Meine Atmung hatte sich gerade wieder beruhigt. Glücklich, dass wir es geschafft hatten sah ich Leander an. Wir fingen beide an zu lachen. Dafür, dass der Plan eher ein spontaner Einfall war und auch nicht gründlich durchdacht, hatte er sehr gut funktioniert. Hoffentlich würde sich das Chaos das wir damit fabriziert hatten bald legen. „Und jetzt?“, neugierig sah ich Leander an. Doch er zuckte nur mit den Schultern. Ich wollte gerade vorschlagen Hyo und Nini zu suchen als plötzlich jemand neben uns stand. Ich zuckte zusammen. Vor uns stand ein hoch gewachsener Junge, er war schätzungsweise in unserem Alter, jedoch mindestens zwei Köpfe größer als ich. Er hatte Ohr-lange schwarze Haare und blaue Augen. Von seiner Kleidung her zu Urteilen war er einer der wichtigen Diener. Seine dunkelblaue Hose passte ihm gerade und auch sein weißes Hemd war knapp. Lächelnd sah er auf uns herunter. Einerseits fühlte ich mich durch seine Größe arg eingeschüchtert, was nicht verwunderlich war, denn selbst Leander wirkte neben ihm klein, aber andererseits war sein Lächeln warm und freundlich. Seine Augen wiederum jedoch konnte ich nicht deuten. In ihrem strahlendem himmelblau waren die Gefühle verborgen und so wirkte es als würde irgendwas an seinem Lachen fehlen. Gebannt blickte ich ihn an. Er senkte den Kopf: „Ah, die Prinzessin und …“, er machte eine Pause und sah wieder auf. Kritisch und trotzdem lächelnd schaute er zu Leander: „das umstrittene Gesicht.“ In seiner Stimme war etwas Aufforderndes als steckte hinter den Worten mehr. Aber was meinte er überhaupt mit „das umstrittene Gesicht“. Verwirrt schaute ich zu ihm hoch. Auch Leander schmunzelte bei seiner Begrüßung. Der Junge schien unser Schmunzeln als eine Bestätigung für was auch immer zu sehen. Abermals verneigte er sich und sprach weiter als wären seine Worte die normalsten der Welt gewesen: „Mein Name ist Narake. Ich bin der persönlich Diener des Königs. Ich soll Euch von ihm ausrichten, dass er mit Euch zu sprechen wünscht.“ Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken zum König zugehen. Er vermittelte mir ein ungutes Gefühl. Fragend sah ich zu Leander. Auch ihm schien bei der Sache nicht ganz wohl zu sein: „Warum wünscht der König uns zu sprechen?“ Narake hob den Kopf und schaute herunter: „Nicht mit euch beiden. Er wünscht um ein Gespräch mit der Prinzessin.“ Bevor Leander etwas entgegnen konnte fügte er noch hinzu: „Unter vier Augen.“ Jetzt zog sich der Knoten im meinem Magen nur noch weiter zu. Alleine? Warum sollte ich alleine zu ihm kommen? Was wollte er von mir? Hatte das etwas mit Narakes Andeutung zu tun? Nein, dann hätte er mit Leander sprechen wollen, nicht mit mir. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. Narake stand noch immer still lächelnd vor mir: „Wollen wir dann? Der König erwartet Euch.“ „Jetzt schon?“, ich blickte auf. Der Junge nickte. Ein weiteres Mal schaute ich unsicher zu Leander, doch der fixierte noch immer Narake. Und obwohl jener mich anschaute hatte ich das Gefühl als würde sein Blick auf Leander ruhen. Ich griff nach meinem Medaillon, dann nickte ich: „Ok.“ Leander drehte sich ruckartig um und sah mich mit einem Tu-das-nicht-Blick an. Aber ich musste. Seine Miene verfinsterte sich: „Ich werde euch noch mit zu ihm begleiten, schließlich bin ich ihre Leibwache.“ Über Narakes Gesicht huschte ein amüsiertes Lächeln. Er sagte jedoch nichts. „Dann führe ich euch jetzt zu ihm, folgt mir.“ Er ging voraus. Seine wohlüberlegten Schritte halten durch die hohen Gänge des Schlosses. Irgendwie konnte ich ihn so überhaupt nicht zuordnen. Was verbarg sich hinter seinem Lachen? Was hatte er damit gemeint als er Leander als das „umstrittene Gesicht“ bezeichnete? Und wieso hatte ich das Gefühl das er weniger an mir als an mir als an Leander interessiert war? „Pass bloß auf, ich traue dem König nicht.“, ich zuckte zusammen als ich Leanders Flüstern neben mir hörte. „Ich weiß, ich traue ihm auch nicht. Aber ich muss zu ihm.“ „Emma, hör zu, wenn du das Gefühl hast, dass das Gespräch schief läuft, dann hau ab. Ok, ruf nach Hoseki oder mir. Ich weiß nicht, was er will. Aber falls das eine Falle sein sollte dann hau ab. Verstanden?“ Ich verzog das Gesicht: „Ja.“ Als wüsste ich das nicht selber. „Ich glaube aber weniger, dass er mich dort festhalten wird. Ich habe eher Angst vor seinen Worten.“ Irgendwie glaubte ich, dass Waru ein guter Redner war. Ich hatte Angst, dass er mich mit seinen Worten in die Enge treiben würde. Ich hatte Angst, dass ich etwas Falsches sagen würde, dass uns dann später Probleme bereiten würde. „Weich seinen Worten einfach aus. Sag nichts, was er später gegen uns verwenden kann.“ Ich stöhnte: „Genau das ist ja mein Problem.“ Narake unterbrach uns bevor Leander antworten konnte. Ich schnellte automatisch einen Schritt von Leander weg. „Da wären wir.“ Wir standen vor einer großen hölzernen Tür am Ende einer der Gänge. Leander sah ein letztes Mal zu mir, dann wendete er seinen Blick wieder zu Narake: „Ich werde hier auf sie warten.“ Der Junge nickte nur. Dann klopfte er laut und deutlich an die Tür. Ich hörte die Stimme des Königs herausrufen: „Kommt herein.“ Ich schluckte und ging ohne ein weiteres Wort durch die Tür, die Narake mir offen hielt. Ich versuchte meine Angst nicht nach außen zu zeigen und betrat unsicher, aber doch aufrechten Hauptes den Raum. Waru saß am Ende vor einem großen Schreibtisch an einem Lichtdurchfluteten Fenster. Er richtete sich auf und nickte Narake nur einmal zu, dieser schloss daraufhin gehorsam die Tür. „Ah, Prinzessin, ich habe Euch schon erwartet.“, Die Hände zur offenen Geste ausgestreckt bot er mir einen Platz an: „Setzt Euch doch.“ Ich nickte dankbar und lies mich auf einem Stuhl nieder. Der König setzte sich mir gegenüber an den Schreibtisch. Sein Stuhllehne ragte prächtig hinter ihm hervor. Doch die langen Schnörkel, welche ihn schmückten, warfen einen unheimlichen Schatten. Würde ich das wahre Bild nicht kennen hätte es mich an einen Dämonen erinnert. Mir fuhr ein Schaudern über den Rücken. Irgendwie passte das zu Waru. Seine dunkelroten Haare bekamen im Licht der Sonne die Farbe von frischem Blut. Aber man sollte ja eigentlich keine Vorurteile haben. Ich faltete die Hände auf meinem Schoß und musterte ihn: „Ihr habt nach mir verlangt?“ Der König lächelte leicht, aber es war ein falsches Lächeln. Dieses Lächeln, was man aufsetzte, wenn man einer Person, die man nicht leiden konnte gegenübersaß, ihr das aber nicht deutlich zeigen wollte. Er blickte leicht zu mir herunter und sprach dann mit beunruhigend ruhiger Stimme: „Ja, ich dachte es wäre an der Zeit.“ Fragend schaute ich ihn an. Er hob den Kopf: „Du bist schließlich die verschollene Prinzessin und nun endlich zurück gekehrt. Seit deinem Verschwinden hat sich hier einiges geändert.“ Ich wusste nicht worauf er hinaus wollte: „Ja, ich habe davon gehört.“ Waru stand auf und drehte sich zum Fenster: „Fangen wir doch einfach noch einmal ganz von vorne an.