Leander hatte mir die Kette und das Armband wieder umgelegt und gemeinsam verließen wir die Gasse. Nie wieder wollte ich, dass so etwas geschah. Ich wollte Leander vertrauen, ihm glauben was er sagte. Fest hielt ich seine Hand, als wollte ich ihn nicht noch einmal verlieren. Ich hoffte inständig, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Aber was hätte ich getan, wenn er wirklich für immer gegangen wäre. War nicht ich es, die sich immer wieder wünschte, dass er mit mir zusammen zurück auf die Erde kam. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Als uns zwei Wachen entgegenkamen ließ Leander meine Hand los, er sah zu mir herunter und nickte mir ermutigend zu. Ich atmete noch einmal tief durch, sie würden mich zum Schloss bringen wollen. Jetzt kam die Zeit die am schwierigsten werden würde, ich würde nicht nur meine Mutter wieder sehen, sondern müsste sie auch überzeugen mich wieder auf die Erde zurück zulassen. Würde ich das wirklich schaffen? Ich war froh, dass Leander mir hierbei nun zur Seite stand. Die beiden Wachen blieben vor uns stehen: „Prinzessin“, sie verbeugten sich. „Ihre Mutter hat gebeten sie ins Schloss zu geleite.“ Ich nickte „In Ordnung.“
Wir standen vor einer riesigen Tür. Hinter ihr befand sich der Thronsaal. Ich blickte noch einmal zu Leander, der mir ein ermutigendes Lächeln schenkte, dann wurden die Türen aufgestoßen. Erst wurde ich von dem Licht geblendet, welches den ganzen Saal hell erleuchtete. Als ich klar sehen konnte, sprang mir schon Nini entgegen: „Emma.“ Sie umarmte mich kräftig. Sie und Hyo schienen schon hier her gebracht worden zu sein. Kräftig umarmte mich Leanders kleine Schwester, bis ihr aufzufallen schien, dass das bei meiner Position wahrscheinlich unangebracht war. Sie lies mich los und verneigte sich vor mir: „Prinzessin.“, sagte sie. Ich wollte sie darauf hinweisen, dass sie mich normal behandeln sollte, doch ich kam nicht dazu. Eine der Wachen unterbrach uns und führte mich zu den Thronen. Ich drehte mich noch einmal zu Nini um. Dann waren wir auch schon vorne. Leander stand direkt neben mir. Er verbeugte sich und deutete mir aus den Augenwinkeln an es ihm gleich zu tun. Ich schluckte nervös tat aber wie er meinte. Als ich wieder aufblickte sah ich sie vor mir. Auf den beiden Thronstühlen saßen König und Königin. Der König hieß Waru soweit ich es wusste. Er hatte dunkel rote Haare auf denen eine goldene Krone zu sehen war. Sie war über und über mit Diamanten und anderen Edelsteinen besetzt. Er trug eine schwarze Königliche Robe oder wie auch immer man das nannte, er sah jedenfalls aus wie ein richtiger König. Jedoch machte er mir Angst. Zwar wirkte sein Gesicht nach außen freundlich, aber seine Aura war kalt und bedrückend. Hinter seinem scheinhaften freundlichen Lächeln sah ich in seinen Augen Ernst, Entschlossenheit und Ärger. Dann wanderte mein Blick zu der Königin. Das war also meine Mutter. Sie hatte hellblonde lange Haare und blaue Augen. Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid und in ihren Haaren ragte eine prunkvolle Krone hervor. Ihre Haut sah so perfekt und weich aus. Ihre Gesichtszüge waren schmal und wunderschön. Ihre Aura wirkte wie das wohl tuende Licht der ersten Sonnenstrahlen. Kaum zu glauben, dass sie wirklich meine Mutter sein sollte. Unsicher stand ich da. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Erwarteten sie irgendetwas von mir? Nervös sah ich wieder zu Leander herüber. Er lächelte kurz und sprach dann mit gewählter Stimme: „Eure Majestät. Mein Name ist Rion und ich bin zusammen mit der Prinzessin zurückgekehrt. …“ Die Königin war aufgestanden. Alle im Raum Stehenden blickten sie an. Unsicher sah ich zu ihr auf. Ihr Blick ruhte auf mir. Erst war er starr dann jedoch erweichte er und ein freundliches und vertrautes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Sie kam die Stufen des Podestes zu uns herunter und ging direkt auf mich zu. „Meine Tochter.“, sagte sie mit ihrer glockengleichen Stimme. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Gefühle waren durcheinander. Einerseits war ich extrem nervös, da ich mir nicht ausmalen konnte, was alles auf mich zukam. Andererseits hatte ich Angst, Angst davor irgendetwas falsch zu machen. Ich stand schließlich vor der Königin, und sie hatte Ansprüche. Aber ein weiteres Gefühl was immer mehr wuchs, je näher sie mir kam war Freude. Das Gefühl von Vertrautheit und Liebe. Sie war meine Mutter und das spürte ich ganz deutlich. Je länger ich sie sah, des so vertrauter kam mir ihr Gesicht vor. Und schließlich stand sie da vor mir und drückte mich an sich. Mich die Tochter, die vor fünf Jahren plötzlich verschwunden war und sich an nichts mehr erinnern konnte. In mir stiegen wieder die Tränen hoch. Hätte man mir nicht gesagt, dass sie meine Mutter ist hätte ich sie wahrscheinlich nicht erkannt, genauso wenig, wie ich meinen Vater erkannt hatte.
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Der rote Mond
Teen FictionOhne Erinnerungen zu leben ist nicht leicht. Doch kompliziert wird es für die 16-jährige Emma erst, als sie erfährt wer sie wirklich ist. Zusammen mit Leander, dem einzigen Jungen der sie verstehen könnte, doch den sie nicht leiden kann, sitzt sie a...