Schleichende Verfolger

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„Lauf!“, schrie Leander mir zu. Wir hechteten durch die Gänge des Schlosses. Die Wachen an unseren Versen. Natürlich war mal wieder nichts gelaufen wie es sollte. Ein Schnelles unauffälliges Entkommen war nicht möglich. Erst wurden wir die ganze Zeit aufgehalten, so dass unsere nächtliche Flucht ins Wasser fiel und nun. Nun war ich mir sicher, dass Waru unsere Gedanken gelesen hatte und auf unseren „Plan“ vorberietet war. Leander hatte mich eingeholt: „Schneller!“ Meine Füße trugen mich so schnell wie sie konnte, doch das war nicht genug. Er griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Die Treppe sprangen wir in großen Schritten herunter. „Warte, so schnell kann ich nicht.“ Doch er warf mir nur einen flüchtigen Blick über die Schulter zu: „Du musst.“ Ich drehte mich um. Hinter uns sprinteten auch die Männer durch die großen Gänge des Schlosses. Wir hechteten weiter, doch die Gänge nahmen kein Ende und unsere Verfolger kamen immer näher. Ich glaubte nicht, dass wir es schaffen würden. Meine Füße wollten nicht mehr. Ich war außer Atem und fertig: „Leander, ich kann nicht mehr.“ Wieder drehte er seinen Kopf über die Schulter. Einen Moment sah er mich nur scharf nachdenkend an, doch dann: „Halt dich gut an mir fest.“ Ehe seine Worte mein Ohr erreichten hatte er sich schon in einen riesigen schwarzen Löwen verwandelt. Und im nächsten Moment saß ich, mich an seine Mähne klammernd, auf seinem Rücken. „Hilfe“, schrie mein inneres Ich und ich merkte wie mir wieder die Röte ins Gesicht stieg. Es war irgendwie seltsam so nah bei ihm zu sein. Er rannte so schnell er konnte, doch unsere Verfolger ließen einfach nicht locker. Dann lief er plötzlich auf eins der großen Fenster zu. „Das ist eine Sackgasse.“, schrie ich hysterisch. Doch er hielt nicht an: „Keine Sorge, ich habe einen Plan, halt dich gut fest.“ Ich krallte mich fest in sein Fell und legte die Beine eng an. Es waren nur noch wenige Meter. Wollte er etwa durch das geschlossene Fenster springen. Nein, dabei würde er sich verletzen! Ich schloss die Augen. Leander schien zu bemerken, dass ich mich sichtlich unwohl fühlte. Er sah kurz aus den Augenwinkel zu mir. In seinen Augen sah ich Sicherheit: „Vertrau mir einfach.“ Und damit war mein Kopf rot wie eine Tomate. Mit einem Mal schossen Blitze vor uns her und zersplitterten das Fenster. Genau im rechten Moment, in der nächsten Sekunde hatte Leander schon zum Sprung angesetzt. Obwohl ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte schrie ich auf. Das hier war der vierte Stock. Ich kniff die Augen zusammen und hielt mich so fest wie ich konnte. Einige Sekunden später als immer noch nichts passiert war öffnete ich sie vorsichtig wieder. Leander lief in seiner Löwengestalt über die Blitze. Die Stadt erstreckte sich zu unseren Füßen und die Wachen des Schlosses standen überrumpelt am Fenster. Doch ich sah auch, wie die ersten schon wieder aus dem Schlosstor herausgetürmt kamen. Ich atmete erleichtert auf. Hier oben würden sie uns nicht erreichen. Doch Leander schien weniger ruhig: „Noch haben wir es nicht geschafft. Die Wachen haben bestimmt auch irgendwelche Nekos die mit ihrer Fähigkeit in den Himmel gelangen. Und sie werden schneller sein. Hoseki kann uns dieses Mal nicht helfen, er muss sich um Natsu und die anderen kümmern.“ Er hatte Recht. „Am besten wir mischen uns unter das Volk. Heute ist Markttag, viele sind hier und wir können uns gut verstecken.“ Ich nickte zustimmend.

Wir landeten in einer kleinen Gasse. „Und jetzt? Sie werden uns doch erkennen.“, verunsichert blickte ich Leander an. Nachdenkend drehte er sich um. Dann rannte er davon: „Warte hier kurz.“, und schon war er verschwunden. Was hatte er vor? Ängstlich sah ich mich um. Nicht weit von mir sah ich schon die ersten Wachen, die aufmerksam die Menge durchstreiften. Ich drehte mich so zu ihnen, dass sie mein Gesicht nicht sehen konnten und machte mich klein. Sie kamen immer näher und ich wollte mich schon verstecken, als mich plötzlich jemand von hinten ergriff. Ich schrak zusammen und fuhr herum. Vor mir stand eine Person unter einem dunklen braunen Mantel verborgen, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie hielt den Finger vor den Mund: „Leise, hier wirf dir das über, dann verschwinden wir.“, ich atmete erleichtert aus als ich Leanders Stimmer erkannt. Schnell tat ich wie er gesagt hatte. Eilig schlichen wir durch die Menge. Die Nekos dicht gedrängt um uns. Als wir in eine überfüllte Straße kamen griff Leander nur nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Und mit einem Mal war die Röte in meinem Gesicht wieder da. Schnell senkte ich den Kopf. Warum hatten Warus Worte mich so durch einander gebracht? Oder waren es gar nicht seine Worte? Konnte es etwa sein, dass ich erst durch ihn drauf aufmerksam wurde was ich fühlte? Nein, das war doch absurd. Aber irgendwie? Ich blickte auf das Armband, das Leander mir geschenkt hatte. Irgendwie war es doch schon fast so wie ein Paar. Also für Außenstehende natürlich. Ich hörte schon Laurins lautes Lachen in meinem Kopf: „Ich habe es dir doch gesagt.“  Mein Blick fiel auf unsere Hände. Wie er mich so entschlossen hielt und durch die Menge zog, wie er selbstverständlich nach meiner Hand griff um mich nicht zu verlieren. Ich schüttelte heftig den Kopf. Ich hatte doch jetzt gar keine Zeit für solche Gedanken. Vorsichtig blickte ich über die Schulter. Noch waren die Wachen des Schlosses hinter uns, doch sie schienen nicht auf unserer Spur zu sein. Mit jedem Meter, den wir uns weiter von ihnen entfernten, fühlte ich mich ein wenig sicherer. Doch dann stachen mir aus der Menge plötzlich ein paar Gestalten ins Auge. Ich guckte schnell weg und versuchte sie so unauffällig wie möglich zu beobachten. Vielleicht waren es ja nur normale Bürger, aber sie starrten mich unentwegt an. Der eine stand eng an eine Hauswand gedrückt, der nächste, neben einem Stand. Immer wieder warf ich heimlich einen Blick nach hinten, doch die Gestalten verschwanden nicht. Im Gegenteil, sie versanken ab und zu in der Menge, doch sie schienen uns tatsächlich zu verfolgen und ich hatte das seltsam beklemmende Gefühl, dass es immer mehr von ihnen wurden. Unruhig zog ich Leander am Ärmel: „Ich glaube wir werden verfolgt.“. Vorsichtig sah er sich um: „Was? Von wem?“ Auch ich blickte hinter uns. „Da.“ Ich zeigte in die Menge. Leander kniff die Augen zusammen: „Von wem denn, ich erkenne nichts.“ Ich nahm den Finger wieder herunter. Es ist nicht nur einer. Sie sind überall in der Menge. „Woran erkennst du dass sie uns verfolgen?“, Leander hatte sie noch immer nicht entdeckt und blickte leicht nervös in die Menge. Ich zog die Kapuze noch tiefer: „Ich habe es erst nicht bemerkt, aber sie folgen uns jetzt schon eine ganze Weile und starren mich so an.“ Leander sah wieder zu mir herunter: „Dann sollten wir keine Zeit verlieren, los wir müssen versuchen sie abzuhängen.“ Eilig aber so dass es nicht auffällig wirkte zog er mich durch das Gedränge. Wir bogen in eine kleine Seitengasse ein und rannten los. Immer wieder drehte ich mich um. Wir schienen ihnen zu entkommen.

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt