Ich hatte beschlossen das Gespräch zwischen Leander und mir von letzter Nacht so weit wie möglich in meinen Hinterkopf zu verbannen. Es brachte mir so oder so nichts darüber nach zu denken und laut seinen Worten würde ich sowie bald erfahren was es war. Aber trotzdem war es schwierig. Ich verstand einfach nicht wieso er sich so benahm. Wieso sollte ich mich nicht verändern? Konnte es etwa sein, dass er mich so mochte wie ich war? Ich zuckte bei meinen eigenen Gedanken zusammen. Leander sah fragend zu mir herunter. Ich lächelte nur unschuldig und ging weiter neben ihm her. Nein, jetzt redete ich mir schon Sachen ein. Ich meine wir waren Freunde und bei Freunden wollte man dass sie so bleiben, richtig? Ich klopfte mir innerlich wieder selber auf die Schulter: „Schöne Erklärung.“ Damit verbannte ich auch das Thema in meinen Hinterkopf und konzentrierte mich wieder auf unsere Reise. Wir waren auf dem Weg zu einem Pass durch eine Höhle.
„Wie, in der Höhle ist ein Portal?“, fragend ging ich neben Leander her. „Ja, ich habe es damals schon benutzt um in die Hauptstadt zu kommen. Ein guter Freund von mir bewacht es.“ Ich stockte, das war das erste Mal, dass Leander von einem Freund sprach. Bis jetzt hatte er nie von jemand anderem als der Prinzessin gesprochen. Interessiert schaute ich zu ihm herauf und tatsächlich er lachte. Es war ein echtes Lachen aus dem tiefen Herzen. Ich glaube so etwas sah man bei ihm selten, er wirkte wie ein ganz normaler Teenager. Auf einmal schaute er zu mir herunter: „Ist etwas?“ Ich schüttelte energisch den Kopf: „Nein, Entschuldigung. Ich dachte nur gerade daran, dass du das erste Mal von einem Freund sprichst.“ Leander runzelte nachdenklich die Stirn: „Ist das so?“ Ich nickte. Er zuckte mit den Schultern und lachte wieder. Irgendwie war es ansteckend. Wenn ich ihn so sah musste ich automatisch auch lächeln.
Wir blieben vor einem riesigen Berg stehen. Eine Felswand ragte vor uns empor und direkt vor uns lag eine Höhle. „Wir sind da.“, Hyo sah zu Leander: „Na dann, hoffen wir mal, dass dein Freund uns passieren lässt.“ Leander lächelte und ging näher an den Eingang der Höhle: „Hey Aron, bist du da, ich bin es Rion.“, rief er hinein. Irgendetwas daran, wie Leander seinen damaligen Namen rief löste etwas in mir aus. Doch ich wusste nicht was. Plötzlich meinte ich etwas zu hören. Ein tiefes Grollen kam aus der Höhle. Ich zuckte einen Schritt zurück. War Leander sich sicher, dass sein Freund noch immer hier war? Gebannt starrte ich auf den Höhleneingang. Ich meine, es konnte doch gut sein, dass er nach all den Jahren nun nicht mehr hier stand. Ich schreckte zusammen undstaunte nicht schlecht, als vor uns ein riesiger Drache aus der Höhle trat und Leander nicht einmal den Anstalt machte ihn zu bekämpfen. Er hatte schwarze Schuppen und grüne Hörner. Überrascht blickte ich zu dem grimmig blickenden Monster herauf. Das sollte doch nicht etwa der Freund sein, von dem Leander geredet hatte oder? Die Kreatur blickte zu uns herunter und betrachtete seine Besucher kritisch. Als er Leander erblickte blieben seine Augen an ihm hängen. Interessiert sah ich zu Leander. Auf seinem Gesicht ein erwartendes Lächeln. Er musste froh seinen Freund endlich wieder zu sehen nach all den Jahren. Die beiden mussten ja wirklich gut mit einander befreundet gewesen sein, wenn er diesen nach so langer Zeit noch immer nicht vergessen hatte, schließlich hatte er ihn seit er die Wache der Prinzessin geworden war nur noch selten gesehen und dann war er doch noch für fünf Jahre auf der Erde gewesen ob sein Freund ihn überhaupt noch erkannte? Ich blickte wieder zu dem riesigen Drachen. Und tatsächlich meinte ich zu sehen, wie sich die Mundwinkel des Wesens nach oben zogen. Plötzlich verwandelte sich die riesige Kreatur vor meinen Augen in einen Menschen, nein, es war kein ganzer Mensch. Vor mir stand ein Junge, gut siebzehn Jahre alt. Er hatte weiße Haare und kleine grüne Hörner ragten an seinem Kopf hervor. Er trug einen silbernen Brustpanzer unter seinen Beinschienen erkannte man jedoch, dass seine Beine mit schwarzen Schuppen besetzt waren und seine Füße waren tatsächlich die eines Drachen. Seine Hände waren offensichtlich ab den Fingern mit Schuppen besetzt und lange Krallen ragten an ihnen hervor. Auf seinem Gesicht ein fröhliches Lächeln zu erkennen. Er rannte auf Leander zu. Ich stutzte als er sich seinen Kopf unter den Arm klemmte und mit den Fingerknöchlen kräftig über seinen Kopf scheuerte: „Ich wusste, dass du nicht verschwunden bist, du würdest doch nicht einfach gehen ohne dich von mir zu verabschieden.“ Und dann passierte etwas was ich wirklich nicht erwartet hatte. Ich hörte Leander lachen. Er lachte tatsächlich. Es war nicht nur ein Lächeln, nicht nur ein Grinsen, sondern ein lautes fröhliches Lachen. Und ohne es zu wollen spürte ich wie sich auch auf meinem Gesicht ein Lächeln bildete. Ich konnte nicht sagen, was es war, doch aus irgendeinem Grund stimmte es mich glücklich Leander so zu sehen. „Darf ich vorstellen, das hier ist Aron, er ist ein Akuma und bewacht dieses Portal.“, Leander stellte uns seinen Freund vor. „Hi.“, Aron stand vor uns allen und begrüßte uns sehr offen, er war anders als seine Drachenform zuerst gewirkt hatte. Doch ich stutzte: „Wie Akuma? Ich dachte, sie leben von den Nekos getrennt?“ Aron wirkte verwirrt. Natürlich jeder wusste was los war nur ich konnte mich an die Regeln dieser Welt nicht erinnern. Leander grinste: „Ach stimmt, das konntest du nicht, wissen. Ja, an sich leben die Akumas von uns getrennt in einer Portalwelt in der sich auch das Teufelstor befindet, dass sie bewachen. Jedoch hat jedes Portal auf diesem Mond auch einen Schützer und mein Freund hier ist einer dieser Wachen.“ Aron ging einen Schritt auf mich zu: „Seltsam, dass du das nicht weißt. Ich frage mich das schon die ganze Zeit, du kommst mir so bekannt vor.“ Verwirrt stand ich da, ich sollte ihn kennen? Nicht das es nicht sein könnte, ich konnte mich ja schließlich an niemanden hier erinnern. Musste ich ihn also kennen? Wusste er vielleicht mehr über mich? Konnte es sein, dass nun auch ich endlich jemanden aus meiner Vergangenheit antreffen sollte? Aber was sollte ich sagen? Ich erkannte ihn schließlich nicht, für mich war er eine wildfremde Person. Leander schien zu bemerken, dass ich mich unwohl fühlte: „Äh, Aron, darf ich dir vorstellen, das ist Emma, sie war zusammen mit mir auf der Erde gefangen.“ Aron sah mich noch kurz kritisch an dann blickte er auf: „Ich hätte schwören können, sie sieht aus wie die Prinzessin.“ Doch Leander unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. In mir sackte wieder die Hoffnung zusammen. Damit war mein möglicher Knoten zu meinen Erinnerungen wieder verschwunden. Ich sah also nur jemanden ähnlich den er kannte. Warte, meinte er das ernst? Sah ich der Prinzessin wirklich ähnlich? Auch wenn ich keinen Grund dazu hatte, fühlte ich mich irgendwie geehrt. „Moment mal, du warst auf dem Planeten der Verbannten?“ Aron starrte seinen Freund überrascht an. Leander schien verlegen: „Ja, ich glaube da habe ich dir noch einiges zu erzählen …“
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Der rote Mond
Teen FictionOhne Erinnerungen zu leben ist nicht leicht. Doch kompliziert wird es für die 16-jährige Emma erst, als sie erfährt wer sie wirklich ist. Zusammen mit Leander, dem einzigen Jungen der sie verstehen könnte, doch den sie nicht leiden kann, sitzt sie a...