Eisige Stimmung

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Nini sprang auf mich zu. Ihr Schwert erhoben zum Angriff. Ihr Eis hielt mich gefangen. Und ich hatte keine Kraft mehr. Vielleicht hätte ich Rosenblut noch rufen können, aber es war in Ninis Eis gefangen. Ich sah sie an. Aber hätte ich mich verteidigt, es war immerhin meine Schuld, hatte ich es nicht verdient? Wegen mir war ihr Bruder gestorben, wegen mir hatte sie ihre einzige Familie verloren. Und Hyo? Hyo stand daneben unfähig etwas zu tun, zerrissen von seinen eigenen Gefühlen. Wut, Trauer aber auch Mitleid. Doch Nini kannte kein Mitleid. Ihr Gesicht war mit Tränen bedeckt und ihre Pupillen klein und verengt. Ich kniff die Augen nicht zusammen, ich sah sie an und lächelte Schuldbewusste. Mein letzter Satz war mir klar und ohne Angst sprach ich ihn aus: „Es tut mir leid.“ …
Ich schreckte hoch. Schwer atmend saß ich im Bett. Ich stützte den Kopf in die Hände: „Nur ein Traum, nur ein schrecklicher Traum“ Ich atmete langsam aus und ein. Langsam sah ich mich im Raum um. In einer Ecke des Raumes blieben meine Augen hängen. Hyo saß dort am Fenster über ein Buch gebeugt, seine blonden Haare hingen ihm in den Augen. Dann bekam ich wieder stechende Kopfschmerzen. Mit einem Stöhnen ließ ich mich zurück ins Bett fallen. Hyo schaute auf: „Du bist wach, geht es dir wieder besser.“ Ich sah starr an die Decke: „Was ist passiert?“ Hyo stand auf: „Als du aus dem Zimmer gegangen bist habe ich Aki geholt und ihr erzählen was passiert ist, aber als wir in Leanders Zimmer gingen saß er aufrecht in seinem Bett und du lagst am Boden.“ Ich brauchte einige Zeit um es zu realisieren: „Wie er saß aufrecht im Bett?“ Hyo lächelte: „Es geht ihm wieder gut, er brauch nur noch ein wenig Ruhe.“ Ich wollte lächeln, doch auf einmal bekam ich einen plötzlichen Hustenanfall. Ich bekam überhaupt keine Luft mehr. Immer und immer wieder musste ich husten. Panisch versuchte ich wieder zu atmen. Als er endlich vorbei war stand Hyo direkt neben mir und sah mich besorg an: „Du brauchst dringend Ruhe Emma.“ Er hielt mir die Hand auf die Stirn. Müde sah ich ihn an. Was tat er da? Beunruhigt sah er mich an: „Dein Fieber ist gestiegen. Ehrlich was hast du da nur gemacht.“ Ich hustete wieder: „Ich habe keine Ahnung, es war nur so ein Gefühl und und …“ Ich musste niesen. Ich zog die Nase hoch. Hyo lachte: „Ist schon ok, was auch immer du getan hast, es hat geholfen, aber jetzt ruh dich aus.“ Er ging aus dem Raum und ich lies mich zurück ins Bett fallen. Hyo hatte Recht, ich brauchte dringend Ruhe. Wieso war ich immer noch so kaputt, wieso hatte ich so gar keine Kraft mehr? Und was war gerade eigentlich passiert? Hatte ich es richtig gesehen, war dort wirklich schwarzer Nebel aus Leander bekommen, warum war er da? Ging es Leander wirklich wieder gut? Ich sah auf meine Hand hinunter. Abgesehen von den Bandagen sah sie völlig normal aus, kein Lichtschimmer, kein gar nichts. Ich schloss die Augen. Was hatte er noch mal gesagt: „Als wir in Leanders Zimmer kamen saß er aufrecht im Bett und do lagst am Boden.“ Wie lange lag ich dort wohl schon, hatte Leander mich bemerkt, wie viel hatte er mit bekommen? Ich wusste nicht wie lange ich einfach nur so dagelegen hatte, meine Augen auf die Decke gerichtet. Die ganze Zeit stellte ich mir solche Fragen, ich kam einfach nicht zur Ruhe. Ich wollte mich auf die Seite drehen, aber ich verzog das Gesicht, die Wunden taten einfach zu sehr weh. Warum, eigentlich waren es doch nur Kratzer gewesen.
Ich setzte mich auf. Ich konnte einfach nicht still den ganzen Tag hier liegen bleiben. Ich hob die Decke zur Seite und setzte mich an die Bettkante. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht mehr meinen roten Trainingsanzug trug sondern eine kurze Hose und ein T-Shirt, jetzt mal abgesehen davon, dass sie definitiv nicht aus meiner Zeit waren, waren sie ganz bequem. Ich sah mich noch mal in dem Raum um. Wo war eigentlich Rosenblut? Ich suchte im ganzen Raum, aber konnte es nicht sehen. Schließlich schloss ich die Augen. Einfach nur seine Seele spüren. Obwohl es mir Kopfschmerzen bereitete suchte ich das ganze Haus ab. In einem anderen Zimmer nicht weit von meinem fand ich es dann. Doch ich spürte noch weitere Seelen, schwarzer Blitz, Traumfeder und Eismond waren ja klar, aber neben den Seelen die ich schon kannte spürte ich noch zwei weitere. Eine davon würde wahrscheinlich zu Akis Schwert gehören. Als die Kopfschmerzen zu stark wurden brach ich die Seelenfindung jedoch ab. Ich rieb mir den Kopf und richtete mich auf. Wenn ich mich frei in diesem Haus bewegen wollte durfte ich entweder nicht gesehen werden oder müsste so tun als ginge es mir prima. Ich atmete tief durch und schleppte mich dann aus dem Zimmer. Die meiste Zeit war es eher ein stützen und humpeln, aber sobald ich Schritte hörte stellte ich mich aufrecht hin, aber es kam nie jemand an mir vorbei. Ich ging durch das Haus und sah mich überall um. Als ich wieder vor Leanders Zimmertür stand blieb ich stehen. Vorsichtig lauschte ich. War jemand bei ihm? Ja scheinbar schon ich hörte Leanders Stimme: „Nein, du verstehst das falsch.“ Dann hörte ich Ninis Stimme: „Was verstehe ich denn daran falsch, erkläre es mir.“ „Wie oft muss ich es dir denn noch sagen …“ worüber die beiden wohl redeten. Plötzlich stand jemand hinter mir: „Emma, was machst du denn hier?“ Ich drehte mich um. Aki stand mit einer Schale Suppe in der Hand vor mir: „Geh sofort zurück ins Bett.“ Ich sah sie an: „Du bist schlimmer als Arian.“, ich stand auf und schlurfte zurück. Fragend blickte Aki mir hinterher. Worüber hatten sich Nini und Leander wohl unterhalten? War sie eigentlich immer noch sauer auf mich? Ich blieb vor der Tür stehen. „Ich will nach Hause.“, murmelte ich in mich hinein. Warum musste ich hier mit hineingezogen werden. Ich hatte bis jetzt nichts mit diesem Ort zu tun und auch wenn ich mich immer darüber geärgert hatte, dass ich mich an nichts erinnern konnte war ich mir jetzt gar nicht mehr so sicher ob ich es wirklich wollte. Ich lehnte meine Stirn an die Wand, sie war schön kühl. Wenn ich mich an alles wieder erinnern würde, würde ich mich dann nicht verändern? Ich wüsste wie ich damals war, würde ich mich dann anders verhalten. Ich würde mich aus meinem normalen Leben herausreißen, noch mehr als ich es jetzt schon war. Warum war ich eigentlich hier? Was waren das für seltsame Ranken, die mich hierher gezogen hatten? Wieso hatte nicht einfach alles so bleiben können wie es war? Alles war chaotisch. Leander nervte mich bis zum geht nicht mehr, aber dann machte ich mir wieder sorgen. Mal machte er sich lustig über mich und dann war er besorgt. Warum konnte er nicht einfach weiter den Idioten spielen, wenn ich all das mit seiner Schwester und ihm nicht mitbekommen hätte wäre es mir leichte gefallen auf die Erde zurück zu kehren und einfach alles zu vergessen, aber so? So konnte ich ihn nicht ansehen ohne mich zu fragen, wie er wohl wirklich war. Und Hyo, wie war er so? Bis jetzt hatte ich ihn als einen verständnisvollen Jungen kennen gelernt, aber kennen tat ich ihn nicht wirklich. Ich drehte mich um und lies mich an der Wand auf den Boden gleiten. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Wie wollte ich eigentlich zurück auf die Erde kommen? Plötzlich öffnete sich die Tür neben mir. In ihr stand ein Mädchen vielleicht 12 Jahre alt. Sie hatte verstrubbelte blonde Haare mit schwarzen Strähnen. Ihre Kleidung war dreckig und ihr Gesicht ebenfalls. Sie trug einen Umhang und einen Gürtel mit einem Schwert. „Krallensturm“, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Das Mädchen war stehen geblieben und sah mich misstrauisch an. Ohne ein Wort zu sagen verschwand sie dann jedoch. Durch die Tür kam ein kalte Luftzug. Ich musste wieder Husten. Wer war sie? Ich richtete mich auf. Langsam ging ich wieder durch das Haus. Wenn ich nicht irgendetwas zu tun hatte würde ich hier noch durchdrehen. Ich zog die Nase hoch. War doch irgendwie ganz schön kalt hier. Auf einmal folg direkt vor meiner Nase eine Tür auf und Nini stolperte heraus. Sie hielt Eismond in ihrer Hand und beschneite den Boden. Aus dem Raum hörte ich Akis wütende Stimme: „Wenn du dich nicht beherrschen kannst dann raus!“ Ich sah zur Seite, das hier war Leanders Zimmer. Ich sah wieder zu Nini. Erst stand sie nur wütend da. Dann schlug sie die Tür zu und wollte gehen. Als sie sich umdrehte blieb sie stehen und funkelte mich böse an. Ich musste schlucken. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl. Ninis Pupillen verengten sich. „Du …“, wütend kam sie auf mich zu: „Das ist alles deine Schuld …“ Ich ging einen Schritt zurück. Was hatte ich denn jetzt schon wieder angestellt? Eismond strahlte eine Eiseskälte aus. Ich fing an zu zittern. Der Boden unter meinen Füßen wurde immer kälter und während Nini immer weiter auf mich zukam, verwandelte sich der Flur um mich herum in eine Eishöhle. Ich musste niesen und rutschte aus. Ich versuchte mich noch zu fangen, aber keine Chance, auf dem glatten Eis fand ich keinen Halt. Ich fiel nach hinten und schlug mit meinem Kopf schmerzhaft gegen die Wand. Nini stand nun genau vor mir: „Das ist alles deine Schuld!“ Ich wollte wieder ein Stück weiter zurück rutschen, aber es ging nicht ich saß in einer Ecke und hatte keine Chance irgendwo hin zu fliehen. Was hatte sie denn jetzt vor? Was hatte ich denn falsch gemacht? Plötzlich schmiss mich etwas an die Wand, es hob mich hoch und hielt mich fest. Es war eisigkalt. Ich sah genauer hin. Vom Boden aus war eine Schicht aus Eis hervorgeschossen, die mich nun an der Wand hielt. Ich konnte mit den Füßen nicht mal mehr den Boden berühren. Ich sah Nini erschrocken an. Aber ich brachte keinen Ton hervor. Mein Kopf tat weh, ich war ein zweites Mal mit ihm gegen die Wand geschlagen. Nini sah immer wütender aus. Sie fing an zu schnauben. Mir lief etwas Warmes den Nacken herunter. Blut. Ich sah zu Nini, vor meinen Augen verschwamm alles. Ich wollte es weg blinzeln, plötzlich meinte ich etwas zu sehen um Nini schwebte etwas Schwarzes herum. Fast wie, aber das konnte doch nicht sein. Wie sollte er denn hier her gekommen sein. Es sah fast genauso aus wie der schwarze Nebel aus dem Brunnen. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, war aus Leander nicht auch so ein Nebel herausgekommen. Wieder verschwamm alles vor meinen Augen. Ich blinzelte wieder: Du fällst jetzt nicht in Ohnmacht Emma, immer und immer wieder wiederholte ich die Worte in meinem Kopf. Das Eis um mich wurde enger. Was war bloß los hier? War Nini wirklich eine so aggressive Person. Nein, nein, das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Nini kam einen Schritt auf mich zu. Es fiel mir schwer zu atmen und die Kälte brannte auf meiner Haut. Nini stand schließlich genau vor mir. Als ich in ihre Augen sah meinte ich wieder diesen schwarzen Nebel zu sehen. „Na wie fühlst du dich, ich hoffe du leidest. Wegen dir ist er sauer auf mich. Das ist alles deine Schuld, du sollst leiden genau wie ich.“, irgendein seltsamer Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Das Eis um mich herum wurde noch enger. Ich biss die Zähne zusammen. Warum benahm sie sich so? Dann spürte ich plötzlich etwas Warmes an meiner Hand. Ich schielte hinunter. Sie fing an rot zu glühen. Wieso? Wieso war da wieder dieses rote Glühen. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, dass es genauso war wie bei Leander. Ich müsste sie nur hiermit berühren. Aber wieso, Leander hatte es geholfen, aber Nini war doch nicht krank. Trotzdem versuchte ich meinen Arm so weit zu befreien, dass ich sie irgendwie berühren konnte. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Das Eis um meine Hand fing langsam an zu schmelzen, doch Nini schien es gar nicht zu bemerken. Lachend vor Schadenfreude stand sie vor mir und verengte das Eis noch ein wenig. Nur schwer konnte ich meinen Schmerz unterdrücken. Endlich hatte ich meinen Arm befreit. Ich schnellte nach vorne und ergriff sie. Erschrocken sah sie mich an als ich meine Hand fest um ihren Arm klammerte. „Wie hast du dich befreit, wie hast du …?“ Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen gesamten Körper, mir stiegen die Tränen in die Augen. Mein ganzer Körper pulsierte. Nini fiel auf die Knie und starrte ins Leere. Plötzlich sah ich wie ein schwarzer Nebel aus ihrem Körper herauskroch und verschwand. Augenblicklich ließ ich los. Das Eis um mich herum brach und ich fiel zu Boden. Schwer atmend saß ich dort neben Nini und versuchte mich zu beruhigen. Was hatte das alles zu bedeuten? Mein ganzer Körper tat höllisch weh. Ich versuchte meine Schmerzen zu unterdrücken. Langsam stemmte ich mich auf und schleppte mich zu Nini. Sie kniete immer noch auf dem Boden und sah nicht auf. Ging es ihr wieder besser? War sie wieder normal? Plötzlich bekam ich einen Hustenanfall, ich stützte mich an der Wand ab. Wieder rang ich nach Luft. Verzweifelt versuchte ich, dass es aufhörte. Mein Hals stach. Als es endlich vorbei war kniete ich voller Schock auf dem Boden. Ich atmete schwer. Ich drehte mich um. Nin saß immer noch regungslos da. Was war los mit ihr? Auf einmal fiel mir jemand ins Auge. Aki stand in der offenen Tür von Leanders Raum und sah erschrocken in unsere Richtung. Scheinbar war sie gerade erst aus dem Zimmer herausgetreten. Ich sah sie an und versuchte zu lächeln. Doch ich spürte den stechenden Schmerz an meinem Kopf wieder, ich kniff ein Auge zusammen und suchte mit meiner Hand nach der Stelle. Ich fasste in Blut. Ich zog meine Hand zurück und sah sie missmutig an. Aki lies eine Schüssel fallen und kam auf uns zu gerannt. Sie kniete sich vor mir hin: „Was ist passiert?“ Ich sah sie nicht an. „Ist nicht so wichtig. Was ist mit Nini?“ Aki sah zu Leanders kleiner Schwester hinüber. Sie ging zu ihr herüber: „Emma, beweg dich nicht vom Fleck. Dich schau ich mir gleich an.“ Sie legte die Hand auf Nini und hob ihren Kopf an: „Hey, was ist los?“ Nini atmete zitternd ein. Sie stand unter Schock. Lag das an diesem schwarzen Nebel? Aki half ihr auf. Plötzlich stand Hyo im Flur. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten uns an: „Was ist hier passiert?“, brachte er schließlich hervor. Er lief auf Aki zu und nahm ihr Nini ab. „Ich weiß es auch nicht, aber bring Nini erst mal auf ihr Zimmer, sie ist völlig verstört.“ Hyo sah ein letztes Mal zu mir herüber und brachte Nini dann in ihren Raum. Aki kam wieder auf mich zu: „Emma, was ist hier los?“ Ich sah zur Seite. Wenn ich es ihr erzählen würde, würde sie erstens wieder sauer auf Nini obwohl es ja gar nicht ihre Schuld war. Es war die Schuld dieses Nebels, womit wir beim zweiten Punkt wären, wenn ich ihr das erzählen würde, würde sie mich für verrückt erklären. Aki stand vor mir: „Ist auch egal, du kannst es mir auch später erzählen, jetzt bringen wir dich erst mal auf dein Zimmer.“ Sie sah auf meinen Kopf: „Hm, das muss verbunden werden.“ Sie legte mir die Hand auf die Stirn. Erschrocken hob sie die Augen: „Sofort ins Bett mit dir.“, sagte sie mit einem Befehlston und gleichzeitig besorgt. Sie streckte mir ihre Hand entgegen, dankbar wollte ich sie annehmen, doch mein Arm tat höllisch weh. Ich sah an ihm herunter. Der Verband war rot von Blut. Aber nur dieser eine Arm, nur bei dem dessen Hand so komisch geglüht hatte. Aki atmete tief durch: „Ehrlich, was habt ihr gemacht.“ Sie hob mich hoch, so dass ich wieder aufrecht stand und brachte mich, mich stützend, in mein Zimmer.
Wir saßen auf dem Bett und während Aki meinen Kopf und Arm verband, sah ich sie die ganze Zeit nicht an. Die Tür öffnete sich. Ich blickte auf. „Hyo, wie geht es Nini?“, Aki sah den Jungen besorgt an. „Sie schläft.“, dann drehte er sich zu mir: „Emma, was ist passiert?“ Aki zog fest an dem Verband. Ich zuckte zusammen und sah sie dann wütend an. Sie stand auf: „Ich geh dann mal.“ Sie schloss die Tür hinter sich und ich war mit Hyo alleine. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie glaubte, er könnte mir mehr entlocken. Ich legte mich in mein Bett und deckte mich bis unter das Kinn zu. Mir war immer noch kalt. Ninis Eis war ziemlich stark. Ich beobachtete Hyo, wie er sich auf den Stuhl am Fenster setzte. „Emma, jetzt komm schon, was ist passiert?“ als ich ihm nicht antwortete schnaufte er: „Ich gehe hier nicht eher weg bis ich es weiß.“ Ich schloss die Augen: „Es ist kompliziert und ich weiß es doch selber nicht genau.“ Hyo schwieg und wartete nur darauf, dass ich weiter sprach. Ich wollte es nicht, aber hatte ich eine Chance? „Es war so, ich bin durch das Haus gegangen und im Flur bin ich Nini begegnet. Aki hatte sie aus Leanders Raum herausgeschmissen. Aus irgendeinem Grund war sie total sauer auf mich und hat mich angegriffen.“ Ich stockte. Ich richtete mich auf: „Aber es war nicht ihre Schuld, ehrlich, ich glaube, dass …“ Ich sah zur Seite, so etwas konnte ich ihm doch nicht erzählen: „Vergiss es einfach, aber es war nicht ihre Schuld.“ Hyo seufzte: „Es gibt Sachen, die verschweigt man anderen nicht, weißt du das. Und eine dieser Sachen ist es wenn es um die Gesundheit anderer geht.“ Er stand auf und ging auf mich zu. Ich sah ihn nicht an: „Du würdest es mir so oder so nicht glauben.“ Hyo stand direkt neben mir: „Ich gebe dir eine letzte Chance, sag mir was passiert ist.“ Als ich stumm blieb streckte er die Hand aus. Überrascht drehte ich mich um. Was hatte er vor, es fühlte sich seltsam an. Plötzlich spürte ich seine Finger auf meiner Stirn. Unsicher sah ich ihn an. Plötzlich durchzuckte mich etwas und für einen kleinen Moment meinte ich Traumfeder zu spüren. Dann kam alles was gerade passiert war noch einmal in meinen Kopf, vor meinem inneren Auge spielte sich das ganze Geschehen noch einmal ab. Dann von einem Moment auf den anderen war alles vorbei. Hyo stand neben mir und zog seine Hand zurück, er sah angestrengt aus. Was war das gerade? War das Magie? Dann spürte ich es wieder und ich sah es. Traumfeders Aura steckte in Hyo. Vor meinem Auge sah ich es förmlich herausscheinen. Überrascht sah ich Hyo an. Er konnte das wovon ich geträumt hatte. Ich war erstaunt, er konnte sein Schwert in Menschengestalt in sich tragen. Doch sein Blick irritierte mich. Ich setzte mich auf, hatte er das auch gerade alles gesehen? Hyo ging ein paar Schritte zurück und lies sich auf den Stuhl fallen. Eine ganze Weile saß er nur still da. Dann sah er mir direkt ins Gesicht: „Emma, was hat das zu bedeuten? Erklär es mir.“ Ich sah auf meine Hand hinunter: „Ich habe es dir doch gesagt, ich weiß es selber nicht.“ „Was war das für ein Glühen um deiner Hand und was war das für ein schwarzer Nebel?“ Ich blickte weiter nur nach unten: „Ich weiß es nicht.“ Ich lies mich zurück ins Bett fallen: „Bei Leander war es genauso, da war auch dieser …“ Ich stockte. Hyo sah mich ernst an: „Was meinst du damit, bei Leander war es auch?“ Ich sah ihn nicht an. Hyo stand auf: „Emma …“ In dem Moment ging die Tür auf. Erschrocken drehten wir beide uns um. In ihr stand Nini. Sie sah mich an. Hyo ging sofort auf sie zu: „Nini, geht es dir wieder besser? Was machst du hier geh zurück uns Bett.“ Doch Nini schob ihn nur mit einem: „Mir geht es gut.“ zur Seite und kam auf mich zu. Automatisch bekam ich es mit der Angst zu tun, die letzten beiden Male in denen ich ihr begegnet war, war sie sauer auf mich gewesen. Ich hielt die Luft an. Sie kam noch näher. Hyo stand in der Tür und wollte sie schon zurück halten. Ohne es wirklich zu wollen rutschte ich in meinem Bett weiter nach hinten und sah sie angespannt an. Nini blieb sofort stehen. Sie sah verletzt aus, aber warum. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Als ihr Blick auf meinen rechten Arm viel lief sie auf mich zu. Sie schmiss sich um mich. Überrascht saß ich da. Was war los? War sie nicht mehr sauer? Auch Hyo schien überrascht. „Es tut mir leid.“ Nini fing an zu schluchzen. Ich saß nur hilflos da. Sie hatte sich total verändert. Mir schoss der Gedanke wieder in dem Kopf: Hatte ich etwa recht gehabt, hatte es alles wirklich nur an diesem schwarzen Nebel gelegen? Nini lies mich los: „Emma, es tut mir so leid, ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich …“ Ich lächelte. Sie war wieder normal keine Frage. „Du warst nicht du selbst.“ Hyo stand still da und beobachtete uns. Nini sah zu ihm herüber. „Weißt du was passiert ist?“ Hyo nickte: „Ich hab sie sich erinnern lassen.“ Nini stockte. Sie ging auf ihn zu: „Du hast bei ihr …? Bist du irre, hol es sofort aus, so lange sollst du es doch nicht …“ Fragend saß ich daneben. Hyo blickte zur Seite. Ich sah genauer hin. Er schien immer noch angestrengt. Aufmerksam beobachtete ich wie Nini auf ihn einredete. „Hyo, wenn es dich so anstrengt hör auf.“, ich saß ruhig da und sah ihn an. Sowohl Nini als auch er drehten sich überrascht zu mir um. „Ein Schwert in sich zu halten kostet Energie, richtig?“ Die beiden schienen überrascht: „Woher weißt du?“ Doch Nini drehte sich sofort wieder zu ihm: „Da hörst du es, nimm es raus. Sie weiß es so oder so.“ Hyo sah zur Seite. Er griff mit seiner Hand nach seinem Arm. Plötzlich strahlte dieser ein gelbes Licht aus und er zog Traumfeder heraus, als hätte es nur in seiner Scheide gesteckt. Hyo drehte sich ernst zu mir: „Ich glaube es gibt da so einiges was du uns noch nicht erzählt hast!“ Ich lächelte unsicher. Die Tür ging auf und Aki stand in ihr: „Was ist denn das für ein Auflauf hier?“ Sie sah sich um: „Emma, du solltest dich doch ausruhen und du Nini, geht es dir wieder besser?“ Nini lächelte nur: „Ja“ zusammen mit Hyo verließ sie den Raum. Im letzten Moment drehte Hyo sich noch mal um: „Du kommst nicht drum herum es uns zu erzählen.“ Ich lächelte nur und sah sie aus dem Raum gehen. Müde lies ich mich dann zurück ins Bett fallen. Aki seufzte: „Also so langsam reicht es mir mit dir, was denkst du denn wie du wieder gesund werden willst, wenn du dir keine Ruhe gönnst? Du bist fast so kompliziert wie Fiona.“ Fragend sah ich sie an. Sie lachte nur: „Du lernst sie schon noch früh genug kennen.“

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt