Leanders Wahrheit

61 2 0
                                    

Müde saß ich in Leanders Wohnzimmer. Die Anderen waren noch unten, sie wollten sich von Chito erklären lassen was die Organisation auf der Erde tat. Nini und Ahri lagen bereits im Dormian. Ohne diese Maschine müssten wir noch einen Tag waren. Ich blickte zu Leander der im Eingang der Küche stand. Und das konnten wir uns nicht erlauben. Mit dem kleinen weißen Teller kam er wieder zurück. Vorsichtig setzte er ihn auf dem Boden ab. Augenblicklich huschte die Katze hinter dem Vorhang hervor. Er lächelte. Dann setzte er sich neben mir auf das Sofa.
„Hast du das mit Chito erwartet?“, fragte ich Leander. Er schüttelte den Kopf: „Nein, das mag komisch klingen, da wir in einer auf gewisser Weise ähnlichen Situation stecken, aber ich habe es nicht einmal geahnt. Natürlich habe auch ich gesehen, dass er manchmal Schmerzen hatte, aber sie schienen wesentlich leichter und er hat mir erzählt es wäre irgendeine gewöhnliche Krankheit.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf: „Ich hatte das hier echt nicht kommen sehen. Aber wer ist jetzt eigentlich Schuld an den Portalen auf der Erde?“ Leander lehnte sich zurück: „Das ist schwer zu sagen. Durch das Schwert deines Vaters ist es überhaupt erst zu einer Verbindung zwischen dem Mond und der Erde gekommen, dadurch wurde er in den Neumondnächten sichtbar, aber erst durch Chitos Erscheinen auf der Erde scheint es zu den Portalen der Monster gekommen zu sein. Moe hatte es doch so erklärt, dass die Monster sich mit dem Teufel verbunden fühlen und daher hier auftauchen. Der Teufel selbst erzeugt die Portale, welche jedoch nicht stark genug sind um ihn aus seinem Gefängnis zu befreien.“ Nini sprang auf das Sofa und kletterte auf meinen Schoß. Ich streichelte über ihr weiches Fell und genoss ihre Wärme. Einige Zeit war es still und wir saßen einfach nur da. „Weißt du, irgendwie finde ich es witzig. Also nicht die Situation in der wir stecken, sondern wie ein Leben sich mit einem Mal ändern kann.“ Leander grinste: „Ja. Es hat sich einiges geändert.“ Ich blickte aus dem Fenster: „Ich bin gespannt, wie es weiter geht, wenn das hier erst einmal alles vorbei ist.“

Mein Vater hatte die anderen schon nach Hause gebracht. Ich war die letzte die in den Dormian musste, eigentlich wäre ich mit Natsu zusammen an der Reihe gewesen, doch Leander und ich mussten meinem Vater und Chito noch einmal die Lage erklären. Wobei es eher darauf hinauslief, dass Leander alles Chito erzählte während mein Vater mit mir über meine Vergangenheit und meine Mutter sprach. Es hat mich geärgert, weil wir dadurch schon wieder Zeit verloren hatte, doch Hioya wollte mich nicht gehen lassen.

Als auch wir wieder zu Hause waren hallte Ninis erzürnte Stimme aus dem Wohnzimmer: „Was soll das heißen? Mein Vater wurde entführt als ich noch klein war. Genau wie meine Mutter.“ Narake schnaubte amüsierte: „Ach hat er dir das erzählt.“ Wir standen in der Tür. Leander neben mir zuckte zusammen. Überrascht sah ich zu ihm auf. Ninis Kopf fuhr herum. Sie hatte ihren Bruder bemerkt. Alle Augen im Raum wendeten sich zu ihm. Nini stand auf blieb aber stehen. Hyo sah beunruhigt zu mir herüber. In ihrer Stimme Klang ein Schwung von Verzweiflung mit: „Was meint er damit?“ Ihre Augen hafteten an ihrem Bruder. Doch Leander senkte den Kopf. Er blickte zur Seite. Er konnte ihrem Blick nicht Stand halten. In Ninis Augen bildeten sich Tränen. Er hatte sie belogen. All die Zeit. Narake lachte: „Na verstehst du jetzt!“ Doch ihr Blick haftete nur weiter an ihrem Bruder, sie konnte es nicht glauben. Ich trat einen Schritt zurück um das ganze besser sehen zu können. Leander stand noch immer still in der Tür. Er hatte noch kein Wort gesagt und den Kopf so von uns gedrehte, dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Ich konnte es kaum glauben, er hatte schon wieder gelogen. Erst hatte er mir verschwiegen wer ich war, dann allen das mit dem Siegel. Und nun das mit Nini. Er hatte auch mir damals erzählt dass seine Eltern entführt worden waren. Wieso hatte er gelogen? Wieso konnte er nicht ehrlich zu sein? Wieso konnte er mir noch immer nicht vertrauen? Irgendwie hatte ich gedacht wir ständen uns näher. Ich wusste, dass ich nicht erwarten konnte, dass er mir sofort alles erzählte von sich. Aber trotzdem das müsste sich ändern. Ich verstand einfach nicht wieso er zu keinem ehrlich sein konnte. Wieder lachte Narake: „Na was ist? Willst du ihr nicht endlich die Wahrheit sagen?“ Leanders Hände ballten sich zu Fäusten. Ich drehte den Kopf zu Narake. Aber von ihm war es auch nicht fair. Was ging es ihn an was Leander seiner Schwester erzählte. Auch wenn andere vielleicht nicht so gehandelt hätten, ich kannte Leander mit der Weile eigentlich gut genug um zu wissen, dass er für alles einen Grund hatte. Und der war nie Eigennutz. Er hatte mir nicht erzählt wer ich war, weil er dachte es würde mir dann leichter fallen. Er hatte keinem das mit dem Siegelschluss erzählt um keine Sorgen zu verbreiten und dass er Nini nicht die Wahrheit über ihre Eltern erzählt hatte, hatte bestimmt auch einen Grund. Ich wusste nicht was vorgefallen war. Aber vielleicht glaubte er, dass es besser wäre, wenn Nini die Wahrheit nicht wusste. Narake schaute ihn hochmütig an. Ich wusste nicht was es war. Aber aus irgendeinem Grund schien er Leander auf dem Kicker zu haben. Abermals ergriff er das Wort in der Stille: „Was ist? Willst du es ihr nicht sagen? Soll ich es tun?“ Leanders Kopf zuckte hoch und finster starrte er Narake an. Doch als er Ninis Blick striff, blickte er sofort wieder zur Seite. Er konnte es nicht ertragen, dass seine Schwester sauer auf ihn war. Vielleicht hatte er verstanden, dass es falsch gewesen war. Aber trotzdem schien er noch immer der Meinung zu sein, dass sie es nicht wissen sollte. Narake schüttelte den Kopf. Er erhob sich aus dem Sessel und ging selbstsicher durch den Raum. „Glaubst du nicht, dass es an der Zeit ist, dass sie die Wahrheit erfährt.“ Er ging immer näher auf Leander zu: „Aber du kannst es dir ja nicht einmal selber eingestehen.“ Er lachte. Doch Leander schaute nicht auf. Das sah ihm nicht ähnlich. Er versuchte nicht einmal sich zu rechtfertigen. „Du hast dich doch jahrelang selbst belogen.“ Er drehte sich zu Nini: „Du sollest die Wahrheit wissen. Die Wahrheit was mit deinen Eltern passiert ist. Wieso dein Bruder nicht über sie spricht.“ Er warf Leander einen letzten Blick über die Schulter zu. Es war seine letzte Aufforderung ihn aufzuhalten und es selbst zu sagen. Doch Leander stand noch immer in seiner Starre da. Nini hielt es nicht mehr aus: „Ich will jetzt die Wahrheit wissen.“ Narake schaute wieder zu ihr herab: „Die Wahrheit hm? Fangen wir am Anfang an. Wenn überhaupt dann wurde nur eure Mutter entführt. Aber man kann es wohl kaum eine Entführung nennen so wie wir sie gewohnt sind, mit folgender Versklavung. Man nennt es wohl eher einen Überfall. Sie wurde verschleppt, weil sie Schulden nicht bezahlen konnte. Euer Vater hatte euch alleine gelassen. Hatte gesagt er würde das Geld besorgen. Doch als er zurück kam war sie verschwunden. Er hatte sie gesucht und gesucht und sie letztendlich leblos gefesselt gefunden. Ihr Körper übersäht mit Wunden und Schwellungen. Man hatte sie gefoltert und sterben lassen. Euer Vater konnte den Anblick nicht ertragen. Er hat ihr ein Grab errichtet und ist nie wieder zu euch zurückgekehrt. Er konnte es nicht ertragen in eure Gesichter zu blicken. Besonders nicht in deines. Dein Gesicht sah ihrem schon damals so ähnlich. Aber er hat sich immer um euch gesorgt. Hat Leute geschickt um nach euch zu schauen und ihm Bericht zu erstatten. Und dann traute er sich nicht mehr zurück. Er traute sich nicht mehr euch ins Gesicht zu blicken, weil er euch allein gelassen hatte.“ Ninis Augen waren weit aufgerissen: „Unsere Mutter ist …“ Leander schrie auf: „Das ist überhaupt nicht war!“ Ich fuhr erschrocken zu ihm herum. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und zitterten vor Wut. Seine Augen waren weit aufgerissen und in ihnen sah ich den Schmerz: „Er hat nichts bereut. Vielleicht hat er es dir so erzählt und das Grab hat auch nicht er gegraben.“ Ich war überrascht, als ich in seinen Augen plötzlich auch einen Anflug von Tränen sah. „Erst hatte er uns mit den Schulden zurück gelassen. Hatte gesagt er würde wieder kommen wir haben gewartet und nicht einmal etwas von ihm gehört. Mutter hatte sich schon große Sorgen um ihn gemacht. Dann eines Tages klopfte es an unserer Tür. Es war mitten in der Nacht. Zwei große Männer holten sie aus dem Haus. Der Mann bei dem meine Mutter sich das Geld geliehen hatte, hatte sie beauftragt. Sie haben sie verschleppt und in der Wüste gequält. Man konnte ihre Schrei bis in das Dorf hören. Aber alle haben geschlafen keiner ist ihr zur Hilfe geeilt. Die ganze Nacht habe ich nach ihr gesucht. Und ich habe sie gefunden. Aber da war es schon zu spät. Sie hatten sie geschlagen, getreten, ihre Haut aufgerissen mit ihren Krallen. Aber sie hat noch gelebt als ich sie fand. Sie hatte Tränen in den Augen und hat mir gesagt ich sollte mich um meine Schwester kümmern. Sollte ihr niemals erzählen was wirklich passiert ist. Sie sollte diese grausame Geschichte nicht erfahren. Es waren ihre letzten Worte an mich. Danach ist sie vor meinen Augen gestorben. Ich war noch die ganze Nacht bei ihr. Als ich am Morgen aufwachte sah ich einen Mann in der Ferne. Er stand einfach nur da und starrte auf sie. Das war unser Vater. Er hatte sie nicht genau angesehen. Aber er hatte mich gesehen. Seine Augen hatten mich entdeckt und trotzdem ist er nicht näher gekommen. Er hat einfach den Kopf abgewendet und ist wieder davon gegangen. Er hat gewusst. Dass sie nicht mehr bei uns war und dennoch ist er nie zurückgekommen. Eine Nachbarin hat sich von da an um uns gekümmert. Wir haben Mutters Urne vergraben und ein Blumenbeet für sie angelegt. Doch egal wie lange wir gewartet haben er kam nie zurück. Er hat kein Geld gesendet. Jahrelang hatte ich am Fenster gesessen und darauf gewartet ihn vielleicht doch in der Ferne wieder zu sehen. Doch er kam nicht. Nicht einmal einen Brief hat er an uns gesendet. Dabei wusste er genau, dass wir noch lebten.“ Ich war geschockt. Und auch Nini sagte kein Wort mehr. Still standen wir alle da. Ich hatte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Leanders Mutter war vor seinen Augen gestorben. Er hatte Nini angelogen, weil seine Mutter ihm dazu geraten hatte und er hatte sich selbst immer wieder einreden wollen, dass diese Geschichte stimmte, dass auch sein Vater sie nicht einfach verlassen hatte und alles nur um den eigenen Schmerz in seinem Herzen zu unterdrücken. Um zu vergessen, dass er sie im Stich gelassen hatte, dass sie ihm egal gewesen waren. Leander sah noch immer leer in den Raum. Dann drehte er sich auf der Stelle um und verschwand. Ich sah ihm hinterher und warf einen Blick über die Schulter. Ich sah noch wie Hyo die in vor Schock starre Nini umarmte und versucht sie zu beruhigen. Dann lief ich aus dem Raum. Ich musste Leander finden.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Die Seelenwelt, nur so könnte ich ihn entdecken. Niemals wäre er auf unserem Grundstück geblieben, nicht in dieser Situation. Er wäre an einen Ort gegangen wo er alleine wäre. „Rosenblut hilf mir. Wo ist schwarzer Blitz?“ Mein Kitsune, starrte mich aufmerksam an. Es spürte, dass etwas nicht stimmte. Ohne zu zögern hob es den Kopf in die Luft und lief voraus, ich ihm hinterher, doch dieses Mal passe ich auf, dass ich mich wie Moe es gesagt hatte mich auf keinen Fall zu weit von meinem Körper entfernte. Immer wieder öffnete ich die Augen.
Letztendlich fand ich ihn dann in einer kleinen Gasse. Er saß einfach nur da auf dem Boden, still ohne ein Wort zu sagen. Schweigend ließ ich mich neben ihm nieder. Was sollte ich sagen? Was war in einer Situation wie dieser angemessen? Wie konnte ich ausdrücken was ich dachte? Doch ich brauchte gar nichts zu sagen. „Das hätte nie passieren sollen. Sie hätte es nicht erfahren dürfen.“, Leander lachte unsicher: „Ich hatte gewusst, dass sie irgendwann die Wahrheit erfahren würde. Keine Lüge kann ewig bestehen.“ Seine Hände zitterten: „Aber doch nicht so.“ Ich rückte ein Stück näher an ihn heran und legte meine Hand auf die seinen: „Beruhige dich erst einmal.“ Doch Leander blickte nicht auf. „Sie ist überrumpelt worden. Sie hat deine Worte vorher nie angezweifelt.“ „Gerade deshalb hätte sie die Wahrheit doch später erfahren können.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten: „Sie hätte ohne die Wahrheit leben können. Sie hätte nicht diese grausamen Bilder vor Augen gehabt. Sie hätte mit der Hoffnung gelebt sie eines Tages wieder zu sehen. Sie hätte glücklich gelebt, in dem Glauben, dass sie irgendwo da draußen noch bei ihr wäre.“ Es war schwierig die richtigen Worte zu finden: „Mach dir keine Vorwürfe, es war ja nicht deine Schuld. Vielleicht war es einfach an der Zeit, dass sie die Wahrheit erfuhr.“ Leander legte den Kopf in den Nacken: „Sie wird mich hassen für diese Lüge.“ Ich schüttelte den Kopf: „Das ist nicht wahr. Sie wurde überrumpelt, aber ich bin mir sicher, dass sie dich verstehen wird, sobald sie sich beruhigt hat.“ Doch er schien mich schon gar nicht mehr wahr zu nehmen: „Vielleicht ist es besser so.“ Verwirrt schaute ich ihn an. Was meinte er damit? „Vielleicht ist es besser wenn sie mich hasst, dann wird es ihr leichter fallen mich zu vergessen. Mein Tod wird nicht mehr so schlimm für sie sein.“ Seine Worte versetzten meinem Herzen einen Stich. Ich fuhr hoch, stand genau vor Leander und schlug ihm ins Gesicht. Überrascht schaute er mich an. Mir standen die Tränen in den Augen, wütend blinzelnd starrte ich ihn an: „Wie kannst du so etwas sagen?! Wie kannst du sagen, dass sie dich vergessen wird?! Wie kannst du sagen, dass sie dich hassen wird?! Und wie, wie kannst du sagen, dass du sterben wirst?!“ Er hielt sich die Wange, blickte mich an und starrte dann zur Seite: „Irgendwann ist die Zeit nun Mal gekommen die Wahrheit auszusprechen.“ Wieder schlug ich zu: „Was für eine Wahrheit? Dass sie dich hasst? Das ist keine Wahrheit, das ist wieder eine Lüge von dir. Eine Schwester wird ihren Bruder niemals hassen, egal was er ihr antut. Sie wird dich verstehen. Und sie würde es sich nie verzeihen im Streit mit dir auseinander gegangen zu sein. Das ist nur eine Lüge deines Herzens. Genau wie, dass sie dich vergessen wird, das sind alles Lügen. Lügen die du versuchst dir einzureden. Und soll ich dir sagen warum? Weil du Angst hast. Du versuchst dir einzureden, dass du dich mit dem Tod abgefunden hast in dem Moment in dem du den Vertrag eingegangen bist.“ Schuldgefühle stiegen in mir auf. Ich war der Grund wieso er diesen Vertrag eingegangen war. Doch ich versuchte sie zu ignorieren. „Und das alles um die kleine Flamme in deinem Herzen die noch immer an ein Wunder glaubt zu ersticken, weil du die verzweifelte Hoffnung nicht ertragen kannst. Warum kannst du nicht einfach daran glauben? Wir sind so kurz davor. Du wirst nicht sterben!“ Er blickte nicht zu mir auf, hielt sich nicht die Wange, starrte einfach nur leer in die Ferne „Ich hätte es dir nie erzählen dürfen.“, brachte er schließlich hervor. Es war wie ein Stich ins Herz: „Wieso?“ Er schüttelte leicht den Kopf: „Jetzt machst du dir nur sinnlose Hoffnungen. Du versuchst das Unmögliche.“ Er hob den Kopf und sah mir direkt in die Augen und sprach mit kühler Stimme: „Was glaubst du, wird passieren, wenn es dir nicht gelingt?“ Ich schwieg. Ich wäre am Boden zerstört. Ich würde mir Vorwürfe machen. Doch daran wollte ich erst gar nicht denken: „Das wird nicht passieren!“ Er lächelte gequält: „Du bist ein unverbesserlicher Optimist.“ Ich stemmte die Hände in die Hüften: „Und du ein Pessimist. Jetzt komm, statt hier herum zu sitzen und Zeit zu verschwenden, hätten wir schon längst zurückkehren können. Je schneller wir wieder auf dem Mond sind, desto größer ist die Chance auf das Wunder.“ Ich schloss einen kurzen Moment die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Ich holte tief Luft und hielt ihm mit einem aufmunterndem Lächeln die Hand entgegen: „Komm schon wenn du nur negativ denkst, dann muss ich halt positiv für dich mit denken.“ Er nahm sie an obwohl ich in seinen Augen noch immer die Angst sah Nini wieder gegenüber zu stehen. Den Kopf gesenkt stand er vor mir. „Leander, irgendwann ist nun Mal die Zeit gekommen um die Wahrheit zu sagen. Man kann nicht ewig davonlaufen.“ Er ballte seine Hände zu Fäusten: „Du hast Recht.“ Dann blickte er entschlossen auf. Ohne zu zögern drehte er sich von mir und ging mit eiligem Schritt aus der Gasse. Überrascht eilte ich ihm hinterher. Ohne mich anzusehen sprach er mit entschlossener Stimme: „Ich bringe das hier und jetzt zu Ende.“ Ich bemühte mich Schritt zu halten hielt jedoch einen kurzen Moment bei seinen Worten inne: „Was hast du vor?“ Auch Leander blieb für einen kurzen Moment stehen. Er drehte sich zu mir und atmete noch einmal in Ruhe durch: „ Ich tue das, was ich schon viel eher hätte tun sollen. Ich sage die Wahrheit.“ Er machte einen kurzen Moment Pause, dann fuhr er fort: „Allen.“ Meine Augen weiteten sich. Er wollte den anderen wirklich alles erzählen, die gesamte Wahrheit mit ihm als Seelensiegel? Für einen Augenblick stand ich einfach nur da und konnte es nicht glauben. Woher kam dieser plötzliche Sinneswechsel? „Du hast Recht, ich hatte aufgegeben. Dabei ist das genau das was, ich mir geschworen hatte niemals zu tun. Das ist auch im Kampf die erste Regel, wer aufgibt, der hat verloren, aber wer kämpft der kann gewinnen. Und selbst wenn die Wahrscheinlichkeit noch so gering ist, es ist besser es versucht zu haben als Chancen zu vertun. Das habe ich nun verstanden.“ Er lächelte: „Danke Emma.“ Ich grinste: „Ein Leben lebt man nicht alleine, dass vergisst man manchmal schnell und es hilft nichts sich selbst zu belügen. Wenn die Last zu groß ist und man es selbst nicht mehr schaffen kann, dann sollte man auf die Vertrauen, die zu einem standen, egal was war.“ Ich eilte zu ihm: „Gemeinsam.“ Ich lief ein Stück voraus und drehte mich dann zu ihm um: „Die letzte Hürde liegt vor uns und wenn wir alle gemeinsam an die Zukunft glauben und unser Bestes geben, dann werden wir es schaffen.“

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt