Wir waren an der Hütte angekommen. Sie stand mitten auf einem kleinen Hügel aus trockener Erde davor war ein kleiner Brunnen, doch als ich hineinsah war mir schnell klar, dass er schon lange ausgetrocknet war. Ich stellte mich vor die Tür und klopfte. Leander stand neben mir. Ich hörte wie sich innen ein Stuhl zurück schob und jemand langsam auf die Tür zu schlurfte. Aber da war noch etwas anderes. „Boi, boi.“ Ich hörte die Laute eines kleinen Wesen, dass freudig vor der Tür auf und ab sprang. Was es wohl war. In dem Moment öffnete sich die Tür und uns stand ein alter Mann gegenüber. Er hatte rote Haare und tiefe Falten. Zu seinen Füßen sprang etwas herum. Es sah aus wie ein großer rosaner Ball nur mit Fell und Augen, falls dieses Ding auch einen Mund hatte war er nicht zu sehen: „Boi, boi“ Es sah zum knuddeln aus. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gekniet und den ganzen Tag nur diese kleine Wesen gestreichelt. Aber ich riss mich zusammen.
„Schön mal wieder Besuch zu haben, wenn man soweit auswärts wohn ist so selten jemand da, mit dem man sich unterhalten könnte.“ Der Mann hatte uns mit seiner alten zittrigen Stimme hereingebeten und führte uns in seine Küche. „Oh und bevor ich es vergesse, dieser kleine Boru hier unten heißt Rinto.“ Das kleine Wesen sprang vor seinen Füßen auf und ab. Wir stellten unsere Sachen ab und setzten uns an den kleinen hölzernen Tisch. Lächelnd sah ich mich um. Der alte Mann hatte es hier eigentlich ganz schön. Auf einmal sprang der Boru auf meinen Schoß und machte es sich dort gemütlich. Ich lachte und strich mit meiner Hand über sein Fell es war richtig weich. Der alte Mann lachte ebenfalls: „Na Rinto, da hast du dir ja gleich eine neue Freundin geholt was?“ „Wie können wir Ihnen denn helfen.“, Leander sah den Mann an. „Ach ja, also ich fände es ganz nett wenn ihr ein wenig aufräumen könntet. Rinto ist zwar ein ganz lieb, aber er hinterlässt doch immer eine ziemlich Unordnung.“ Ich sah mich um. Ich fand es hier eigentlich ziemlich ordentlich. Der alte Mann schien meinen Blick zu bemerken: „Ach nein, nicht hier ich meine in den anderen Räumen, mein Arbeitszimmer zum Beispiel.“ Ich sah auf: „Sie haben ein Arbeitszimmer, was machen sie denn?“ Er lachte: „Ich schreibe. Möchtest du es sehen?“ „Darf ich?“, der alte Mann lachte und stand auf: „Na dann komm mal mit.“ Dann drehte er sich zu Leander „Du kannst in der Zwischenzeit meinen Rito hier Füttern, sein Fressen steht dort oben im Regal.“ Damit verließ er die Küche. Ich ging ihm langsam hinterher. Leander ließen wir alleine mit Rinto in der Küche zurück auch, wenn der Boru es nicht ganz so toll fand als ich ihn von meinem Schoss hob.
Als der Mann, ich glaube Kago war sein Name, die Tür öffnete traten wir in ein altes Zimmer. Es war von oben bis unten mit Papier, Büchern und Schreibmaterialien zugestopft. Auf dem Boden lag einiges an Papier zerstreut. Kago guckte ein wenig traurig: „Rinto hat hier letztens alles auseinander gerissen, ich weiß nicht wieso aber er hat alles verwüstet. Ich komme mit dem aufräumen gar nicht hinterher. Fürs erst darf er damit nicht mehr in dieses Zimmer, obwohl es mir immer schrecklich leid tut ihn auszusperren.“ Ich hob eins der Blätter auf und überflog die Zeilen: „Wie eine Engelsgestalt sah ich sie dort stehen, so strahlend wie die Sonne selbst und doch war sie einsam. Wie sie dort stand an dem See und der Wind ihr durch die Haare fuhr. Sie war wunderschön, doch ich traute mich nicht sie anzusprechen. Jeden einzelnen Tag kam ich hier her nur um sie zu sehen. An dem Tag wo wir uns das erste mal begegnet waren, da hatte ich sie schon, die Schmetterlinge in meinem Bauch, die mir ein warmes Gefühl vermittelten, aber ich, ich armer, ich traute mich nicht. Sie war einem Engel gleich und auch in ihrer anderen Form schwebte sie förmlich über die Landschaft. Jeder Schritt bedacht, kein Fehltritt kein Stolpern. Sie als Nebelparder ganz in braun, was sollte ich denn tun. Ich der als Puma mit seinem hässlichen rot über jeden Stein stolperte und der es nicht schaffte ein richtiges Wort mit ihr zu sprechen, während ihre Stimme wie eine sanfte Brise um mich wehte. Ich wollte nur einen Schritt näher an sie heran, nur einen Schritt, wollte ihren lieblichen Duft riechen und mich nach ihr sehnen, wollte mir vorstellen wie schön es doch wäre wenn wir uns kennen könnten. Doch ich ich stolperte und fiel und in dem Moment drehte sie sich zu mir um auf ihrem Gesicht ein lächeln, doch Tränen wie kleine Kristalle schmückten ihre ach so zarten Wangen. Sie hatte geweint, mal wieder stand sie einsam und verlassen da. Wie eine Blume unter Unkraut, wie ein Diamant unter Steinen. Und doch fühlte sie sich nur wie ein Sandkorn in der ewigen Wüste …“, dann endete das Blatt. Kago sah mich fragend an. Ich lächelte: „Du hast wirklich Talent, sind die Geschichten nur ausgedacht.“ Der alte Mann sah verträumt aus dem Fenster: „Nein keines Wegs, es ist die Geschichte über mich und meine Frau, wie wir uns kennen und lieben lernten.“ Er seufzte: „Aber meine Enjeru hat mich verlassen, ist in die Spiegelwelt gelangt.“ Spiegelwelt?. „Ach ja, ich habe auch einiges über die Spiegelwelt geschrieben, Geschichten der Göttin, Geschichten von den Himmelsstreifer und ihren Beschützern und Geschichten über den Teufel und seine Arme, Geschichten über das Siegel, dass ihn gefangen hält und Geschichten über die verschiedenen Völker. Vieles sind nur Mythen, keiner weiß ob sie war sind, aber alle glauben an sie und ich habe sie niedergeschrieben, sie zu Papier gebracht, damit man diese unglaubliche Komplexität nicht vergisst.“ Er drehte sich zu mir: „Wenn du möchtest kannst du mir hier helfen die Zettel wieder zu ordnen.“ Ich lächelte: „Darf ich?“ „Na klar, ich sage deinem Freund eben, was er tun soll, dann helfe ich dir.“, damit verschwand er aus dem Raum. Ich drehte mich einmal um mich selbst: „Wer hätte gedacht, dass dieser alte Mann so viel schreibt.“ Ich hob einen weiteren Zettel auf und überflog die Zeilen: „In ihren Roben standen sie alle sechs im Kreis um die Göttin herum. Ihre Plätze erhoben sich in die Höhe und fingen an langsam zu kreisen. Sie hoben ihre Hände, die Kapuzen tief in ihr Gesicht gezogen machten sie einige Handzeichen. Dann erhob sich Moe in die Luft und mit einem Mal ging von allen sechs Himmelsstreifen ein Licht aus. Jeder erstrahlte in seiner Farbe. Die Freundschaft, in einem hellen blau, der Schutz in einem leuchtendem grün, das Vertrauen in einem zarten Gelb, die Liebe in einem intensiven Rot, das Verständnis in einem schimmernden Gold und der Mut in kräftigen Silber. Mit einem Mal schossen aus all ihren Rücken ihre Flügel her, in der Farbe ihres Licht weiteten sie sich bis sie die der anderen beinahe berührten. Sie bildeten einen riesigen Kreis und in der Mitte wo all ihre Lichter sich trafen bildete sich das Siegel. Die traditionelle Versiegelung des Teufels. Es war ein wunderschöner Anblick, aber ich hatte nur Augen für eine Person, ihr Licht schien heller zu strahlen, als das aller anderen. Die Federn ihrer Flügel waren die schönsten und sie hatte eine atemberaubende Ausstrahlung. Ich als ihr Schutzengel hatte über sie zu wachen, aber ich konnte meine Liebe zu ihr kaum zurück halten.“ Das war wohl einer der Legenden von der Kago gesprochen hatte. Ich fand es interessant, wie er versuchte die Geschichten möglichst real zu zeigen und sich dafür in die Rolle eines Schutzengels, der zwar kein großartig handelnder aber durchaus am Geschehen beteiligter Neko ist. Ich hob den nächsten Zettel auf: „Ich war der, der immer nur da stand. So nah und doch so unendlich fern. Hoffend sie eines Tages wieder lachen zu sehen, mit einem Lächeln, dass nicht versucht die kristallenen Tränen zu verbergen. Aber wie sollte sie es wieder können, ihr einziger Bruder war verschwunden um sie und alle die, die sie liebte zu beschützen. Er wurde zum Siegel, so ein schreckliches Opfer, so notwendig es auch sein mochte. Da sah man es, selbst versiegelt richtete der Teufel noch großen Schaden an. Er riss an ihrem Leben, er riss an ihr, er entriss ihr ihren Bruder. Auch wenn ihr Bruder nur all jene beschützen wollte, die ihr am Herzen lagen, so hat er doch ihr Leben zerstört. Mit einem Mal war er verschwunden, war er tot? War er nur fort? Oder nimmt sein Körper nur einen andern Platz ein? Ob er noch lebt?“ dieser Text schien sich wieder auf den ersten zu beziehen. Das Siegel des Teufels. Das klang alles so traurig, aber auch furchtbar interessant, ich würde gerne noch viel mehr über den Glauben dieses Planeten lernen. Stimmten all dies Sachen eigentlich wirklich? Interessiert griff ich nach dem nächsten Zettel: „Es war vorbei. In ihren Armen schlug der Zeiger seiner Uhr ein letztes Mal und er starb. Diese verdammte Uhr ohne Ziffern, die nicht zur Stunde oder zum Tage schlägt, sondern die Zeit des Siegels anzeigt. Diese Unglückbringende Uhr, deren einzelner Schlag einen elenden stechenden Schmerz den Träger spüren lässt. Und ist der letzte Schlag getan, ist das Siegel gebrochen und sein Träger gestorben. Oh Teufel, was für schreckliche Opfer verlangst du. Und nun, wo seine Zeit abgelaufen ist verlangst du ein neues. Wie viele müssen sich noch zu deiner Versieglung hergeben. Mit jedem einzelnen Schlag der Uhr, musste er unerträgliche Schmerzen erleiden die Zeit bis zum nächsten Schlag immer ungewiss. Je stärker das Herz, des so stärker das Siegel, aber wie lernen mussten reicht auch das reinste Herz nicht um dich oh Teufel zu fangen. Oh wie bringt man diesem elenden Kreislauf ein Ende. Das einzige Zeichen was ihm blieb für was er getan hat und was seinen Mut und seine Aufopferung nicht vergessen lässt ist die schwarze Uhr auf seiner Brust, das schwarze Mal dessen Zeiger wieder dort stand wo er angefangen war, nur dieses Mal ohne das Ziel sich jemals wieder zu rühren.“ Unglaublich, wenn das wirklich stimmte, wie der alte Mann gesagt hatte, dann sollten die anderen Mythen ja auch wahr sein. Es war kaum zu glauben, dass Kago das wirklich erlebt haben sollte. Der arme Bruder, der sich geopfert hat. Wie schrecklich. Musste sich wirklich immer und immer wieder ein Neko zur Sicherheit des Planeten opfern. Dann öffnete sich die Tür, ich drehte mich um. Kago betrat den Raum: „So dein Freund weiß was er zu tun hat, dann können wir ja jetzt anfangen. Also am besten heben wir erst mal alle Zettel auf und sortieren sie, wenn man sie überfliegt sollte man eigentlich wissen was wozu gehört, wenn nicht frag mich einfach, ich habe sie ja geschrieben.“ Er lachte und machte sich an dem Schreibtisch zu schaffen. Ich zuckte mit den Schultern und fing dann auch an. Es war schon erstaunlich wie fröhlich er war wenn man bedachte was er schon erlebt hatte. Seine Geschichten waren nicht nur Legenden und er wusste es er hatte es selbst erlebt. Und auch wenn nicht alle Nekos alles für wahr hielten, so glaubten sie trotzdem daran. Ich kniete mich auf den Boden und überflog die nächsten Blätter: „Sie stand dort auf dem Hügel und streckte die Arme aus. Sie blickte auf der Tumult von Monstern herunter und sprach mit ihrer warmen Stimme: „Ihr Monster, die ihr es wagt meine geliebten Schützlinge anzugreifen, ihr sollt es büßen.“ Die Flügel auf ihrem Rücken öffneten sich und sie erhob sich in die Luft. Eine ihrer Federn segelte langsam vom Himmel herab und während hier unten wir Nekos versuchten uns zu verteidigen erhob sie sich weit in den Himmel. Ihre eisernen Ketten mit den blutigen spitzen schnellten durch die Luft und bildeten sich wie ein Siegel. Ihre Ketten formten das Zeichen der Göttin Moe. Welches Monster nun ihren Zorn zu spüren bekam hatte keine Chance mehr. Dies war ein göttlicher Angriff, der jeden den sie wollte vernichtete. Die Ketten fingen an rot zu glühen und mit einem Mal strahlten sie ein gleißendes Licht aus und tausende von unglücklichen Seelen stürmten heraus, sie flogen durch die Luft und jedes der Monster welches sie berührten büßte mit seinem Leben während die Nekos verschont blieben. Jeder dieser Seelen war eines Liebestodes gestorben und jeder dieser Seelen hatte der Himmelstreifer der Liebe aufgenommen und getröstet und wie ein Pfeile flogen diese aufgebrachten Seelen nun durch die Luft und verteidigten die Nekos um ihnen ihr Schicksal zu ersparen. Als sich die Ketten aus ihrer Siegelform lösten verschwanden die Seelen und alles war vorbei. Die Monster vernichtet und die Nekos gerettet. Plötzlich fiel sie. Mein ach so starker Himmelsstreifer der Liebe fiel vom Himmel wie ein Stein, erschöpft aber glücklich. Ich breitete meine Flügel aus und fing sie auf. Sie lächelte und lies sich von mir auf den Boden zurück tragen. Vorsichtig setzte ich sie ab und stützte sie, während sie nach vorne schritt und zum Volk sprach: „Wir haben es geschafft. Diese Schlacht ist geschlagen. Kein Monster steht mehr, euer Dorf ist sicher. Danken wir der Göttin dafür, dass sie uns die Kraft geschenkt hat uns aufzustellen statt uns unterdrücken zu lassen, danken wir ihr dafür, dass sie uns in der dunklen Stunde beistand und sich für uns eingesetzt hat. Ich der Himmelsstreifer der Liebe, werde all die armen gefallen Seelen mit in die Spiegelwelt nehmen wo ihnen für ihre Unterstützung und Tapferkeit der größte Dank ausgesprochen wird.“ Sie lächelte und breitete ihre Flügel aus. Sie hatte nur noch wenig Kraft, aber es reichte gerade um all die Seelen der Nekos, die im Kampf gestorben waren zu sich zu rufen und ihnen mit ihren Flügeln Schutz zu gewähren. Wenn die Flügel verschwanden wurden die Seelen in die Spiegelwelt gebracht. Die Nekos zu unseren Füßen jubelten und sprachen Dankgebete an die Göttin. Ein letztes Mal lächelte mein Engel, dann lies sie sich erschöpft zurück fallen. Erleichtert und besorgt fing ich sie auf. Das war jetzt schon das zweite mal dass sie das göttliche Siegel hatte heraufbeschwören müssen und das innerhalb einer Woche. Die Macht des Teufels nahm spürbar zu.“ Ich sah auf. All Kagos Geschichten waren mit dem Teufel verbunden, war er wirklich so eine große Bedrohung. Es sah auf diesem Planeten doch alles so friedlich aus. „Sag mal Kago, ist der Teufel wirklich so schlimm?“ Der alte Mann stockte und drehte sich dann zu mir um: „Mein liebes Kind, der Teufel ist das Schlimmste was diese Welt je erlebt hatte, es gibt unendlich viele Geschichten über ihn und jeder Neko glaubt an ihn. Vielleicht hält nicht jeder die Geschichten für wahr, aber alle wissen wie er ist, alle glauben an die Himmelsstreifer dessen Vorfahren ihn damals in die Unterwelt verbannt haben. Es war ein Chaos als er hier auf der Oberfläche und in der Spiegelwelt sein Unwesen trieb. Die Monster haben tausende Dörfer angegriffen. Es war ein großer Kampf.“ „Stimmt das wollte ich dich noch fragen: Was hat es mit der Spiegelwelt eigentlich genau auf sich?“ Kago sah mich schief an: „Aber das musst du doch wissen. Die Spiegelwelt ist die Welt in der die Göttin lebt.