“ Er machte eine Pause und drehte sich dann wieder zu mir um: „Noch vor sechzehn Jahren war dein Vater der König dieses Reiches. Doch leider musste mein werter Bruder sein Amt aufgeben. Er hat Lügen in die Welt gesetzt, die das Volk verunsicherte. Er hat heilige Gegenstände aus den Tempeln der Göttin entwendet und damit Unglück über unser Land gebracht …“ Ich wollte meinen Ohren kaum glauben. Er war es doch, der dafür gesorgte hatte, dass mein Vater für verrückt erklärt worden war. Er war es doch, wegen dem er verbannt wurde. „… deine Mutter regierte das Land zehn lange Jahre alleine. Es war schwer neben bei ihre Tochter, also dich groß zu ziehen, aber sie hat es geschafft. Dem Land ging es gut und dir ebenfalls, doch an dem Tag wo du verschwunden bist brach für sie eine Welt zusammen. Das Volk war in Aufruhe. Dein Verschwinden und die unkontrolliert und immer häufiger auftauchenden Portale zum Planeten der Verbannten haben das Land in Verwirrung gesteckt. Deine Mutter brachte es mit all ihren Sorgen nicht mehr fertig alleine zu regieren. Deshalb wurde ich zum neuen König ernannt. Es geht dem Land wieder gut und nun da du zurückgekehrt bist, kann endlich wieder die gewohnte Ordnung in das Reich zurückkehren.“ Still saß ich auf meinem Stuhl und verfolgte ihn mit den Augen, wie er hinter seinem Schreibtisch auf und ab ging. Abermals legte er eine Pause ein. Dann drehte er sich jedoch zu mir. Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und sah mich ernst an: „Ist dir klar in was für eine Lage du das Land reitest, wenn du wieder auf dir Erde zurückkehrst und dass vielleicht sogar ohne jemandem Bescheid zu sagen?“ Ich zuckte zusammen, woher wusste er das? Hatte er etwa gewusst, dass der angebliche Dieb Leander gewesen war und hat er es sich daraus hergeleitet? „Ist es dir bewusst? Du bist gerade erst hier her gereist. Das Volk feiert, weil es endlich seine Prinzessin wieder zurück hat und alles woran du und deine Wache denken ist wie ihr wieder von hier fliehen könnt.“ Scharf starrte er mich an, seine Augen durchbohrten mich förmlich. Doch ich versuchte ruhig zu bleiben. Wenn er sich das alles nur her geleitet hatte, dann konnte ich ihn vielleicht davon überzeugen, dass er sich irrte: „Ich weiß nicht was Ihr meint.“ Waru richtete sich auf und Hob die Augenbrauen: „Ach, ist das so?“ Er schlug begeistert die Hände zusammen. Mein Herz pochte wie wild, doch ich saß nur weiter ruhig da und erwiderte Warus Blick. Wieder schritt er vor dem Fenster auf und ab: „Dann nehme ich an, hast du vor hier zu bleiben, deine Aufgaben als Prinzessin zu erfüllen und dein Leben was du auf der Erde neu angefangen hast aufzugeben.“, wieder machte er eine Pause und warf mir einen scharfen Blick zu: „Denn du hast ja nicht vor deine Mutter zu enttäuschen, nicht wahr?“ Still saß ich da. Langsam setzte er sich wieder an den Schreibtisch: „Nein, wie könntest du auch. Sie hat dich zur Welt gebracht. Sie hat dich großgezogen. Sie hat dir dein Leben geschenkt, sich Sorgen um dich gemacht, wenn dir etwas passiert ist. Sie hat sich schuldig gefühlt, weil du ohne Vater aufgewachsen bist und sie hat bittere Tränen um dich geweint, als du einfach verschwunden bist.“ Ich versuchte verzweifelt gegen die Schuldgefühle anzukämpfen, die seine Worte in mir weckten. Er wusste, was er wollte und er schien genau das zu erreichen. Ich sah für einen kurzen Augenblick ein hämisches Lachen in seinem Gesicht. „Du würdest nicht auf die Idee kommen das Volk zu enttäuschen, was Jahre lang ein Fest zu deinen Ehren hielt und das Land nach dir absuchte. Du würdest niemanden von ihnen enttäusche, weil es sie waren, die an deine Rückkehr geglaubt haben, weil es sie waren, die dich mit offenen Armen wieder empfangen haben und die all den Schmerz den sie wegen dir hatten hinter sich vergaßen um dich aufzunehmen.“ Ich sackte auf meinem Stuhl zusammen. „Und das obwohl du keinen von ihnen mehr kennst, weil du sie alle vergessen hast. Das Leben von der Erde hat keine Bedeutung richtig. Schließlich hast du hier Verantwortung. Hier bist du unter deines gleichen und hier hast du die meiste Zeit deines Lebens verbracht, auch wenn du es nicht mehr weißt. Wer weiß, vielleicht hast du auf der Erde neue Freunde gefunden, bestimmt, aber die sind ja nicht wichtig richtig. Auch sie machen sich bestimmt sorgen um dich aber das macht dir ja nichts aus richtig? Du bist bereit alles und jeden den du kennen gelernt hast hinter dir zu lassen um deine Aufgaben hier zu erfüllen, habe ich Recht?“ Ich griff nach dem Medaillon um meinen Hals. Was sollte ich tun? Was sollte ich ihm sagen? Er hatte ja Recht. Ich durfte nicht gehen. Ich atmete tief durch. „Bleib ruhig Emma, bloß nichts falsches sagen“, die Worte hallten durch meinen Kopf. Waru empfand mein Schweigen als eine Bestätigung: „Siehst du …“ Doch ich unterbrach ihn: „Natürlich habe ich schon daran gedacht auf die Erde zurück zu kehren, aber das ist kein Verbrechen.“ Der König sah mich überrascht an. „Würde es nicht jedem so gehen. Ich kann nicht leugnen, dass ich nicht an die Erde gedacht habe und mir gewünscht habe zurück zu kehren. Aber ich bin mir meiner Pflicht gegenüber dem Land hier auch bewusst. Ich weiß was meine Rolle hier ist. Aber man kann mir nicht vorwerfen, dass meine Gedanken nur einem Ausbruch gelten. Ich weiß nicht woher sie diese Idee haben. Aber ich finde es nicht fair gegenüber mir und Rion. In meiner Situation würde jeder in einer Zwickmühle sitzen, aus eben den Gründen, die Sie gerade genannt haben.“ Ich fühlte mich meiner Worte sicher doch ich hatte mich zu früh gefreut. Waru stand nur für einen Moment spöttisch lächelnd da dann machten seine Worte meine Verteidigung wieder zu Nichte: „Nein meine Prinzessin, versteht mich nicht falsch, ich streite keines Wegs ab, dass Ihre Lage misslich ist. Ich finde es jedoch schade, dass Ihr nicht offen mit mir redet. Ihr könnt mir nicht vorlügen, dass Sie bleiben wollen. Hätte ich meine Aussage aus dem kleinen Zwischenfall heute gezogen, dann hättet Ihr mich eines Besseren belehren können. Es ist schon verdächtig, wenn ausgerechnet Eure Wache sich zu dem Portal schleicht und Ihr ihn aus dem Gefängnis befreit …“ Wieder zuckte ich zusammen, er wusste es. Er wusste die Wahrheit über den nicht vorhandenen Dieb. „… aber diesen Vorfall kann man ja auch durchaus missverstanden haben. Ich bestreite auch nicht, dass ich nicht die Wahrheit darüber kenne, aber gerade deshalb lasse ich diesen Vorfall außen vor. Aus welchen Gründen auch immer es dazu gekommen sein mag, Hauptsache es passiert kein weiteres Mal, dann kann ich dieses kleine Geheimnis, dass es gar keinen Dieb gab ja auch für mich behalten. Jedoch und damit komme ich zu dem Punkt, gibt es etwas was mich mit Gewissheit sagen lässt, dass Eure Gedanken bei der Flucht sind. …“ Wieder machte er eine Pause. Mit starrem Blick schaute er zu mir herunter: „… Die Magie meines Schwertes, erlaubt es mir zeitweilig die Gedanken anderer Leute zu lesen. …“ Ich schauderte. Er konnte Gedanken lesen? Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her, damit hatte ich nicht gerechnet. Was sollte ich ihm denn jetzt sagen, was war, wenn er gerade in diesem Moment wieder meine Gedanken las. So starr wie er mich anschaute konnte ich mir das gut vorstellen. Blieb mir überhaupt noch etwas anders übrig als die Wahrheit zu sagen? „… Ihr seht, ich weiß also durchaus, dass Ihre Gedanken oft diesem Thema gelten.“ Er ließ sich wieder auf den Stuhl nieder und faltete die Hände zusammen: „Aber genug mit dem Verhör …“, seine Stimme schwankte von dem vorwurfsvollen in falsche Nettigkeit um: „… Ich möchte Ihnen lediglich einen Rat mit auf den Weg geben, wenn Ihnen, auch nur irgendetwas an dieser Welt und den Leuten hier liegt, dann empfehle ich ihnen zu bleiben.“ Still saß ich da. Wie sollte ich jetzt reagieren? Was sollte ich sagen? Sollte ich überhaupt etwas sagen? Ich nickte nur und blieb still, eingeschüchtert von seinen Worten und seinen Fähigkeiten sitzen. Ich wollte nur noch weg von hier. Weg von ihm, seinen Worten. Weg von diesem unwohlen Gefühl der Unwissenheit und Unterlegenheit, dass ich in seiner Gegenwart empfand. Waru lächelte wieder: „Gut, das wäre dann Alles.“ Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Mit leicht weichen Knien stand ich auf. Langsam geleitete er mich zu Tür. Er wollte sie gerade öffnen, als ihm noch etwas einfiel: „Oh und Prinzessin, Liebesbeziehungen zischen dem Königshaus und ihren Angestellten stehen unter keinen guten Stern.“ Wieder lächelte er mit dieser Falschheit. Doch meine Aufmerksamkeit galt seinen Worten. Fragend blickte ich ihn an. Er hob nur die Augenbrauen: „Sie wissen schon wovon ich rede.“ Damit öffnete er die Tür. Augenblicklich drehte Leander seinen Kopf zu uns. Er stieß sich von der Wand ab an der er gelehnt hatte und kam auf uns zu. Finster starrte er den König an und dann fragend und unruhig zu mir. Doch Waru nahm es gelassen: „Keinen Grund gleich so ein Gesicht zu ziehen Junge, ich habe doch gar nichts getan.“ Ich stellte mich neben Leander, wir verabschiedeten uns und gingen schweigend davon. Als ich noch einmal zurück schaute, sah ich gerade noch, wie der König Leander kritisch betrachtete und dann mit Narake zurück in sein Büro verschwand. Erst als ich die Tür ins Schloss fallen hörte wich die Anspannung aus mir. Schnellen Schrittes verschwanden wir von der Tür. Leander drehte sich zu mir um, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass wir hier nicht mehr in Ruhe reden konnten ohne, dass der König es erfahren würde. Die Tatsache, dass er von allem wusste und die Magie seines Schwertes ihm das Gedankenlesen erlaubte beunruhigte mich. Wir gingen hoch bis in mein Turmzimmer. Während ich mich auf mein Bett fallen ließ, schloss Leander die Tür hinter uns. Er lehnte sich an und schaute zu mir herunter, doch bevor ich ihm erzählen konnte was passiert war musste ich erst einmal meine Gedanken ordnen. Verstohlen blickte ich aus den Augenwinkeln zu Leander herüber. Erwartungsvoll stand er da und schaute mich nur an. Er ließ mir die Zeit, er konnte durchaus verstehen, dass ich mich selbst ordnen musste. „Liebesbeziehungen zwischen dem Königshaus und seinen Angestellten stehen unter keinem guten Stern.“, Warus Worte hallten durch meinen Kopf. Er war definitiv der Meinung, dass ich mich in Leander verliebt hatte, oder meinte zumindest, dass ich auf dem besten Weg war. Aber hatte er damit Recht? In letzter Zeit war so viel vorgefallen was meine Gefühle ihm gegenüber ins Schwanken gebracht hatte. Ich habe ihm vertraut und meinte hinter seine Maske schauen zu können und keine Stunde später war alles, was ich meinte gefühlt zu haben, zerbrochen. Ich schloss die Augen. Ich konnte aber nicht behaupten, dass meine Gefühle mit diesem Vertrauensbruch gegangen waren. Es war ja noch nicht mal ein wirklicher. Aber verliebt? Nein! Oder doch? Ich hatte nie so wirklich darüber nachgedacht. Aber jetzt? Ein Leben ohne ihn? Es würde schon etwas fehlen. Innerlich musste ich lachen – eigentlich absurd, wenn man bedachte, dass ich erst seit gut drei Wochen wirklich etwas mit ihm zu tun hatte. Und ich hatte in diesen Wochen mehr über ihn erfahren als über jeden anderen Jungen und trotzdem hatte ich noch immer das Gefühl ich wüsste zu wenig. Aber Liebe konnte es nicht sein. Nein. Ich hatte ihn immer für einen Idioten gehalten, die paar Momente wo ich das nicht hatte konnten es nicht gemacht haben, so schnell konnte man sich nicht verlieben. Er war ein Freund, deshalb wollte ich mehr wissen. Er konnte ja schon nett sein, aber … „Was ist jetzt?“, Leander riss mich aus meinen Gedanken. „Äh …“, ich schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben: Ein Freund nicht mehr! Und trotzdem blieb in mir ein Gefühl der Verwirrung zurück. „Wo soll ich anfangen?“ Leander stand ruhig da und musterte mich. …
Auch Leander schien überrascht: „Gedankenlesen?“ „Ja, wenn ich es doch sage, die Magie seines Schwertes lässt ihn Gedanken lesen.“ Grübelnd stand er da: „Das wirft uns zurück, wir können nichts machen ohne, dass er davon erfährt.“ Er stöhnte auf. „Aber du bist dir sicher, dass er nur Gedanken lesen kann?“ Fragend blickte ich ihn an: „Wie meinst du das?“ Leander sah starr aus dem Fenster: „Was, wenn sein Schwert ihn nicht nur ermöglicht Gedanken zu lesen, sondern auch sie zu kontrollieren?“ Ich zuckte zusammen. Leander drehte sich zu mir: „Es hat mich gewundert, dass Waru möchte, dass du hier bleibst, er war derjenige, der dafür gesorgt hat, dass Hyoja verschwunden ist und er somit König wurde. Er hat zehn lange Jahre auf den Thron gewartet und ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich mit dir in seiner Nähe als nächste Thronerbin unwohl fühlt. Aber wenn er mit seiner Magie Gedanken lenken kann, dann sieht er dich nicht als seinen Gegner, sondern als eine Spielfigur. Dann bisst du ihm kein Dorn im Auge sondern ein Glücksbringer.“ Ich fing an mich unwohl zu fühlen: „Aber was können wir dagegen tun?“ Leander schnaubte: „Zuerst einmal gar nichts, aber vielleicht machen wir uns auch zu Unrecht sorgen. Wir müssen herausfinden, was sein Schwert ihm alles ermöglicht.“ Ich schmiss mich zurück ins Bett: „Aber wie? Er wird es uns wohl kaum freiwillig sagen.“ Eine Zeit war es still. Leander und ich saßen nachdenklich da. Wenn es stimmen sollte, was er vermutete, dann musste ich fliehen. Ich konnte nicht zulassen, dass ich zu einer Marionette wurde. Aber konnte ich verantworten das Volk mit ihm als König zurück zu lassen? Warus Worte waren in meinem Kopf verankert. Es war ein schlauer Schachzug von ihm. Ich würde nicht fliehen, nicht bevor ich hier alles geregelt hatte. Leanders Kopf schnellte in die Höhe, seine Augen leuchteten auf: „Ich glaube ich hab‘s. Emma, dein Schwertersinn. Wenn du mehr über die Seele seines Schwertes herausfindest, vielleicht hilft uns das weiter.“ Ich richtete mich auf: „Nein, ich kann doch gar nicht die Fähigkeiten des Schwertes spüren.“ Leander sah mich ernst an: „Woher willst du das wissen du hast es nur noch nicht probiert.“ Ich schüttelte den Kopf: „Leander, ich glaube wirklich nicht, dass ich das kann. Ich meine du selbst meintest doch, dass es schwer ist, die Seelen anderer Schwerter zu deuten.“ Leander lachte: „Schwer, aber ich habe nie etwas von unmöglich gesagt. Und wieso nicht ich meine bis vor kurzem dachte ich auch noch man könnte die Seelen anderer nur spüren, wenn man sie berührte, aber du bist doch der Lebende Beweis dafür, dass ich mich geirrt habe.“ Irgendwie schmeichelte mir Leanders Glaube an meine Fähigkeiten aber er machte mir auch Angst. Was war wenn ich es nicht konnte?
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Der rote Mond
Dla nastolatkówOhne Erinnerungen zu leben ist nicht leicht. Doch kompliziert wird es für die 16-jährige Emma erst, als sie erfährt wer sie wirklich ist. Zusammen mit Leander, dem einzigen Jungen der sie verstehen könnte, doch den sie nicht leiden kann, sitzt sie a...