Meine ganze Kleidung war voll mit Haaren und Leanders mit einem ekligen Schleim überdeckt, aber es hatte sich gelohnt. Der Neko hatte uns angemessen bezahlt. Zurück an der Höhle lies ich mich müde auf den Boden fallen: „Also so ein Wesen würde ich mir nur als Haustier halten, wenn ich genug Geld hätte um jemanden zu bezahlen, der es regelmäßig kämmt. Und selbst dann sollte ich mindestens zwei von ihnen einstellen, wenn man soviel Geduld hat ein Wesen von der größe ausgibig zu kämmen, dann verdient man Respekt.“ Leander lachte: „Du würdest so oder so nie ein Shirokuma als Haustier halten, die sind dir viel zu langweilig.“ „Wie kommst du denn darauf?“, ich sah ihn an. „Vertrau mir einfach, ich weiß wovon ich rede.“, Leander lies sich neben mir nieder: „Aber eins kann ich sicher sagen, ein Mizu ist mit eine der schleimigsten Kreaturen, die ich je kennen gelernt habe. Kaum zu glauben, dass sie fast wie Menschen sein sollen.“ Er lehnte sich erschöpft zurück, plötzlich trat Hoseki um die Ecke. Ich schrak zusammen, ich hatte ihn schon vollkommen vergessen. Ohne jegliche Regung sah er mich an und hielt mir dann das Geld hin was er über den Tag verdient hatte. Leander richtete sich erstaunt auf: „Gar nicht mal wenig, unglaublich, was hast du gemacht?“ Hoseki sah ihn starr an: „Das geht dich nichts an.“ Leander lehnte sich wieder zurück und flüsterte mir ins Ohr: „Freundlichen Portalbegleiter hast du dir da geangelt.“ Ich verzog das Gesicht: „Da kann ich doch nichts für.“ „Du wolltest doch nachts schwimmen gehen.“, Leander fing wieder mit seinen Neckereien an. Ich wollte etwas erwidern doch der Akuma unterbrach mich: „War das dann alles?“ Ich blickte zu ihm auf: „Ja.“, sagte ich unsicher. Starr stand der rothaarige Junge da: „Dann kehre ich jetzt in den Kristall zurück.“ Ich war überrascht: „Willst du das denn?“ Ich hatte irgendwie geglaubt, dass er froh wäre ihn endlich verlassen zu können. Hoseki war immer noch starr: „Ob ich will oder nicht, ist nicht die Frage, meine Aufgabe ist es möglichst wenige Umstände zu bereiten, daher …“ Ich unterbrach ihn, was ihn zu verwirren schien: „Jetzt vergiss doch mal diese Regel und bleib, ich will dich den anderen vorstellen.“ Er sah mich starr an: „Ist das ein Befehl?“ Ich seufzte: „Nein …“ „Gut, dann kehre ich jetzt zurück …“ Ich stoppte ihn: „Ok, gut, es ist ein Befehl, ok? Setzt dich dahin und warte einfach.“ Ich lies den Kopf hängen. Was war los mit ihm? Wenn man so lange auf die richtige Person wartete, dann hätte ich etwas netteres erwartet. „Sag mal Hoseki, warum benimmst du dich so?“, ich wusste, dass ich ziemlich direkt gefragt hatte, aber mit Direktheit schien er kein Problem zu haben. Seine orange-roten Haare hingen ihm über den Augen, er sah nicht auf als er sprach: „Die Person auf die ich gewartet hatte, hatte ich ‚anders‘ eingeschätzt, sie ist von solcher Bedeutung, dass ich mir sie nicht zögernd vorstellen konnte.“ Ich harkte nach: „Also bin ich nicht die Person die du erhofft hattest?“ Hoseki saß weiter regungslos da: „Doch, aber du bist anders als erwartet.“ Hey wir machen Fortschritte, er hatte mich mit ‚du‘ angesprochen, irgendwie erleichterte das die Atmosphäre ungemein. „Wie lange hast du auf jemanden wie mich gewartet?“ „Gut zwanzig Jahre.“, sagte er knapp. Ich schmunzelte überrascht „Ok und wie alt bist du?“, ich versuchte mehr über ihn heraus zu finden, doch er gab nicht wirklich viel preis: „258“ „Du kennst Aron?“, in was für einer Beziehung standen die beiden wohl zueinander? „Ja.“, meine Güte, er sagte auch wirklich nicht mehr als notwendig. „Woher?“ Hoseki sah auf: „Ist das wichtig?“ „OH eine Gegenfrage.“, kaum hatte ich meinen Gedanken ausgesprochen bereute ich ihn, denn augenblicklich schien Hoseki zu denken er hätte etwas falsch gemacht und fasste in einem Satz kurz zusammen: „Aron ist ein Freund der Familie, ich kenne ihn schon sehr lange, aber wir sind keine engen Freunde.“ Ich lehnte mich zurück und seufzte. Leander sah mich spöttisch an. „Was?“, fragte ich genervt. „Nichts, ich finde es nur sehr amüsant dir zu zu schauen, wie du versuchst ihn besser kennen zu lernen.“, er lächelte. „Haha, sehr witzig. Möchte der Herr auch mal versuchen sich mit ihm zu unterhalten?“ Leander sah mich immer noch mit einem Lachen im Gesicht an: „Würde ich ja, aber er würde mir nicht antworten, da ich in seinen Augen nichts mit ihm zu tun habe, sieh hin.“ Leander stand auf und ging auf Hoseki zu: „Hey“ kurz wartete er: „Nettes Schwert, kommst du gut damit zurecht?“ Der Akuma antwortete nicht. Leander drehte sich wieder zu mir um: „Siehst du. Es war keine wirklich persönliche Frage und ich bekomme trotzdem keine Antwort.“ Er setzte sich wieder neben mich: „Ich will ja nichts sagen, aber erinnerst du dich an deinen Spitznamen von der Erde, ich würde sagen der passt doch super zu dieser Situation, nicht wahr Prinzessin.“, spöttisch sah Leander mich an, in seinen Augen konnte ich noch etwas anders erkennen, aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren er zu identifizieren, denn in dem Moment in dem er den Namen ausgesprochen hatte überkam mich ein seltsames Gefühl, irgendetwas hatte das Wort in mir ausgelöst, doch ich wusste nicht was. Als ich bemerkte wie Leander mich anstarrte reagierte ich: „Ich glaube du brauchst Beschäftigung! Hoseki trainier doch ein wenig mit dieser Nervensäge das kämpfen, ja?!“ Hoseki richtete sich an seinem Platz auf. Er hatte schon eine Hand en seinem Schwertgriff, als er sich verbeugte: „Wie Ihr wünscht.“ Sekundenspäter waren die beiden draußen im vollen Gange und das Klirren des aufeinandertreffenden Eisens drang zu mir durch, was mir nochmal die Zeit gab nachzudenken. Arons Worte kamen mir wieder in den Kopf. Sollte er Recht haben. Leanders, Neckereien waren für mich zur Normalität geworden, ich fand sie nicht mehr schlimm, sondern aufheiternd. Die Tatsache, dass er ständig in meiner Nähe war, war keine Last sondern Alltag. Und wenn er lachte, dann lachte ich auch. Hatte Aron also wirklich Recht gehabt mit seiner Behauptung? Die Situation im Dschungel in der ich gelogen hatte um sein Geheimnis zu behüten, von dem ich nur hatte vermuten können, dass es eins war und die Tatsache, dass ich am Abend zuvor seine Hand gehalten hatte, waren all das wirklich Indizien dafür, dass ich in ihm mehr sah als nur eine neuen Freund? Aber solange ich mir seiner Bedeutung mir gegenüber nicht bewusst war, sollte ich lieber noch ein wenig warten, bis ich mir Gedanken darüber machte. Und was war mit Leander? War er wirklich wie Aron gesagt hatte ein weicher Kern mit einer harten Schale? Eigentlich konnte ich das sogar glauben, nach den letzten Tagen in denen ich ihn häufiger habe lächeln sehen, konnte ich es mir gut vorstellen. Und was war mit seinem Verhalten an dem See vor ein paar Tagen. Wo er still neben mir gestanden hatte oder das andere Mal als er mich gerettet hatte. Er war einfach immer für mich da. Es war als würde er über mich wachen. Sobald ich in Gefahr war, war er irgendwie immer da um mich zu beschützen, dass war auch auf der Erde schon so gewesen. Und als er mit den Verletzungen da gelegen hatte, da hatte er so schwach gewirkt wie ein ganz normaler Mensch, dort hatte er auch einmal Schwäche gezeigt. Ich stockte: Leanders Wunden … Ich schreckte hoch und sprang auf die Füßen, wie hatte ich Hoseki auf ihn hetzen könne? Waren seine Wunden denn schon wieder soweit verheilt? Wohl kaum. Ich rannte aus der Höhle heraus: Siehst du Emma und wieder machst du dir Sorgen um ihn. Ich wischte den Gedanken meines Unterbewusstseins zur Seite und suchte im Licht der untergehenden Sonne nach den beiden. Schon nach kurzer Zeit hatte ich sie gefunden. Beide hielten sie ihre Schwerter in der der Hand und waren wild am Kämpfen, Leander schien jedoch im Gegensatz zu Hoseki bereits müde zu werden. Ich sah wie Leander anfing weniger nach ihm zu schlagen und mehr auszuweichen, er machte immer größere Pausen und hielt sich so gut wie möglich von ihm fern. „Hoseki, es reicht!“, rief ich dem Akuma zu der gerade einen neuen Angriff starten wollte. Augenblicklich erstarrte er und sah er in meine Richtung. Dann schloss er still die Augen und steckte das Schwert zurück in seine Scheide. Auch Leander steckte sein Schwert zurück. Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Eilig lief ich auf die beiden zu: „Entschuldigung Leander, ich hatte vergessen, dass du verwundet bist.“ Besorgt blickte ich ihn an. Hoseki schaute verwundert zu ihm: „Du bist verwundet? Wieso kämpfst du dann? Ist auch egal, selbst für einen verletzten war das armselig.“ Ich fuhr herum: „Hoseki!“ Er hob beschwichtigend die Hände und half Leander zurück zu der Höhle.
Wieder und wieder entschuldigte ich mich bei Leander. Er schien vollkommen fertig zu sein. „Los zieh dein T-Shirt aus, ich schaue ob noch alles in Ordnung ist.“, bestimmt sah ich ihn an. Er wiedersprach nicht mal. Ich zuckte zusammen, als ich sah, dass die Wunden auf seinem Rücken wieder ein wenig aufgerissen waren und das Blut durch den Verband drang. „Das muss ich neu verbinden.“, ich kam mir schuldig vor. Wieso hatte ich daran nicht schon eher gedacht? Während ich Leander neu verband stand er nur ruhig da: „Das ist nicht deine Schuld, sie sind schon aufgerissen, als wir noch in der Stadt waren.“ Ich stockte: „Was! Wieso hast du nichts gesagt?“ Er senkte den Kopf: „Es wäre schon wieder geheilt wenn ich stillgesessen hätte.“ Ich wurde still, für einen kurzen Moment verweilten meine Hände wo sie waren: „Also war es doch meine Schuld.“ „Nein, ich habe dich ja provoziert.“, er drehte sich zu mir um und lächelte. Ich wusste, dass es nicht so war, aber die Tatsache, dass er es mir nicht übel nahm heiterte mich wieder ein wenig auf. Erneut machte ich mich an den Bandagen zu schaffen. Hoseki hatte bis jetzt nur an der Wand gestanden und nichts gesagt, doch als ich den kompletten Verband von Leander abgenommen hatte meldete auch er sich sichtlich erschaudert zu Wort: „Was hast du gemacht, dass du so zugerichtet wurdest?“ Leanders gesammter Rücken war von einer tiefen roten Narbe versehen, die sich ein wenig unterhalb der Schultern wieder geöffnet hatte. Ich drehte mich zu ihm um: „Sie einer an, dich lässt also auch nicht alles kalt.“ Augenblicklich drehte der Akuma den Kopf von mir. Ich griff nach dem Verband: „Wir wurden von einem seltsamen Monster in der Form eines Nebels angegriffen.“ Hoseki schaute wieder in unsere Richtung: „Und wieso ist mit dir dann alles in Ordnung?“ Ich hielt für einen kurzen Moment inne: „Weil ich nicht so viel abbekommen habe, er hat mich verteidigt.“ Ich erinnerte mich an die Tage in Akis Haus. Dabei fiel mir etwas ein. Bestimmt schaute ich Leander an: „Dreh dich nicht um, ja, ich will etwas ausprobieren.“ Ich spürte seine Verwunderung, doch er sagte nichts. Konzentriert schloss ich die Augen. Dieses Glühen um meine Hand, dass ich hatte. Es hatte ihm vorher geholfen, ob es das wohl auch nun wieder konnte? Und konnte ich es von selbst hervorrufen? Ich konzentrierte mich, doch es schien nichts zu passieren, egal was ich versuchte. Ich öffnete die Augen wieder. Ich schmunzelte enttäuscht: „Es funktioniert nicht, also muss es wirklich etwas mit dem Nebel zu tun gehabt haben.“ „Was?“, Leander drehte sich fragend zu mir um. Ich griff nach dem Verband und machte mich wieder an die Arbeit. „Erinnerst du dich daran, als du in Akis Haus wieder aufgewacht bist?“, ich sah Leander nicht an. „Ja, ich hatte dich die ganze Zeit darauf ansprechen wollen, aber du bist vor mir davongelaufen.“ Ich sah auf den Fußboden. Leanders Augen verweilten auf mir: „Aki hat gesagt, ich hätte es dir zu verdanken, dass ich wieder aufgewacht bin. Was hast du getan?“ Ich musste mich überwinden um es ihm zu erzählen, aber ich hatte das Gefühl ich müsste es tun: „Ich habe es gerade wieder versucht um deine Wunden zu heilen, aber es hat nicht funktioniert, deshalb vermute ich, dass es etwas mit dem Nebel zu tun haben muss.“ Leander blickte mich verständnislos an. „Es war so, als ich an dem Tag in dein Zimmer gekommen bin, hat meine Hand als ich dir näher gekommen bin angefangen rot zu leuchten. Ich weiß das es seltsam klingt aber … Es war seltsam, aber ich hatte das Gefühl das ich dir damit helfen könnte, letztendlich hatte ich damit auch Recht, aber es war schwer. Es tat weh und war kraftraubend und am Ende kann ich mich nur noch daran erinnern wie dieser Nebel aus dir herauskam. Erst dachte ich es könnten vielleicht irgendwelche Heilkräfte sein, aber als ich Nini, die vollkommen außer sich war vor Wut damit berührt hatte, kam auch aus ihr so ein Nebel. Ich wollte gerade versuchen ob das alles wirklich nur an dem Nebel lag oder ob es etwas war, was den Nebel als Nebeneffekt vertrieben hat, aber es scheint so als könnte ich es selbst nicht kontrollieren und es vertreibt lediglich nur ihn.“ Leander schien überrumpelt, Hoseki jedoch schien etwas Interessantes aufgefallen zu sein: „Moment du sagst, ihr wurdet von einem Nebel angegriffen, der ihn verletzt und krankgemacht hat und dieses andere Mädchen kontrolliert hat?“ Ich nickte. Hoseki verzog das Gesicht: „Das klingt für mich sehr nach der Seele des Teufels.“ Leander und ich zuckten beide zusammen. Wie meinte er das. Hoseki ging durch die Höhle auf und ab. „Es ist so, die Macht des Teufels nimmt über die Jahre zu und wenn das Siegel noch dazu an seiner Kraft verliert, dann kann es passieren, dass Teile seiner Seele hier her gelangen.“ Ich war benommen. Der Teufel, das Siegel des Teufels, die Geschichten des alten Mannes kamen mir wieder in den Kopf. „Aber was habe ich mit all dem zu tun?“, ich war verwirrt. Hoseki lehnte sich zurück: „Wenn du es noch nicht weißt tut es mir leid, aber ich darf es dir nicht sagen und dazu wird mich auch kein Befehl bringen. Es gibt Sachen, die muss selbst ein Diener verschweigen.“ Ich verzog das Gesicht, dann halt nicht. Kaum hatte Leander sich sein T-Shirt wieder angezogen betraten Nini und Hyo die Höhle. Sie schienen überrascht. Nini stellte sich direkt vor den Akuma und schaute ihn kritisch an: „Wer bist du denn?“ Als er nicht anwortete drehte sie sich zu mir um: „Emma, wer ist das?“ ich setzte mich an eine Wand und sah zu den beiden herüber: „Nini, darf ich dir vorstellen, dass ist Hoseki, mein Portalbegleiter.“ Hyo stand auf Abstand zu ihm: „Seit wann hast du einen Portalbegleiter?“ Ich zuckte mit den Achseln, ich weiß es seid heute und habe ihn seit ein paar Tagen.“ Nini machte Luftsprünge: „Ein Portalbegleiter cool, aber sag mal, ich habe gehört, sie seinen Diener, heißt das er muss jetzt alles tun was du ihm sagst?“ Ich war über ihre freudige Reaktion leicht überrascht: „Ja, ich glaube so könnte man es beschreiben.“ Nini blieb wieder vor ihm stehen: „Hey.“, rief sie freudestehlend. Hoseki jedoch antwortete nicht. Er fühlte sich sichtlich unwohl, wie Nini so um ihn herumging und ihn immer wieder ansprach. Erst als sie sein Schwert anfasste, sah er sie finster an: „Lass das!“ Auch Nini schrak zusammen, als sie das erste Mal seine Stimme hörte. Fluchend kam Leanders kleine Schwester zu mir herüber: „Sehr nett.“, flüsterte sie mir ironisch ins Ohr. Hyo stand noch immer im Eingang: „Ich nehme mal an, dass er uns ab jetzt auch begleitet?“ Bevor ich etwas antworten konnte kam Hoseki mir zuvor: „Nein, ich kehre in den Kristall zurück.“ Ich überlegte erst noch ob ich ihm wiedersprechen sollte, da er sich aber zwischen uns gänzlich unwohl zu fühlen schien lies ich es sein. Ich seufzte nur und hielt ihm den Armreif entgegen. Er zögerte nicht lange, ging auf ihn zu und in dem Moment in dem er den Edelstein berührte, verwandelte er sich in rotes Licht und verschwand. Einige Sekunden lang war es still. Dann klatschte Nini in die Hände: „Ja, ich würde mal sagen …“ Sie verzog das Gesicht: „Weder mag ich ihn noch er mich.“ Wir saßen zusammen im Kreis, zählten das Geld, aßen und tranken etwas. Still sah ich aus den Augenwinkeln zu Leander herüber, er hatte Nini nichts davon erzählt das seine Wunden wieder aufgerissen waren, er wollte ihr keine Sorgen machen. Aber ich hatte noch immer Schuldgefühle, hätte ich Hoseki nicht auf ihn gehetzt, dann wären die Wunden wahrscheinlich jetzt schon wieder geheilt. Was mich jedoch mehr beschäftigte war die Erklärung meines Portalbegleiters. Hatte er wirklich Recht damit, dass dieser Nebel, der uns angegriffen hatte, die Seele des Teufels war? Wenn ja wäre das ganz und gar nicht gut. Aber würde das nicht auch bedeuten, dass ich die Kraft hatte ihn zu vertreiben? War das der Grund wieso Hoseki mich als seinen „Meister“ haben wollte, weil ich Einfluss auf die Seele des Teufels hatte. War es nicht auch sein Volk, das die Tore zum Ort seiner Versieglung bewachte? Und was genau hatte er noch mal zu dem Siegel gesagt? Es würde schwächer, sollte das etwa bedeuten, dass seine Zeit auf das Ende zuging? War es wir der alte Mann es beschrieben hatte, wieder soweit, dass die Uhr auf die letzten Schläge zu ging? Aber würde das nicht bedeuten, dass jedes Mal, wenn das Siegel kurz davor ist zu brechen, der Teufel einen Teil seiner Seele an die Oberfläche schickte? Nein, er wurde stärker, deshalb war es ihm dieses Mal gelungen, aber wie machte die Göttin das eigentlich? Lies sie sich die Siegel überschneiden, oder wie war das? Ich lehnte mich zu Leander herüber, so dass Nini und Hyo es nicht mit bekamen, sie mussten ja nicht unbedingt wissen, was das für eine Nebel gewesen ist: „Leander, wie ist das eigentlich mit dem Siegel des Teufels? Legt die Göttin, wenn das erste kurz davor ist zu brechen ein zweites darüber?“ Für einen kurzen Moment war Stille und ich dachte schon er hätte mich nicht gehört, dann jedoch antwortete er mir mit leiser Stimme: „Nein, es ist so, wenn die Göttin weiß, dass das Siegl kurz davor ist zu brechen, dann sucht sie bereits nach einem neuen. Sie muss die Person jedoch immer fragen, deshalb können solche Suchen manchmal sehr lange dauern. Jedenfalls, wenn sie dann jemanden gefunden hatte, dann geht sie einen Bund mit ihm ein. Die Person ist damit dann an sein Wort gefesselt und sobald das erste Siegel bricht, wird er oder sie automatisch zum neuen Siegel.“ „Und was ist wenn ihr erstes Siegel schon vorher stirbt, durch einen Kampf oder ähnliches? Dass kann sie doch nicht voraussehen.“, ich durchschaute die Komplexität dieser Welt noch nicht so ganz. Leander flüsterte wieder: „Wenn dieser Fall eintritt, dann hat die Göttin ein großes Problem. In dem Fall muss sie mit ihrer eigenen Kraft ein Siegel bilden, damit ist sie jedoch an die Spiegelwelt gebunden und kann auch nicht mit den Nekos hier in Kontakt treten, daher sind die Himmelsstreifer in einer solchen Situation besonders wichtig. Entweder werden sie alle gebraucht um mit ihrer Kraft ein Siegel zu erzeugen oder um nach einem möglichen Neuen zu suchen.“ „Woher weiß man so etwas? Ist das Allgemeinbildung?“ Leander lächelte schwach: „Beinahe, ich habe mich nur einige Zeit mit dem Thema auseinander gesetzt, die Bücher von dem alten Mann waren dabei sehr hilfreich.“ „Warum hast du das getan?“, fragend sah ich zu ihm herüber. Er zuckte mit den Achseln: „Jeder Neko hat einen Drang dazu etwas zu lernen, und ich habe mich halt auf die Geschichten der Göttin spezialisiert.“ Ich seufzte: „Ich wette ich könnte das wesentlich leichter verstehen, wenn ich mich an alles erinnern könnte.“ Leander setzt sich gerade hin: „Ach was, irgendwann wirst auch du deine Vergangenheit wiederfinden. Ich erinnere mich doch auch an das meiste wieder. Irgendwann kommt der Punkt, wo es in deinem Kopf klickt sagt und irgendetwas die Verbindung ausgelöst hat.“ Irritiert sah ich ihn an: „Hey, warst es nicht du, der gesagt hat, die Göttin hätte uns die Erinnerung genommen?“ Leander lehnte sich wieder zurück: „Ja, aber auch die Göttin hat nicht die Macht uns vollends die Erinnerung zu nehmen. Was passiert ist, ist passiert und was wir erlebt haben, haben wir erlebt.“ „Toll, eine Lebensweisheit, was soll mir die jetzt sagen?“ „Wir sind wieder hier, die Göttin hat keinen Grund mehr uns unsere Erinnerung zu verschweigen, jetzt kommt es nur noch darauf an, dass wir Brücken zu ihnen finden.“, er sah mich ernst an: „Du musst nur nach etwas suchen, was etwas in dir auslöst.“
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Der rote Mond
Genç KurguOhne Erinnerungen zu leben ist nicht leicht. Doch kompliziert wird es für die 16-jährige Emma erst, als sie erfährt wer sie wirklich ist. Zusammen mit Leander, dem einzigen Jungen der sie verstehen könnte, doch den sie nicht leiden kann, sitzt sie a...