“ Ich nickte: „Ja das weiß ich aber ich wollte fragen ob du noch mehr weißt“ Kago drehte sich wieder zum Fenster: „Die Spiegelwelt ist eine Paradies. Ich kannte einmal einen Himmelsstreifer er hat mir viel erzählt. Der Tempel in dem sie sich immer trafen soll wunderschön sein. Von den Wänden sollen Wasserfälle fließen die das Licht der Sonne spiegelten und die Podeste der Himmelsstreifer sollen um einen Kreis in der Luft schweben. Überall wachsen schöne Pflanzen.“ Kago schwärmte weiter von diesem Ort und während er sprach fing er schon wieder an ins dichterische umzuschwingen, seine Worte umhüllten mich und nahmen mich förmlich ein. Vor meinem inneren Auge bildete sich dieses Paradies immer weiter und es schien so real, als müsste ich nur die Hand ausstrecken um einer dieser dort wachsenden wunderschönen Blumen zu berühren. Als auf einmal die Tür auf gerissen wurde, wurde ich aus meiner Fantasie herausgerissen. Leander stand in der Tür und schloss sie schnell hinter sich. Man hörte wie etwas mit voller Wucht dagegen sprang, doch Leander stemmte sich gegen die Tür. „Was ist passiert?“ Leander sah angestrengt aus: „Dieser Boru rastet aus, ich habe nichts gemacht, auf einmal ist er angefangen wie wild durch den Raum zu springen und irgendetwas unsichtbarem hinterher zu jagen, als ich ihm gesagt habe, dass da nichts ist und ihn einsperren wollte ist er wütend auf mich geworden und hat versucht mich zu beißen.“ Kago senkte den Kopf: „Er benimmt sich seit letzter Zeit seltsam.“ Ich drehte mich zu ihm um: „Wer weiß vielleicht war dort ja ein Gaskus oder so und er hat ihn gespürt?“ Leander schüttelte den Kopf: „Das glaube ich nicht, ich habe es schon überprüft, da war kein Monster.“ Wieder sprang Rinto mit voller Wucht gegen die Tür und Leander hatte Mühe sie zu zu halten. Ich sah Kago an: „Weist du was er hat?“ Der alte Mann sah nicht auf: „Ich habe eines Nachts etwas in dem Brunnen gehört als ich nachgucken wollte war Rinto schon hineingesprungen und seit er dort wieder herausgekommen ist benimmt er sich so, ich weiß nicht, was mit ihm los ist.“ Ich sah auf: „Vielleicht sollten wir einmal in den Brunnen gucken, irgendetwas ist da unten, was ihn verändert hat.“ Ich ging zu dem Fenster. Leander war nicht so begeistert: „Du kannst doch nicht einfach alleine gehen. Was machst du denn, wenn da unten wirklich etwas ist?“ Ich sah ihn starr an: „Ich kann mich schon verteidigen, du hältst hier die Stellung, wer weiß was Rinto tut, wenn er auf eine Person trifft du musst Kago verteidigen, ich gehe.“ Ich sprang aus dem Fenster und schlich vorsichtig um das Haus. An dem Fenster zum Wohnzimmer blieb ich stehen. Ich hockte mich davor und wollte vorsichtig hineinlugen, doch als ich hineinsah sprang der Boru plötzlich gegen die Scheibe. Erschrocken wich ich zurück. Sein Mund war weit aufgerissen und seine langen Zähne kamen zum Vorschein. Ein kleiner Echsenschwanz peitschte hin und her und ich entdeckte die kleinen Fledermausflügel auf seinem Rücken. Ich saß auf dem trockenen Boden und rappelte mich wieder auf. Jetzt war er nicht mehr zum knuddeln. Vorsichtig schlich ich zum Brunnen und lugte hinein: „Hallo.“ Wie tief dieser Brunnen wohl war. Ich hob einen kleinen Stein auf und warf ihn hinein, nach einigen Sekunden hörte ich ihn auf dem Boden aufschlagen. Ich schluckte: „Ganz schön tief.“ Ich setzte mich auf den Brunnenrand, es war schon richtig, dass ich ging, wie wollte Leander hier überhaupt hinunterkommen. Ich griff nach Rosenblut: „Lass mich jetzt nicht im Stich.“ Ich hatte seine Ranken bis jetzt immer nur bis zu einem Meter weit kontrollier hervorrufen können, aber ich wusste, dass es noch weiter ging. Ich atmete ein letztes Mal tief durch, dann konzentrierte ich mich. Ich suchte nach Rosenblutsseele. Angespannt und neugierig zugleich schlummerte sie dort. Innerlich griff ich nach ihr und lies seine Ranken langsam herauswachsen. Ich ließ sie sich um den Rand klammern. Und ich schaffte es tatsächlich. Langsam lies ich mich an ihnen in den Brunnen hinab, doch schon nach ein wenig mehr als einem Meter wusste ich, dass ich die Ranken nicht mehr alleine hervorrufen könnten. „Bitte Rosenblut, ich brauche dich.“ Es war als würde ich mit einem störrischen Kind sprechen, aber Rosenblut hörte zu meiner Überraschung auf mich. Es war neugierig und ließ seine Ranken immer tiefer in den Brunnen hinab. Es war dunkel hier unten, doch Rosenbluts Ranken spendeten mit jedem Dornen Licht. Schließlich stand ich auf dem Boden. Doch ich konnte hier nichts Ungewöhnliches erkennen. Was war bloß hier geschehen, dass Rinto sich jetzt so seltsam benahm. Während ich so überlegte entdeckte ich plötzlich ein kleines Loch am Boden des Brunnens, von dort wehte ein kühler Wind. Er lies mich frösteln. Ich beugte mich herunter. Eine von Rosenbluts Ranken kroch automatisch in das Loch herein. Sie erleuchteten den kleinen Tunnel. Als ich dort plötzlich einen Schatten sah wich ich zurück, ich bekam ein ungutes Gefühl und versuchte panischen die Ranken nach ober zu klettern, aber Rosenblut wollte nicht zurück, seine Neugier war zu groß. Ich wurde immer panischer. Irgendetwas sagte mir, dass dort etwas war, dem ich nicht begegnen wollte. Plötzlich schoss der kleine Schatten aus dem Loch hervor. Ich schrie auf. Ein kalter Wind striff um meine Beine und mir wurde ganz schummrig. Vor meinen Augen fing alles an zu verschwimmen, plötzlich riss mich etwas nach oben. Rosenblutsranken zogen sich so schnell zurück wie noch nie, sie warfen mich förmlich aus dem Brunnen ohne das ich etwas tat und bildete sofort eine Schutzrose um mich herum. Ein Schatten schlug dagegen und prallte ab. Ich blinzelte ein paar Mal und kam wieder zu Besinnung. Ich schüttelte den Kopf und versuchte mir einen Überblick zu verschaffen. Was war das? Ich sah genauer hin, eine Art schwarzer Nebel schlug auf mein Schild ein. Zuckte erschrocken zusammen als ich plötzlich meinte ein Gesicht in dem Nebel zu sehen. Ich schüttelte den Kopf, das konnte doch nicht sein oder. Ich konzentrierte mich, konnte ich hier etwas spüren? Voller Furch schloss ich die Augen und suchte. Zuerst spürte ich nur Rosenbluts und meine Seele doch dann ganz plötzlich meinte ich noch etwas weiteres zu spüren umhüllt von einer kalten Aura spürte ich eine kleine traurige Seele plötzlich bildete sich vor meinem inneren Auge Bilder. Ich sah einen jungen Mann in einem Sarg, auf seiner Brust war ein Mal einer schwarzen Uhr. So schnell wie die Bilder gekommen waren waren sie auch schon wieder verschwunden, aber das konnte doch nicht sein oder? War dieser Mann etwa der gestorbene Bruder der Frau von Kago gewesen? Aber wenn das stimmte, dann war dessen Seele die ich gerade gespürt hatte keine geringere als die von Enjeru. Ich öffnete die Augen. Rosenblutsschild fing an zu verblassen. Ich rappelte mich auf und konzentrierte mich darauf es aufrecht zu erhalten. Plötzlich hörte ich Leanders Stimme hinter dem Haus: „Emma, Rinto hat sich wieder beruhigt, wo bist du?“ Ich drehte mich ruckartig um: „Hier!“ Leander lief um das Haus herum und sah mich erschrocken an. Der schwarze Nebel wendete sich zu ihm. „Pass auf!“, schrie ich. Ich ließ von meinem Schild ab und beschwor sofort eins vor Leander auf. Gerade noch im rechten Moment hatte sich die Licht Rose um ihn geschlossen. Doch dafür war ich nun nicht mehr geschützt und dass sollte ich büßen, denn sofort bekam ich einen Hieb, der schwarze Nebel hatte mich nach hinten gestoßen und ich konnte gerade noch einem zweiten Schlag ausweichen, doch der dritte erwischte mich mit voller Wucht, ich taumelte zurück und mir wurde schwarz vor Augen, dann spürte ich nur noch einen kalten Luftzug. Als ich die Augen wieder öffnete stand Leander vor mir und kämpfte gegen was auch immer es genau war. Er wollte einen Blitz heraufbeschwören, doch ich schrie auf. Er schrocken drehte er sich zu mir um. Im letzten Moment konnte er noch einem Schlag ausweichen, er riss mich hoch und zerrte mich hinter die Hütte: „Warum schreist du.“ „Du darfst ihr nicht weh tun.“ Verständnislos sah er mich an: „Wem denn?“ In diesem Moment sah ich den Nebel wieder zu unsern Füßen um die Ecke kriechen. Ich hatte eine Vermutung, wie wir dem ganzen ein Ende bereiten konnten, aber ich wusste nicht ob es wirklich stimmte und wenn nicht, dann würde es für den alten Mann äußerste Gefahr bedeuten. Sollte ich es wagen? Ich musste mich auf meine Gefühl verlassen. „Kago komm her. Wir brauchen dich.“, ich schrie in das Haus hinein. Als ich seinen Namen aussprach blieb der Nebel für einen Moment ganz ruhig, das war das Zeichen was ich gebraucht hatte. Meine Vermutung stimmte. Während Leander mich nur erschrocken ansah rief ich weiter nach dem alten Mann: „Kago, hier ist jemand für dich.“ Ich lies Rosenblut sinken und ging einen Schritt auf den Nebel zu: „Ich habe Recht, du weißt wer er ist oder? Du vermisst ihn, du willst ihn wieder sehen, willst zu ihm, aber du kommst nicht an ihn heran.“ Leander wollte mich zurückziehen, aber ich deutete ihm mit einem Lächeln an, dass er genau dort bleiben sollte und dass ich wüsste was ich täte. Ich hoffte nur, dass ich Recht hatte. Immer weiter ging ich auf den Nebel zu bis er mich schließlich umhüllte. Ich sah mein Ziel klar vor Augen es war ein kleine goldener Ball in der Mitte des Nebels sein Licht nur schwach und er selbst nur ganz klein. Langsam ging ich auf ihn zu und steckte die Arme nach ihm aus. Der Nebel jedoch wollte mich nicht an ihn heranlassen, er schnitt mir in den Arm und in die Beine, er schlug mir ins Gesicht und drückte gegen mich, aber ich ging weiter. Es wurde kälter und immer kälter, ich fing an zu frieren, aber ich lies nicht locker auch als das Schwindelgefühl wieder einsetzte blieb ich nicht stehen, bis ich letztendlich an der kleinen goldenen Kugel angekommen war, ich nahm sie in beider Hände und drückte sie an mich. Mit einem Mal wich der Nebel zurück er verschwand um die kleine Goldene Kugel herum und ging zurück in den Brunnen. Kago stand irritiert in der Tür seiner Hütte und sah mich an. Ich lächelte und lies den kleinen golden leuchtenden Ball los. Augenblicklich flog er auf den Alten Mann zu. Verwundert hielt er die Hände auf und sah ihn sich an. „Enjeru?“, der alte Mann fing an zu lachen: „Enjeru“ Der kleine goldene Ball fing ganz hell an zu leuchten und flog dann direkt in das Herz Kagos hinein. Er lächelte und kam auf mich zu: „Danke Emma, du hast mir meine Enjeru gebracht. Ich spüre wie sie wieder bei mir ist.“ Er strahlte über das ganze Gesicht, ich hatte mich also nicht geirrt. Leander lief auf mich zu. Fragend sah er mich an, dann stockte er. Ich sah an mir herunter. Meine Kleidung war an einigen Stellen zerrissen und ich blutete. Ich sah zu dem Brunnen, was auch immer Enjerus Seele umgeben hatte, ist wieder dort hinein zurück.
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Der rote Mond
Подростковая литератураOhne Erinnerungen zu leben ist nicht leicht. Doch kompliziert wird es für die 16-jährige Emma erst, als sie erfährt wer sie wirklich ist. Zusammen mit Leander, dem einzigen Jungen der sie verstehen könnte, doch den sie nicht leiden kann, sitzt sie a...