Abschiedsfeier

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Leise lief die Musik im Hintergrund und wir tanzten eng umschlungen aber langsam durch den Raum. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an seine Brust. Nur leicht aber doch deutlich spürte ich seinen Herzschlag. Glücklich und zufrieden atmete ich durch. Als er zu einer erneuten Drehung ansetzte schaute ich zu ihm auf und blickte in sein sanft lächelndes Gesicht. Was hätte ich nur getan wenn ich es nie wieder hätte sehen dürfen? Auch meine Mundwinkel zogen sich nach oben als wir mit der immer leiser werdenden Melodie unseren Tanz ausklingen ließen. Vorsichtig griff er nach meiner Hand und umschloss sie sanft mit seinen starken Fingern. Ich konnte seine Schwielen spüren, die das Jahre lange kämpfen hinterlassen hatten. Langsam führte er uns zurück zu den Tischen. „Möchtest du etwas trinken?", fragte er mit seiner durch den Tag leicht angeschlagenen Stimme und blickte mir direkt in die Augen. Man sagt die Augen seien das Tor zur Seele, in den seinen konnte ich das grüne Leuchten beinahe erkennen, doch auch wenn sein Gesicht ein angenehmes, wenn auch müdes Lächeln zeigte, so konnte ich dennoch den Schmerz seines Herzens noch sehen. Wie lange es wohl dauern würde bis er verschwand? Ich griff instinktiv wieder nach meinem Medaillon. Ob der Schmerz einer verlorenen Familie wohl jemals verschwand? „Emma?", seine erneute Ansprache holte mich wieder in die Gegenwart zurück. Noch immer blickte er mich eindringlich an, aber dieses Mal galten seine Augen und seine Seele mir. Ich lächelte: „Ja gerne." Besorgt haftete sein Blick an mir. „Schon gut, mir geht es gut, ich bin nur ein wenig müde." Er seufzte leise und schüttelte den Kopf: „Warte hier, ich hole uns etwas." Damit warf er noch einen kurzen Blick über seine Schulter und verschwand. Für einen kurzen Moment lehnte ich mich erschöpft auf dem mit rotem Samt bezogenen Stuhl zurück und schloss die Augen. Dies sollte unsere Abschlussfeier sein, aber es war nicht gerade die schlauste Idee von uns gewesen, sie auch noch heute mit in den Tag zu legen, er war auch so lang genug gewesen. Doch wenn ich ehrlich sein sollte war ich froh, dass ich bereits morgen wieder nach Hause konnte. Nini und meine Mutter hatten mich gebeten noch zu bleiben, aber das einzige was ich mir im Moment wünschte war wieder ein wenig Ruhe zu haben. Ich würde sie noch besuchten kommen. Seit Moe Hoseki die Fähigkeit des Weltenwechsels gegeben hatte sollte es kein Problem mehr sein den roten Mond zu verlassen. Ich öffnete die Augen und blickte auf die Tanzfläche des Saales. Ein Lächeln spiegelte sich auf meinem Gesicht wieder als ich meinen Portalbegleiter und seine Verlobte still in ihrer Umarmung tanzen sah. Es war doch immer wieder schön seine verschiedenen Seiten kennen zu lernen. Er hatte sich sogar etwas Feines für den Abend angezogen. Mein Blick schweifte über zu Hyo und Nini. Leanders kleine Schwester stand mit hoch rotem Kopf vor ihrem Begleiter. Es war amüsiert dabei zuzusehen wie die beiden mit einem riesigen Abstand zwischen einander versuchten zu Tanzen. Aber dennoch, ich konnte Ninis Herz bis hier hin pochen spüren und auch Hyo schien sich wohl zu fühlen, auch wenn er abwechselnd verlegen zu Seite schaute und dann wieder lächelnd zu ihr herunter. Immer wenn einer von ihnen zum andern schaute sah dieser Weg, aber als sich tatsächlich ihre Blicke tatsächlich einmal trafen hafteten ihre Augen für einen Moment aneinander und ich spürte bis hier hin wie ihre Zeit für einige Sekunden still zu stehen schien, bevor sie beider wieder verlegen weg schauten. Sie waren ein süßes Paar, auch wenn sie sich beide ihre Gefühle noch nicht eingestanden hatten. Als Nini sich plötzlich von ihm stieß und mit hoch rotem Kopf und den Worten sie könnte nicht tanzen wieder zu den Stühlen verschwand musste ich lachen, aber sie hatten ja auch noch ein paar Jahre Zeit. Leander stand wieder an unserem Tisch mit den Gläsern in der Hand. Einen Augenblick hafteten auch seine Augen an seiner Schwester und ich sah das Lächeln auf seinem Gesicht. „Du wirst sie vermissen oder?", fragte ich ihn vorsichtig. „Ich glaube ich bin erst einmal froh, wenn ich wieder ein wenig meine Ruhe haben werde. Außerdem ...", er drehte sich zu mir: „Können wir sie ja besuchen." Langsam ließ er sich neben mir nieder. Gespielt eingebildet hob ich die Augenbrauen: „Wer sagt, dass ich dich mitnehme?" Leander drehte grinsend seinen Kopf zu mir: „Tut mir leid Prinzessin, aber da ich Ihre Leibwache bin haben Sie wohl keine andere Wahl." Ich hielt mir schnell die Hand vor den Mund um das Lachen zu unterdrücken. Dann schüttelte ich nur den Kopf und blickte wieder zu ihm: „Werden wir wohl jemals damit aufhören?" Er lächelte nur. Glücklich rutschte ich näher an ihn heran. Ich schloss erschöpft die Augen und spürte wie er mir sanft eine verrutschte Strähne aus dem Gesicht strich. „Nein, aber ich werde auch nicht versuchen etwas daran zu ändern." Hauchte er mir ins Ohr und drückte mir dann einen vorsichtigen Kuss auf das Haar. Ich spürte wie mein Herz leise aufschlug, öffnete die Augen aber nicht sondern genoss einfach nur seine Nähe. Nein, ich wollte auch nicht, dass sich etwas daran änderte. Müde rückte er näher an mich heran und legte seine Arme um mich bevor er erschöpft seinen Kopf auf meiner Schulter deponierte und mir warm in den Nacken atmete. Ich spürte, wie mein ganzer Körper eine Gänsehaut bekam. „Idiot.", hauchte ich durch meine zusammengebissenen Zähne. „Jaja." Lachte er leise was nur noch mehr an meinem Hals kitzelte und ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Um nichts in der Welt wollte ich dieses Gefühl jemals wieder hergeben, aber ich müsste mich wohl doch erst noch daran gewöhnen.

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt