Das Geständnis

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Nini setzte sich mit einem seufzen auf dem Boden. Wir hatten beschlossen über die Nacht in der Hütte der Frau zu bleiben. Es war doch um einiges sichere als im Freien. Ich kam mir zwar ein wenig unwohl bei der Sache vor, weil ich wusste, dass die Frau hier bis vor kurzen noch gelebt hatte, doch ich wollte nichts sagen. „Man, wir haben den ganzen Tag die komplette Stadt durchsucht und gerade mal ein paar dämliche Karten gefunden und ihr habt euch in diese Hütte geschlichen und die Geschichte, den Sinn und den Ort dieses dämlichen Steins gefunden.“ Leander lachte: „Tja, wir hatten ja auch die nicht öffentlichen Bücher und außerdem hatten wir hier weniger zu durchsuchen als ihr in der Stadtbibliothek.“ Nini ließ sich zurück auf ihre Decke fallen und sah mich an: „Und Hyo und Hoseki habe sich die ganze Zeit unterhalten, ich habe fast alles alleine gesucht.“, es war mehr ein Flüstern, damit Hyo es nicht hörte. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Nini war zu hundert prozentig eifersüchtig, das sagte mir nicht nur meine innere Laurin. Natsu saß da und gähnte: „Wisst ihr was, das war doch insgesamt ein erfolgreicher Tag. Ich meine wir haben die Karten, wissen also wo der Wasserfall ist, wissen dass wir da suchen müssen und haben ein Dach über dem Kopf, das heißt wir müssen uns heute Nacht keinen sorgen machen angegriffen zu werden und können Morgen ausgeschlafen diesen Eingang zur Spiegelwelt suchen.“
Saske neben ihm war schon eingeschlafen. Sieh einer an, selbst er war müde geworden. „Sag mal Natsu wann hast du Saske eigentlich kennen gelernt?“ Natsu starrte an die Decke: „Hm gute Frage, das ist ganz schön lange her. Er war damals noch ziemlich klein. Ich weiß gar nicht mehr was genau passiert ist. Ich glaube meine Eltern hatten eine Feier und viele waren eingeladen er auch. Ich hatte keine Lust und bin zu Aki herübergegangen. Als ich zurückkam waren meine Eltern sehr sauer. Aber Saske hat sie angelogen und gesagt ich hätte draußen mit ihm gespielt. Fragt mich nicht warum er das getan hatte. Ich war ihm zwar dankbar, aber erst war mir ein totaler Klotz am Bein, ich bin ihn nicht mehr losgeworden. Er war immer dabei und ist nicht mehr von mir gewichen. Aber jetzt bin ich froh, dass er bei mir ist. Er ist wie ein kleiner Bruder für mich. Seine Eltern sind nicht lange nach der Feier gestorben, seit dem passe ich auf ihn auf.“ Er blickte zu dem Jungen herunter und wuschelte ihm durch die chaotischen Haare.
Wir unterhielten uns alle noch einige Zeit und überlegten, wie wir morgen genau vorgehen wollten, aber dann legten wir uns auch endlich schlafen.

Es war ein Stöhnen, um mich herum alles schwarz. Die Seelenwelt. Aber warum war ich hier? Irgendetwas stimmte nicht. Es war so still und die Schwärze wirkte bedrückend. Mit einem unguten Gefühl sah ich mich um. Und wo war Rosenblut. Es wirkte so kalt hier. Wieder schallte, ein schmerzhaftes Stöhnen durch die Stille. Doch ich konnte nichts entdecken. Was war das? Zu wem gehörte es. Was hatte es? Ängstlich schritt ich durch die Stille: „Rosenblut?“ wo war die Seele meines Schwertes. Es war als wäre ich in der Seelenwelt und doch nicht. Als wäre ich in einer anderen Ebene. Aber warum? Was machte ich hier? Ich schloss die Augen. Und wieso konnte ich sie nicht verlassen. Als das Stöhnen abermals die Stille durchriss, fuhr mir ein Schaudern über den Rücken. Es war ein schmerzhaftes Schluchzen, schon fast ein Wimmern. Es wurde lauter und ich meinte ein schweres stockendes Atmen zu hören. Ängstlich schaute ich mich um: „Hallo?“ doch es antwortete mir niemand. Ein Schrei durchriss die Stille. Ich schreckte zusammen. Was war los? Ich rannte umher, rannte durch das endlose Schwarz, doch da war niemand, ich war allein. „Hallo?“ Keine Antwort. Eine bedrückende Stimmung füllte die Umgebung. Was war hier los? Dieses Gefühl gehörte nicht zu der Seelenwelt, aber ich wusste, dass sie es war. Wieder ein Schmerzensschrei. „Hallo?“, ich wollte ihm helfen. Es hatte Schmerzen, starke Schmerzen. Ich rannte orientierungslos umher. „Hallo?“ Plötzlich sah ich in der Ferne ein kleines grünes Licht aufleuchten. Augenblicklich steuerte ich es an. Je näher ich ihm kam, des so unwohler fühlte ich mich. Schließlich blieb ich unschlüssig stehen. Etwas stimmte nicht. Der kleine Lichtball vor mir war anders als die anderen. Er hatte eine andere Ausstrahlung. Die Wärme, die Seelen normalerweise ausstrahlten war schwach. Sie schien zu zittern, zu pulsieren. Ich wollte näher zu ihr, doch mein Körper wollte sich nicht bewegen. Mit einem mal flog etwas Dunkles an mir vorbei. Es zischte durch die Luft und prallte gegen die Seele. Wieder zerriss ein schmerzhafter Schrei die Stille. Ich zuckte herum. Was war das und was hatte es der Seele angetan. Immer wieder, blitzte es an mir vorbei. Wieder und wieder schlug es auf die kleine Seele ein. Ihr Licht wurde schwächer. Verzweifelt stand ich da. Ich wollte helfen, doch ich konnte nicht. Das Schwarze schlug auf das Licht ein, es bildete spitzen und stach nach ihr, wieder und wieder durchbohrte es die Seele. Ich schrie auf: „Lass das.“ Es trieb mir die Tränen in die Augen zu sehen, wie dieses Ding, die arme hilflose Seele angriff. Es überkam mich ein Gefühl der Kälte. Das Gefühl des baldigen Todes. Das Licht der Seele wurde immer schwächer, ich hatte Angst, dass sie erlischen würde. Doch dieses Dunkle zögerte nicht. Verbittert schlug es weiter ein, zischte umher, durchbohrte den kleinen Lichtball. Plötzlich jedoch erstrahlte die Seele in gleißendem Licht. Ein riesiges Siegel erhellte die Schwärze. Der Angreifer zuckte zurück. Es schien sich an ihm zu verbrennen. Bedrohlich vergrößerte sich das Siegel. Der Schatten gab schließlich auf und zog sich zurück. Besorgt schaute ich zu der Seele. Das Siegel fing an zu verblassen. Ihr Licht wurde mit einem Mal wieder schwach, sie zitterte und sank langsam zu Boden. „Nein!“, ich schrie auf. Ich konnte mich endlich wieder bewegen und stürmte und sie zu. Doch kurz bevor ich sie erreichte schreckte ich aus der Seelenwelt hoch. Überrascht saß ich da. Sollte das etwa alles nur ein Traum gewesen sein? Doch als ich ein Stöhnen hinter mir hörte wusste ich, dass es keiner war. Besorgt drehte ich mich und erschrak. Leander stand da, gekrümmt und das Gesicht schmerz verzogen. Seine Hand war vor seine Brust gepresst. Schwach meinte ich dort noch ein grünes Licht zu sehen. Dann war es verschwunden. Er ließ sich auf den Boden fallen. Seine Atmung war schwer und er zitterte leicht. Langsam schien er sich zu beruhigen. Er drehte sich um und lehnte sich sitzend an die Wand. Sein Blick ins Leere starrend. Ein erschöpftes und trauriges Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Nur noch ein letztes Mal.“, hauchte er leise in die Luft. Doch in meinem Kopf schrie er sie förmlich, so sehr schauderten mir seine Worte. Meine Augen weit aufgerissen starrte ich ihn an. Dann stürzte ich auf ihn: „Leander, was ist passiert?“ Erschrocken, aber erschöpft drehte er den Kopf zu mir. Die Leere und zugleich Traurigkeit in seinen Augen lies mich erschaudern. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Verloren schaute er mich nur still an. Dann drehte er den Blick von mir. „Nichts.“, hauchte er. Besorgt blickte ich ihn an. War es seine Seele gewesen, die ich gesehen hatte? Was hatte ihn da angegriffen? „Was war los?“, fragte ich ihn erneut. Doch er starrte nur von mir und schwieg. Ich ballte die Hände zu Fäusten. Das was er hatte waren keine normalen Anfälle mehr. Waren sie überhaupt jemals normal? „Leander, was war das für ein Licht an deiner Brust?“ Ich sah wie seine Hände verkrampften und leicht anfingen zu zittern. Ich hatte Angst. Angst wegen dem was er gesagt hatte. Angst, wegen den Schreien, die ich gehört hatte. Angst um ihn: „Leander …“ Er konnte mir nicht in die Augen sehen, das spürte ich. „… Was hat das zu bedeuten?“ Doch er saß weiter nur still da. „Das kann ich dir nicht sagen.“, brachte er schließlich hervor. Ich schloss die Augen. Ich wusste, dass es nicht fair war, aber … : „Soll ich Hyo wecken?“ Leander fuhr herum. Seine Augen waren weit aufgerissen: „Nein!“ Ich zuckte zurück. Er senkte den Kopf wieder: „Nein, tu das nicht.“ Still saß er erst da, dann richtete er sich auf: „Ich erzähle es dir, aber nicht hier.“ Er sah sich um. Das Leben war in seine Augen zurückgekehrt. Aber es verbarg die Zweifel nicht. „Komm.“, leise trat er aus der Tür. Wir gingen nach draußen. Nervös folgte ich ihm. Was würde er mir erzählen? Ein wenig abseits der Hütte blieb Leander stehen. Er schaute in den dunklen Himmel der Nacht. Erst stand er nur so da, dann drehte er sich schließlich zu mir um. „Versprich mir zuerst, dass du es keinem erzählst.“, starr blickte er mich an. Ich nickte langsam. Mein Herz schlug wie wild. „Und versprich mir, dass du nichts Unsinniges versuchen wirst.“, erblickte auf mich hinab. Wieso sollte ich so etwas? Doch ich nickte nur abermals. Er atmete tief durch: „Ok, was willst du wissen?“ Ich schloss die Augen und versuchte all die Fragen, die sich in mir aufgestellt hatten zu ordnen. Dann sah ich ihn wieder an: „Was war das gerade für ein Anfall?“ Ich hatte Angst vor seiner Antwort, doch ich musste es erfahren. Ich konnte nicht mehr einfach nur dabei zu sehen. Er starrte wieder in den Himmel: „Die schwierigste Frage zuerst was?!“ Ich sah ihn starr an. Würde er es mir erzählen? Doch, er würde aber, war ich bereit es zu hören? Dann holte er noch einmal tief Luft: „Um das zu erklären müssen wir zeitlich ein wenig zurück.“ Aufmerksam schaute ich ihn an. Diese Anfälle hatte er schon länger, das wusste ich. „Erinnerst du dich noch an den Traum, den du vor kurzen hattest, mit der Schlucht?“, er stand ruhig da. Ich nickte langsam, was hatte das jetzt damit zu tun? „An diesem Tag sind wir auch auf die Erde gelangt. Bei unserem Sturz hat sich ein Portal geöffnet. Aber das war kein zufälliges Portal.“ Er legte eine Pause ein und blickte auf in den Himmel: „Es war ein Portal der Göttin.“ Unsicher schaute ich ihn an, was meinte er damit. Wieso war es ein Portal der Göttin? Wieso war es da? „Eigentlich darf sie nicht in das Leben anderer eingreifen. Auch wenn man das von ihr denkt, da sie schließlich die Göttin ist. Aber auch ihr sind Grenzen gesetzt. Sie darf lediglich dann in das Geschehen eingreifen, wenn sie ausdrücklich darum gebeten wird und ihr im Gegensatz etwas sehr wichtiges angeboten wird. Etwas was sie braucht und was sie weder besitzt, noch sich einfach nehmen darf.“ Er schaute wieder zu mir, als würde er erwarten, dass ich mir schon dachte wovon er redete, doch ich wusste es nicht: „Ich rede von der Seele eines Nekos. Sie ist das Wertvollste, was wir besitzen und nach dem Tod wird sie von den Himmelsstreifern in eine Welt des Friedens gebracht. Die Seele jedoch die die Göttin in Empfang nimmt ist für etwas anders gedacht. Nach dem Tod dieses Nekos wird diese Seele nicht aufgenommen. Mit ihr wird geschieht schon zu Lebzeiten des Nekos etwas für alle sehr wichtiges.“, wieder machte er eine Pause. In seinen Augen sah ich etwas Verborgenes: „Sie wird zum Seelensiegel.“ Ich zuckte zusammen. Doch Leander machte weiter: „Dieses Seelensiegel, ist der wichtigste Teil des Siegel des Teufels. Er ist in einem Gefängnis in der Portalwelt eingeschlossen, seine Seele ist in Ketten gelegt, die er ununterbrochen bekämpft. Dabei unterscheidet man in zwölf Fesslungs arten. Und jedes Mal wenn einer der zwölf Teile des Siegels bricht, dann passiert das was du gerade gesehen hast.“ Ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern. Kagos Geschichten huschten durch meinen Kopf: ‚Es war vorbei. In ihren Armen schlug der Zeiger seiner Uhr ein letztes Mal und er starb. Diese verdammte Uhr ohne Ziffern, die nicht zur Stunde oder zum Tage schlägt, sondern die Zeit des Siegels anzeigt. Diese Unglückbringende Uhr, deren einzelner Schlag einen elenden stechenden Schmerz den Träger spüren lässt. Mit jedem einzelnen Schlag der Uhr, musste er unerträgliche Schmerzen erleiden die Zeit bis zum nächsten Schlag immer ungewiss.‘ Das konnte doch nicht sein oder? Nein, es durfte einfach nicht wahr sein, dass würde bedeuten … Ich starrte zu ihm auf. Das würde bedeuten, er wird sterben. Ich atmete zittrig ein. Ich stellte die Frage mit der Hoffnung dass ich mich irrte, aber ich wusste ich tat es nicht: „Wie viele Schläge hast du noch bis …?“, unvollendet lies in den Satz in der Luft hängen, ich konnte es nicht sagen. „Bis ich sterbe?“, Leander sprach den Satz ohne Scheu aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch für mich waren sie wie ein Stich mitten ins Herz. Leander blickte in den Himmel: „Das war mein letzter.“ Was?! Meine Knie brachen unter mir zusammen und ich sank auf den Boden. Mein Kopf pochte. Er konnte nicht sterben. Nein! Er durfte es nicht. Nicht jetzt. Nicht wo mein Herz ihn gerade erreicht hatte. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Wir waren am Anfang zwar nicht immer einer Meinung, aber ich hatte gelernt ihn zu verstehen. Ich hatte gelernt bei ihm zu sein und es war normal geworden. Es war sogar mehr als normal für mich. Das hatte ich begriffen. Es war ein Muss. Er musste einfach da sein. Es würde etwas fehlen. War es nicht genau dass worum es in der Liebe ging? Mein Herz schmerzte. Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Nicht jetzt wo ich endlich verstanden hatte wie wichtig er für mich war. Ihn nie wieder zu sehen, dass wäre … Das wäre das Schlimmste. Ich hatte es mir nicht vorstellen können, aber mein Herz wusste es. Ich konnte ihn nicht mehr loslassen. Ich konnte ihn nicht vergessen und wollte es nicht. Aber wenn er jetzt starb, dann … dann würde meine Welt zusammenbrechen. Er hatte mir doch alles gezeigt. Er war doch immer bei mir gewesen. Er hatte mich gerettet. Er war es doch, der mir meine Erinnerung wieder gab. Mein Leben so wie es jetzt war, war sein Verdienst. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Er durfte nicht gehen. Nicht jetzt. Nie. Meine innere Laurin saß still in der Dunkelheit ungläubig schaute auch sie ins Leere. Gerade jetzt, wo ich mir Hoffnungen machen wollte. Leander tat nichts. Er stand nur still da und blickte zu mir herunter. Wie konnte er so ruhig dabei bleiben? Wie hatte er das all die Zeit ausgehalten? Wie hatte er sich damit arrangiert sein Leben zu geben? Ich verkrampfte die Hände: „Warum, Warum hast du das getan?“ Leander kniete sich sanft neben mich. Er legte die Hand auf meinen Rücke: „Ich hatte einen guten Grund.“ Er griff nach meiner Hand und zog mich auf die Füße. Wäre ich damals nicht in diese Schlucht gefallen, dann wäre das nicht passiert. Wäre ich vorsichtiger gewesen. Es war meine Schuld. „Aber warum?“, schluchzte ich. „Hätte ich dich sterben lassen sollen?“, fragte er. Ich schniefte: „Selbst eine Wache hat ihre Grenzen.“ Er starrte mich an: „Emma, ich habe das nicht getan, weil ich deine Wache war!“ Er kam auf mich zu, so dass wir uns fasst berührten. Er hatte es selbst entschieden und trotzdem tat mein Herz weh. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter: „Aber warum?“ Die Tränen wollten nicht aufhören. Wie sollten sie auch? Ich spürte wie Leander mich vorsichtig an sich heranzog und seine Arme um mich legte. Sein Körper war so Warm und seine Umarmung tat so gut, aber auch das konnte meine Gefühle dieses Mal nicht zurück halten. Er würde gehen und dass bevor ich mich getraut hätte ihm zu sagen was ich für ihn empfand. Langsam blickte ich zu ihm auf. Sein sanftes Gesicht war meinem so nah. Warum musste es so kommen. Seine grünen Augen schauten mich weich an, vorsichtig drückte er mir einen Kuss auf die Stirn: „Ich habe es getan, weil ich dich liebe. Ich habe dich immer geliebt.“. Mein Herz setzte für einen Moment aus und fing dann an wie wild zu springen. Ich war starr. Was?! Ich wollte meinen Ohren nicht glauben. Er tat was?! Mein Herz sprang förmlich aus meiner Brust. Er liebte mich?! Laurin in meinem Kopf sprang auf, sie jubelte. Er fühlte genauso. Aber wieso ausgerechnet jetzt? Wieso schafften wir es erst jetzt zu einander? Wieso sollte mein Glück, auf das ich die ganze Zeit gehofft hatte, mir jetzt wieder genommen werden. Doch nicht jetzt, nicht jetzt. Ich spürte schon, wie Leander sich wieder von mir löste. Er wollte mir ins Gesicht schauen, wollte sehen wie ich reagierte. Oder hatte er mein Schweigen etwa als eine Ablehnung gesehen. Nein! Mein Herz schrie auf. Ich schmiss mich wieder an ihn und vergrub meine Finger auf seinem Rücken in seine Kleidung. Ich fühlte doch genauso. Ich wollte bei ihm sein. Ihn nicht mehr loslassen, als könnte ich ihn festhalten. Ihn schützen, als könnte ich ihn damit am Leben bei mir halten. Überrascht blickte Leander erst zu mir herunter, doch dann bildete sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht. Erleichterung war in seinen Augen zu sehen und zum ersten Mal erkannte ich in ihnen noch mehr. Es war als könnte ich durch sie direkt in sein Herz sehen. Er legte seine Arme wieder um mich und drückte mich an sich. Ich erkannte Liebe.
Ich schaute ihn an: „Man muss das doch irgendwie verhindern können.“ Doch Leander schüttelte nur den Kopf: „Es gibt keinen Weg, Emma.“ Entschlossen starrte ich zu ihm: „Doch und ich werde ihn finden.“ Er blickte sah zu mir: „Emma, du hast mir versprochen nichts Unsinniges zu tun.“ Ich verzog das Gesicht: „Das ist ja auch nichts Unsinniges.“

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt