen hinter mir: „Wie der Schlossgarten.“ Es war eine Erleichterung das alles endlich wieder zusehen. Auf vertrautem Boden zu stehen und sich endlich wieder zu Hause zu fühlen. Ich wollte es gar nicht wieder verlassen. In dem Moment in dem ich durch die Mauern trat wurde auch schon die Haustür aufgerissen. Ungläubig stand unsere Haushälterin in ihr. Sie starrte in unsere Richtung und kam dann auf uns zu gerannt: „Emma.“ Ich lief ihr entgegen und in ihre Umarmung. Ich hatte sie so sehr vermisst.

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt